VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Den negativen Höhepunkt erlebten die Löwen-Profis am Sonntagnachmittag fast mit dem Schlusspfiff: Als Verl das 3:0 erzielte, lachten viele Fans auf Giesings Höhen die eigene Mannschaft aus und feierten den Gegner. Und sangen hinterher: “Wir sind Löwen - und ihr nicht!”

Ein schmerzvoller Tag für alle Sechzger, die sich vom großen Aufstiegstraum wohl oder übel langsam verabschieden müssen - der Trend der letzten Wochen ist katastrophal. Von wegen Trainer-Effekt. Unter Interimscoach Günther Gorenzel ist alles noch viel schlimmer geworden: Drei Spiele, nur ein Pünktchen - und das gegen Gegner, die allesamt jeweils ein geringeres Budget als die Löwen (rund 6,3 Millionen Euro) zur Verfügung haben.

Alarmstufe blau!

Auch die eigenen Ultras werden langsam ungeduldig. Nach db24-Informationen kam es gestern nach dem Schlusspfiff zu einer geheimen Aussprache hinter dem Grünwalder Stadion: Auf der einen Seite die Mannschaft mit der Geschäftsführung um Günther Gorenzel und Marc Pfeifer, und auf der anderen Seite rund 180 bis 200 Ultras. Das Hauptthema: Warum ist noch kein neuer Cheftrainer im Amt? Der Tenor des Treffens, in dem es deutliche Worte Richtung Mannschaft und Gorenzel gab: Viel Frust - und am Ende doch wieder nur Schuldzuweisungen in Richtung Abu Dhabi. Das Unvermögen des eigenen Klubs war eigentlich kein Thema.

Das ist jedoch zu einfach gedacht, denn die Geschäftsführung war es, die Köllner vor die Tür setzte, wohlwissend, dass das Sportbudget nahezu ausgereizt ist. Mit einer weiteren Etaterhöhung aus Sponsoren-Erlösen könnte man jetzt allerdings Geld nachschießen, doch dazu bräuchte man auch die HAM-Seite, die sich nach dem Giesinger Alleingang brüskiert fühlt. Wer löst jetzt den Giesinger Knoten?

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Was außerdem interessant ist: Nach db24-Informationen hatte weder Günther Gorenzel noch ein anderer Vertreter der Löwen im Vorfeld des Trainercastings Kontakt zu RB Leipzig, dem aktuellen Arbeitgeber von 1860-Wunschkandidat Achim Beierlorzer, aufgenommen. Dort steht der 55-jährige Franke noch bis zum 30. Juni unter Vertrag. Der Champions League-Teilnehmer erfuhr aus der Presse vom Interesse aus der bayerischen Landeshauptstadt. Und hätte Gorenzel seine Hausaufgaben gemacht, hätte er dies auch wissen müssen, dass es durchaus auch externe Hürden für die Beierlorzer-Verpflichtung geben könnte. In der virtuellen Aufsichtsratssitzung hatte man sich unter den Funktionären bereits auf den früheren Bundesliga-Trainer verständigt. Am Freitag kam es dann zu einer neuen Entwicklung an der Grünwalder Straße 114, die jetzt dafür sorgt, dass der Klub im Chaos versinkt.