VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Uli Hoeneß und Martin Kind sehen den deutschen Fußball in der Einbahnstraße - am Donnerstag trafen die beiden Alphatiere in Hannover aufeinander. Ein Thema: Die 50+1-Regel.

Bayerns Ehrenpräsident Hoeneß dazu: “Wir wären total dafür, dass diese Regelung fällt, weil wir international total ins Hintertreffen geraten. Man muss fast Sorgen haben, dass gerade aus dem Nahen Osten in den nächsten ein, zwei Jahren noch einige Vereine aufgekauft werden. Man spricht davon, dass Katar Manchester United kaufen und Saudi-Arabien den FC Liverpool kaufen will. Dann wird es lustig für uns. Dann ist das Spiel ohne Grenzen aufgenommen.” Die Argumente der 50+1-Befürworter nannte Hoeneß “scheinheilig”.

Zum Thema “Scheinheiligkeit” sprang Kind sofort an. Dass BVB-Boss und DFL-Aufsichtsratschef Hans-Joachim Watzke als einer der obersten Hüter der 50+1-Regel auftritt, kommentierte Kind so: “Herr Watzke formuliert sehr differenziert. Borussia Dortmund ist die einzig börsennotierte Kapitalgesellschaft im deutschen Fußball, 96 Prozent der Anteile sind über den Kapitalmarkt verteilt. Das ist also ein typisches Wirtschaftsunternehmen. Aber dann wird fabuliert über 50+1, das sie selbst nicht einhalten.” Und Kind weiter: “Ich spekuliere mal, sie wollen verhindern, dass andere auch die Gelegenheit kriegen zu einer entsprechenden Kapitalbeschaffung.”

Kind beklagt die fehlende Kommunikation der DFL: “Es wird ja nie offen kommuniziert. Aber wie ich höre, kann die DFL nicht liefern.” Grund: Bestandsschutz für die genannten Ausnahmeklubs. Daher glaubt Kind: “Es wird Alibi-Veranstaltungen geben, sie werden es nicht klären.” Was wiederum “Wege der Rechtsklärung” - sprich: eine Klage - eröffne. Zumal das Kartellamt, so Kind, “vor zwei Jahren geschrieben hat, dass 50+1 nach deutschem Kartellrecht okay ist. Aber nicht, dass das auch nach europäischem Kartellrecht gilt”.