VON HELMUT SOVA

Alle Jahre wieder: Der Löwen-Blues hat uns wieder. Doch dieses Mal ist alles anders. Nach der Köllner-Beurlaubung ist es noch schlimmer geworden. Viele db24-Leser waren nach dem Gast-Beitrag von Bernd Schlemmer angefixt, selbst in die Tasten zu hauen und ihrer Enttäuschung über 1860 freien Lauf zu lassen. Knapp 100 Zuschriften haben wir seit Mittwochmorgen bekommen. Auch der 65-jährige Helmut Sova, der 1965 sein erstes Löwen-Spiel gegen den 1. FC Köln sah und Mitglied seit 1992 ist, hat uns geschrieben:

„Action follows strategy“, lautet eine geläufige Anleitung in der Unternehmensführung. Diese Basisregel wird Herr Reisinger in seiner Funktion als Unternehmensberater sicherlich mehrfach seinem Klientel empfohlen haben.

Umso mehr mag es verwundern, dass er derart einfache Grundsätze als Präsident des TSV 1860 München vollkommen außer Acht lässt. Ein Kernproblem dieses traditionsreichen Fußballvereins liegt seit langem darin, dass dieser Verein zwar viele wohlklingende Wünsche hat, wie den Aufstieg möglichst in die erste Bundesliga, die Nummer 1 im Münchner Fußball zu sein, oder eine eigene Fußballheimat möglichst in Giesing zu haben, eine eigene Turnhalle bauen zu wollen und vieles mehr. Ein derartiges Wunschdenken mag vielleicht am sonntäglichen Kirchgang angemessen sein, ist aber für eine Unternehmensführung ohne jeden Belang, solange dieses Wunschdenken nicht in eine nachhaltige Strategie umgesetzt wird.

Für die Wahl der zukünftigen Spielstätte würde dies bedeuten, welche Kapazitäten benötige ich in den kommenden zehn Jahren, wenn ich meine Aufstiegswünsche realisieren will, welche Vermarktungsmöglichkeiten muss mir diese Spielstätte bieten, um wettbewerbsfähig zu sein, welchen Komfort muss ich zukünftig meinen bezahlenden Kunden bieten, damit sie auch weiterhin meine Spiele besuchen? Sicherlich lassen sich noch viele weitere Anforderungen für ein Strategiepapier darlegen. Auch erscheint eine derartige Strategie nicht vollkommen aus der Luft gegriffen, weil es genügend Beispiele im deutschen Profifußball gibt, die als Vorbilder dienen können.

Die Entwicklung einer derartigen Strategie ist eine elementare Aufgabe der Gesellschafter bzw. von deren Gremien. Es ist definitiv keine alleinige Verantwortung der Geschäftsführung, wie uns Herr Reisinger wiederholt suggerieren will. Demgegenüber formuliert der Präsident den Wunsch nach einem baldigen Aufstieg und unterschlägt dabei, dass sein Verein nicht über ein den Statuten der DFL angemessenes Stadion verfügt. Dies wäre aber eine originäre Aufgabe eines Gesellschafters.

Achim Beierlorzer und Manuel Baum sollen die beiden Favoriten auf die Köllner-Nachfolge sein: Wer schmeckt ihnen besser?

Umfrage endete am 02.03.2023 08:00 Uhr
Keiner von beiden!
56% (5059)
Achim Beierlorzer
25% (2264)
Manuel Baum
18% (1661)

Teilnehmer: 8984

Liegt dieses Strategiepapier vor, dann muss die Geschäftsführung ihr Handeln dementsprechend ausrichten.
Dies ist das kleine Einmaleins der Unternehmensführung. Jeder Löwenfan kann selbst hinterfragen, ob es etwas derartiges bei unserem Herzensverein gibt. Ich bin überzeugt, dass es nicht ansatzweise eine derartige Strategie gibt. Die einzige Strategie vom e.V. lautet „Hauptsache Giesing“. Darauf lässt sich aber leider keine erfolgreiche Zukunft aufbauen.

Was ich damit ausdrücken will: Natürlich brauchen wir einen neuen Trainer und womöglich auch einen neuen Sportchef, aber dies alles führt nicht zu einem langfristigen Erfolg von 1860 . Somit kann die Personalsuche auch relativ einfach beantwortet werden. Man nimmt die billigste Variante, weil es nur darum gehen kann, das aktuelle Elend zu verwalten. Ein Top-Trainer oder Manager würde genau dieses Thema hinterfragen und ohne zufriedenstellende Antwort sofort abwinken.

Was wir am dringendsten benötigen, ist ein Präsident, der die Richtung und somit die Strategie vorgibt und diese dann gemeinsam mit dem Mitgesellschafter als Handlungsanweisung für die Geschäftsführung offenlegt. Erfolg ist planbar, aber er ist eben kein Wunschkonzert wie beim TSV 1860.

Haben Sie auch den Löwen-Blues? Dann schreiben Sie sich Ihren Frust von der Seele und schicken uns Ihren Text mit Foto an die Mailadresse redaktion@dieblaue24.de. Wichtig: Wir veröffentlichen keine anonymen Leserbriefe!