VON MARCO BLANCO UCLES UND IMAGO (FOTO)

Der Trainerstuhl beim TSV 1860 ist ein wackeliger, das war er schon immer…

Mit Michael Köllner hat es vor mehr als zwei Wochen mal wieder einen Coach erwischt: Aus nach dreieinviertel Jahren. Ein Nachfolger für den 53-Jährigen ist bisher nicht in Sicht. Ein Blick in die Löwen-Historie zeigt: Trainerentlassungen beziehungsweise das Suchen nach neuen Coaches gestalteten sich schon häufiger kurios. Wir haben einen Blick in die Vergangenheit geworfen:

Star-Trainer Sven-Göran Eriksson sagt den Löwen doch noch ab: Eigentlich war doch schon alles fix: Die Löwen selbst waren es am 15. Januar 2013, die auf ihrer Homepage verkündeten, dass Sven-Göran Eriksson - ehemaliger Coach von Spitzenteams wie Lazio und AS Rom, Manchester City, Benfica Lissabon sowie der englischen und mexikanischen Nationalmannschaft - zusammen mit Alexander Schmidt Trainer der Zweitliga-Mannschaft werden wird. Der damals 64-Jährige, der zuvor bei einigen Löwen-Spielen im Stadion gewesen war, wusste nichts von einer Einigung. Auf die Doppel-Konstellation mit Schmidt hatte der Schwede, mit dem Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik den Kontakt hergestellt hatte, wenig Lust, sagte 1860 ab und ging stattdessen nach Dubai. In seiner Biografie schrieb Eriksson: “Es kam ein Direktor des Klubs, Robert Schäfer, nach London, um mich zu treffen. Laut ihm war es ein Missverständnis, das dazu geführt habe, dass meine Ernennung offiziell bekanntgegeben worden war. Der Klub hoffte, dass ich den Job übernehmen würde. Aber es war unklar, was genau meine Arbeit beinhalten würde. Es gab Gespräche, den Chefcoach-Posten mit dem deutschen Trainer zu teilen, der zum Cheftrainer ernannt worden war, Alexander Schmidt. Ich war nicht daran interessiert. Das würde nur zu Problemen führen.”

Falko Götz wird auf kuriose Art und Weise beurlaubt: Es war der 29. Spieltag der Bundesliga-Saison 2003/2004. Der Löwe unterlag dem HSV vor heimischem Publikum mit 1:2 und befand sich in akuter Abstiegsgefahr. Nach der Partie verkündete Vizepräsident Hans Zehetmair die Entlassung von Trainer Falko Götz. 15 Minuten später erklärte Götz auf der Pressekonferenz, dass er davon nichts wisse und er davon ausgehe, Trainer zu bleiben. Wiederum zehn Minuten später trat Präsident Karl Auer vor die Mikrofone, bedauerte das voreilige Statement seines Stellvertreters, nur um dann die Entlassung von Götz zu bestätigen. Im Hinblick auf Vize Zehetmair erklärte Auer: “Unter diesen Umständen kann ich nicht weiter mit ihm zusammenarbeiten. Es gibt zwei Möglichkeiten: Er oder Ich!” Am Tag danach trat Zehetmair zurück, nur fünf Wochen nachdem er und Auer das Amt des langjährigen Präsidenten Karl-Heinz Wildmoser übernommen hatten. 1860 versank im Chaos, Ex-Löwe Gerald Vanenburg wurde als Trainer installiert, konnte den Niedergang jedoch nicht mehr aufhalten. Sechzig stieg wenige Wochen danach aus der Bundesliga ab - und seitdem nie wieder auf.

Reiner Maurer auf Platz vier entlassen: Platz vier in der Zweiten Liga, dazu der Einzug in das DFB-Pokal-Viertelfinale: Man konnte im Januar 2006 nun wirklich nicht von einer schwachen Saison der Löwen sprechen. Dennoch musste Reiner Maurer seinen Hut nehmen. Vorausgegangen war ein enttäuschendes 0:0 gegen den Tabellenletzten Ahlen. Auf Maurer folgte der Österreicher Walter Schachner. Der Personalwechsel machte sich nicht bezahlt. Sechzig geriet sogar in Abstiegsgefahr, wurde am Ende Tabellen-13. Im db24-Interview vor wenigen Wochen sprach Maurer über seinen überraschenden Rauswurf.

Spieler stimmen ab: Max Merkel muss gehen: Meistertrainer Max Merkel hatte zwar bei den Löwen sportlichen Erfolg, war bei den Spielern jedoch nicht so wirklich beliebt. Mehrere verbale Entgleisungen des Österreichers - unter anderem krachte es zwischen dem Coach und Torhüter Petar Radenkovic - brachten die Sechzger-Akteure auf die Palme. Am 15. Dezember 1966, wenige Monate nach der Deutschen Meisterschaft, traf sich die Mannschaft in einem Hotel, um abzustimmen, ob sie mit Merkel weiterarbeiten möchte. Das Ergebnis: 14:3 gegen den Trainer. Schweren Herzens musste Präsident Adalbert Wetzel Merkel nahelegen, seinen Posten aufzugeben.

Acht Trainer in vier Jahren: Die wilde Amtszeit von Präsident Karl Heckl: 1984 wurde der vermögende Bauingenieur Karl Heckl neuer Löwen-Präsident, wollte 1860 mit seinem Geld raus aus der Bayernliga führen. Ein Unternehmen, das krachend scheiterte. Unter ihm wurden in nur vier Jahren stolze acht Trainer - Bernd Patzke, Octavian Popescu, Erich Beer, Wenzel Halama, Dieter Kurz, Fahrudin Jusufi, Thomas Zander und Uwe Klimaschefski - verschlissen. Der launische Heckl bewies nicht unbedingt viel Geduld bei der Rückkehr in den Profifußball. Ein legendärer Satz über seine Amtszeit als Präsident: „Ich bin der einzige Mensch, der beim TSV 1860 zum Millionär wurde. Vorher war ich Milliardär.“