VON MARCO BLANCO UCLES UND IMAGO (FOTOS)

Duelle gegen den Ex-Klub sind das Salz in der Suppe für einen Fußballer…

Zugegeben: Bei Manuel Schäffler (33) ist es eine Zeit lang her, dass er für die Münchner Löwen aufgelaufen ist. Im zarten Alter von 13 Jahren schloss er sich 2001 den Löwen an, durchlief die Jugendmannschaften und feierte bei Sechzig sein Profi-Debüt in der Zweiten Liga. Nach zehneinhalb Jahren - mit einem Jahr Unterbrechung - zog es Schäffler, der in 57 Einsätzen für 1860 fünfmal traf, weiter zum FC Ingolstadt.

Seitdem ist viel passiert. Über die Stationen Kiel, Wiesbaden und Nürnberg landete der heute 33-jährige Angreifer im Sommer schließlich bei Zweitliga-Absteiger Dynamo Dresden - und das obwohl er auch immer wieder mal bei 1860 auf der Liste gestanden hat. Bei Daniel Bierofka, aber auch bei Michael Köllner.

Am ersten Spieltag war Schäffler dann direkt erfolgreich, traf gegen die Löwen bei der 3:4-Niederlage seines neuen Arbeigebers. Ende Dezember zog sich Schäffler im Trainingslager der Dresdner einen Muskelfaserriss zu, fehlte mehrere Wochen.

Rechtzeitig zum Rückrunden-Auftakt bei 1860 (Montag, 19 Uhr, db24-Ticker) könnte gebürtige Brucker nun sein Comeback feiern. Im db24-Interview spricht Schäffler unter anderem über seine Einsatzchancen, die schwierige Hinrunde bei Dynamo sowie sein heutiges Verhältnis mit den Löwen.

db24: Herr Schäffler, wie geht es Ihnen nach dem Muskelfaserriss? Sind Sie einsatzbereit für das Duell am Montagabend bei Ihrem Ex-Verein 1860?
 
MANUEL SCHÄFFLER: Wissen tue ich es nicht (lacht). Grundsätzlich bin ich aber wieder im Mannschaftstraining dabei. Bis zum Montag wird es sich herauskristallisieren, ob ich eine Option bin oder nicht. Aber die Reha-Maßnahmen und ersten Bewegungen auf dem Platz waren ohne Schmerzen, ohne Nachwehen.
 
db24: Montagabendspiel unter Flutlicht im Grünwalder Stadion gegen Ihren Ex-Verein. Gibt schlechtere Zeitpunkte für ein Comeback…
 
Ja, richtig. Mein allererstes Spiel für Dynamo war im Sommer ja auch gegen Sechzig. Für mich persönlich lief die Partie ganz gut, auch wenn das Ergebnis aus unserer Sicht nicht gestimmt hat. Ich bin ein Teamplayer und will der Mannschaft helfen. Ich hoffe, dass ich am Montag auf dem Platz stehen kann.


 
db24: Sie erzielten im Hinspiel gegen Sechzig Ihr erstes Tor für Dynamo. Einst beim MSV Duisburg war Ihr erster Streich ebenfalls gegen 1860. Ein Lieblingsgegner?
 
Nein, nicht unbedingt. Ich versuche immer meinem Team zu helfen, egal gegen wen. Das ist mir die letzten Jahre für meine Vereine auch ganz gut gelungen. 
 
db24: Die Saison mit Dynamo verläuft bisher holprig, Platz neun nach der Hinrunde…
 
Wir hatten insgesamt 16 Neuzugänge vor der Saison. Wenn du relativ wenig Zeit hast dich kennenzulernen und von Tag eins funktionieren musst, ist es nicht immer so einfach. Wir hatten zuletzt auch eine ewig lange Negativserie, sieben Ligaspiele ohne Sieg. Da spielt dann nicht nur der Körper, sondern auch der Kopf eine große Rolle. Jetzt im Trainingslager hatten wir mehr Zeit, um das System des Trainers umzusetzen und ein Gespür für unseren Nebenmann zu kriegen. 
 
db24: Wie fällt Ihr persönliches Fazit nach einem halben Jahr Dynamo Dresden aus?
 
Das Team und alles Drumherun ist super, meine Familie und ich fühlen uns sehr wohl. Wir konnten hier schnell Anschluss finden, den Umzug über die Bühne bekommen und Plätze im Kindergarten finden. Das läuft alles. Sportlich ist klar: Ich bin zweimal schon mit einer Muskelverletzung ausgefallen, das kannte ich vorher in den 15 Jahren im Profibereich nicht. Damit musste ich lernen umzugehen. Dennoch bin ich hier gut aufgehoben - sowohl in der Reha als auch auf dem Platz, um schnell wieder zu Kräften zu kommen.
 
db24: In Oldenburg gelang für Dresden beim 3:1-Sieg am vergangenen Wochenende der erste Triumph in der Dritten Liga seit dem 9. Oktober. Eine Erlösung?
 
Ja, klar! Man hat gesehen, dass wir mutiger waren, Oldenburg unter Druck gesetzt haben. Auch in der Box waren wir dominant, das ist uns in der Vergangenheit auch nicht immer gut gelungen. In Summe geht es darum, Positiverlebnisse zu sammeln - da hat das Oldenburg-Spiel natürlich seinen Teil dazu beigetragen!
 
db24: Nun wartet die nächste Bewährungsprobe, auswärts bei Sechzig München…
 
Ich denke, es könnte ähnlich wie das Hinspiel werden. Wenn zwei Mannschaften wie Dresden und Sechzig mit offenem Visier reingehen, kann es erneut viele Tore geben. Es ist ein Traditionsduell, da wird viel über Bereitschaft und Leidenschaft entschieden. Es wird darum gehen, welches Team es letztendlich mehr möchte. Wir wollen nach dem Oldenburg-Spiel natürlich das nächste Zeichen setzen und es unseren Kritikern zeigen. 

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In jungen Jahren stürmte Schäffler (l.) an der Seite von Löwen-Legende Benny Lauth.
 
db24: Auch die Löwen haben gegen Zwickau einen Befreiungsschlag gelandet, wollen ebenfalls nachlegen…
 
In erster Linie wollen wir alle punkten. Ich gehe in jedes Spiel, um es zu gewinnen, dafür bereite ich mich vor, das ist meine Herangehensweise. Wenn ich sagen würde, ein Punkt reicht mir, würde ich meinen Job nicht richtig machen. Deswegen geht es darum, dort etwas zu holen. 
 
db24: Dresden hängt im Mittelfeld fest. Was ist die Vorgabe? Aufholjagd auf die Aufstiegsränge?
 
Wir müssen von Spiel zu Spiel schauen. Es geht darum, dass wir unsere Partien gewinnen. Damit kommt das Selbstvertrauen und automatisch bessere Leistungen. Ich bin kein Freund davon, ständig auf die Tabelle zu gucken. Das kann man fünf Spieltage vor Ende machen. Mit Wiesbaden habe ich auch schon mit weniger Punkten Serien gestartet und bin vorne wieder drangekommen. Anfangs dachte jeder, Sechzig marschiert durch. Dann gab es eine weniger erfolgreiche Phase und auf einmal befinden sie sich im Verfolgerfeld. Weiter als bis zum nächsten Spiel zu gucken, ist in der Dritten Liga gefährlich. 
 
db24: Das stimmungsvolle Grünwalder Stadion dürfte für Dresden angesichts der Atmosphäre im Rudolf-Harbig-Stadion kein Problem sein, oder?
 
Ich glaube einfach, dass es für beide Mannschaften ein geiles Duell wird. Beide Teams sind an die vielen Zuschauer gewöhnt. Man erwartet ein geiles Spiel mit vielen geilen Szenen. Ich wünsche mir, dass wir nachhause fahren mit drei Punkten im Gepäck. 
 
db24: Elf Jahre spielten Sie bei 1860. Besteht noch Kontakt an die Grünwalder Straße 114?
 
Ja, zu einigen Leuten schon. Phillipp Steinhart beispielsweise spielt ja noch bei Sechzig, ist schon ewig da. Wir haben manchmal Kontakt, schon oft gegeneinander gespielt. Mit Quirin Moll, den ich auch mal im Urlaub getroffen habe, habe ich ab und zu Kontakt. Zum Beispiel zuletzt, als er Geburtstag hatte. Im Jugendbereich kenne ich auch noch einige Leute. Natürlich schaue ich die Spiele der Löwen gerne an. Man verbindet ja immer etwas mit dem Verein, bei dem man seine Karriere begonnen hat. Ich bin mit 13 Jahren zu 1860 gekommen. Mein Vater war lange Zeit Offensivtrainer bei Sechzig und hat Kevin Volland, Bobby Wood und viele weitere trainiert. Deshalb hatte ich immer noch einen Draht zu den Löwen. Ich freue mich sehr auf das Duell und die Rückkehr in die Heimat. 
 
db24: Sie werden am 6. Februar 34 Jahre alt, haben bis 2024 Vertrag in Dresden. Haben Sie sich schon über die Zeit nach der Karriere Gedanken gemacht?
 
Meine Frau wird in eineinhalb Jahren mit den Kindern auf alle Fälle nach München gehen, da sie dort zur Schule gehen werden. Auch ihre Großeltern sind in München. Ich habe mich für den Job als Fußball-Profi entschieden und werde weiterspielen, solange es geht. Deshalb weiß ich noch nicht, wann es für mich nachhause geht. Aber noch habe ich eineinhalb Jahre Vertrag. So viele Gedanken habe ich mir deshalb noch nicht darüber gemacht. Wir freuen uns aber darauf, irgendwann wieder in München zu sein!