VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Michael Lerchenberg (68) leidet mit den Löwen. Wieder mal. Der beliebte Schauspieler und Kabarettist, der vielen Münchner als “Bruder Barnabas” auf dem Nockherberg ein Begriff ist, spricht mit db24 über das alte und neue Löwen-Leid - und seine Verwunderung über das politische Innenleben bei 1860. Das mehrseitige Interview (bitte blättern!):

db24: Grüß Gott, Herr Lerchenberg: Vielen Löwen-Fans hängt, wie man in Bayern salopp sagt, die Lätschn schon wieder sauber runter. Welcher Filmtitel würde momentan zu 1860 passen?

MICHAEL LERCHENBERG: Die Hoffnung stirbt zuletzt - das ist der Dauertitel mit Endlosschleife. Doch es bleibt dabei: Ich werde mir die Löwen weiter anschauen. Auch das Toto-Pokal-Spiel in Buchbach habe ich mir auf Löwen-TV gegeben. Nicht böse gemeint: Buchbach? Hinterher frage ich mich nach solch quälenden 90 Minuten immer: Warum tue ich mir das derzeitige Gewürge überhaupt an? Wenn ich solche Spiele wie diese sehe, dann leide ich. Fragen Sie mal meine Frau! Die muss mich dann immer aushalten. Und Alkohol ist um 14 Uhr nachmittags auch keine Lösung, wenn Sechzig in der Dritten Liga spielt (lacht).

db24: Derzeit sind für 1860 die Abstiegsregionen näher als die Aufstiegszone. Die großen Träume sind schon wieder verpufft…

Das ist es ja. Wo ist die Perspektive, eine Vision? Wir spielen Dritte Liga! Hallo! Und ich höre immer nur: “Wir haben kein Geld!” Warum bekommen dann Vereine wie Saarbrücken, Wiesbaden oder Mannheim eine gescheite Mannschaft zusammen? Von Jahn Regensburg ganz zu schweigen! Ich stelle auch ganz bewusst die Frage: Haben wir ein gutes Scouting? Wir brauchen Kerle, die eine neue Kultur zu 1860 bringen. Unsere Einkaufspolitik ist aus meiner Sicht eindimensional.

db24: Wie erklärt man sich als Fan diesen Einbruch innerhalb weniger Monate?

Ich vergleiche uns mit Holstein Kiel: Die haben letztes Jahr an der Bundesliga geschnuppert, wir an der Zweiten Liga - und beide Klubs spielen in ihren Ligen nun hinten mit. Beide sind in ein emotionales Loch gefallen. Meine Schlußfolgerung: Es kann nur der Kopf sein…

Die Löwen-Abwehr wackelt oft wie ein Kuhschwanz

db24: Das klingt zu einfach…

Sie haben schon recht! Unsere Abwehr ist eigentlich immer für ein blödes Tor gut, sie wackelt oft wie ein Kuhschwanz. Und das schnelle, variable Spiel nach vorne, das uns zwei Jahre ausgezeichnet hat, ist nicht mehr zu sehen. Auch Phillipp Steinhart, nur ein Beispiel, bringt seine Qualität nicht auf dem Platz. Er kommt nicht mehr in diese Positionen wie in der Vorsaison. Die Systemänderung am Anfang der Saison hat zudem alles durcheinander gewirbelt - und ob die drei Sommer-Verstärkungen wirklich Verbesserungen sind, das weiß man noch nicht. Leider ist es so: Wir scheitern wieder am eigenen Anspruch. Kaum geht man forsch an die Sache ran und spricht davon, dass man oben mitspielen will, geht’s in die Hose.