VON OLIVER GRISS UND ULI WAGNER (FOTO)

So unterschiedlich kann man strittige Situationen bewerten - das beweist einmal mehr der ehemalige Fifa-Schiedsrichter Babak Rafati (50) in seiner Spieltags-Analyse beim Online-Magazin liga3-online.de. Auf seiner Agenda steht auch die 0:3-Pleite des TSV 1860 in Kaiserslautern.

Fall 1 - das deutliche Foul von FCK-Verteidiger Dominik Schad gegen 1860-Kapitän Sascha Mölders: Rafati sagt, dass es von Schiedsrichter Frank Willenborg richtig war, weiter zu spielen. Seine Begründung: “Bei diesem Zweikampf im Strafraum von Kaiserslautern schießt Mölders den Ball Richtung gegnerisches Tor, und das Spielgerät geht am Tor vorbei. Unmittelbar nach dem Schuss kommt Schad angelaufen und schmeißt sich mit einer Grätsche vor Mölders, um vor ihm zu klären. Im Bewegungsablauf kommt es im Fußbereich zwischen diesen beiden Spielern fußballtypisch zum Kontakt, und Mölders bleibt mit Schmerzen liegen. Man sieht jedoch, dass Mölders in dieser Szene Schad, der das Bein lang macht und ins Leere grätscht, auf den Fuß tritt und nicht andersherum, sodass kein Foulspiel des Verteidigers vorliegt. Mölders tut sich bei dieser nicht gewollten Aktion selbst weh, indem er sich den Fuß etwas verdreht. Eine richtige Entscheidung, weiterspielen zu lassen.” Die Frage ist, wieviele Schiedsrichter das wirklich so sehen wie Rafati…

Fall 2 - das deutliche Foul von FCK-Spieler Rene Klingenburg vor dem 0:2 gegen Dennis Dressel: “Bei diesem Zweikampf führt Dressel den Ball am Fuß und wird von Klingenburg mit dem rechten Fuß klar regelwidrig von den Beinen geholt. Auch wenn er danach den Ball touchiert, ist das Vergehen durch das Beinstellen klar und deutlich nicht ballorientiert, vielmehr ist der Gegner das Spielobjekt. Eine Fehlentscheidung, diesen Zweikampf weiterlaufen zu lassen und anschließend den Treffer anzuerkennen. Womöglich war der Schiedsrichter nicht in einer optimalen Position (stehend wäre optimal), weil er sich in die andere Richtung bewegte und dadurch womöglich nicht die volle Konzentration auf diese Szene hatte.”

PS: Beim Drittliga-Magazin liegt 1860 bei den benachteiligten Situationen - mit drei Fehlentscheidungen gegen sich - schon wieder auf Platz 1.