VON OLIVER GRISS

Zuletzt saß ich für den Löwen-Podcast “Radis Erben” bei Martin Gräfer im Büro. Der Vorstand von Hauptsponsor “Die Bayerische” verriet mir, Sechzig sei ganz schön anstrengend, aber eben das wahre Leben. So schaut´s aus: Mal unten, mal oben.

Dieses Gefühl begleitet mich als Fan seit weit über 40 Jahren, als 1860-Reporter seit über 30 Jahren. Tiefste Bayernliga-Provinz in den 80er Jahren mit Auftritten in Ampfing, Helmbrechts oder Plattling - der Gegensatz: Derby-Triumphe gegen die Roten und Champions League-Qualifikation gegen Leeds. Was wäre gewesen, wenn Häßlers Freistoß beim Stand von 0:0 gegen den späteren Halbfinalisten nicht an den Pfosten geklatscht, sondern im Netz gezappelt wäre?

Die Geschichte der Löwen kippte leider ins Negative. Ab diesem Spiel ging’s nur noch bergab - bis in die viertklassige Regionalliga Bayern. Für Fans, die sich einzig am Spiel erfreuen wollen, eine Gnackwatschn. Und diejenigen, die mir jetzt vielleicht vorwerfen, dass ich ein Erfolgsfan sei - ich hab mein erstes Löwen-Trikot (Hedos, Erich Beer) in der Saison bekommen, als 1860 im Jahr 1982 die Lizenz entzogen worden ist. Auch als Jugend- und Herrenfußballer bin ich in den Genuß kommen, gegen diesen Verein zu spielen. Als mir mein damaliger Chef Karlheinz Kas das Spiel im Grünwalder Stadion gegen die 1860-Amateure klaute, weil ich stattdessen Sonntagsdienst in der Redaktion des Trostberger Tagblatts schieben musste, war ich im Jahr 1995 den Tränen nahe. Sechzig ist meine Leidenschaft. Daran sind aber auch Freundschaften zerbrochen, die diese Liebhaberei (Spinnerei) nicht nachvollziehen können.

Nach Tiefen kommen auch wieder Höhen, wenn man auf diesem sportlichen Bereich überhaupt davon sprechen darf: Gut, der Aufstieg in die Dritte Liga im Jahr 2018 war ein eine große Anstrengung - weil die Bayern eigentlich besser waren. Dass es letztlich funktioniert hat, war dem Herzblut von Daniel Bierofka zu verdanken. Er hat eine Mannschaft mit viel Herz und Charakter zusammengestellt. Davon profitiert jetzt Michael Köllner. Und der Oberpfälzer hat die Mannschaft unter schwierigsten Umständen noch einmal weiterentwickelt und auch erfolgreicher gemacht.

Natürlich kann man jetzt auch sagen: Irgendwas hat gefehlt. Nein! Bei genauerer Betrachtung haben auch die Schiedsrichter mit einer Menge an kuriosen Fehlentscheidungen dazu beigetragen, dass 1860 zum Saisonfinale nicht auf einem direkten Aufstiegsplatz steht. Deswegen wäre es jetzt einfach nur verdient, wenn 1860 Geschichte schreibt und sich doch noch für die Relegation qualifiziert.

Wir halten es mit Katja Ebstein, die 1970 sang: “Wunder gibt es immer wieder”. Packt zu, Löwen!