VON OLIVER GRISS UND BERND FEIL (MIS)

Eigentlich war 1860-Ikone Peter Grosser nur als Zuhörer beim db24-Stammtisch im Grünwalder Stadion vorgesehen. Doch als der gelungene Abend sich langsam dem Ende zuneigte, ergriff der Meister-Kapitän von 1966 dann doch noch das Wort. “Jetzt muss ich eine Lanze für Hasan Ismaik brechen”, sagte der 80-Jährige: “Er hat sich in den ersten drei Jahren zu 100 Prozent zurückgehalten - und das obwohl der Verein jedes Jahr das Budget um sechs oder sieben Millionen überzogen hatte und sind dann zum Ismaik zum Betteln: ‘Wir brauchen sechs Millionen - sonst bekommen wir die Lizenz nicht.’ Ismaik hat immer bezahlt - und die Mannschaft ist immer schlechter geworden. Und dann hat er versucht, selbst einzugreifen. Ja, das war sein Fehler. Ich bin der Ansicht: Wenn zwei Partner eine Verbindung eingehen, sollte jeder Partner einen konstruktiven Beitrag leisten. Und Ismaik hat Geld gegeben, das war sein Beitrag. Was hätte er von 1860 erwarten müssen? Ein starkes Management mit gesunden Strukturen. Das wäre das Know-how gewesen.”

Grosser sieht das Hauptproblem nachwievor auf Vereinsseite: “Hätten wir gute Leute gehabt, würden wir heute nicht über die Dritte Liga reden, sondern über die Bundesliga. Wenn man sieht, dass Darmstadt mit sehr wenig Geld aufgestiegen ist, dann müsste das mit 1860 auch möglich sein. Ismaiks größter Fehler war, dass er an falsche Berater gekommen ist bzw. auf sie reingefallen ist. Ismaik hat es immer gut gemeint mit 1860. Ich hätte auch da den Verein in der Pflicht gesehen. 1860 hat keine Fußballkompetenz in den Gremien der e.V.-Seite. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Warum ist bei 1860 keiner aufgestanden, als Ismaik den Portugiesen Vitor Pereira als Trainer vorschlug? Da hätte man 50+1 anwenden müssen. Hinterher kann sich jeder dann hinstellen und sagen: ‘Wir haben’s ja gewusst und Ismaik ist schuld.’ Das ist mir zu billig. Das hätte dem Verein viel Leid und viele Abstiege erspart.”

Welche Schulnote geben Sie dem Löwen-Präsidium um Robert Reisinger?

Umfrage endete am 12.02.2019 21:00 Uhr
Note 6
47% (3384)
Note 5
22% (1570)
Note 1
11% (771)
Note 4
8% (583)
Note 2
6% (453)
Note 3
5% (380)

Teilnehmer: 7141

Ein Dorn im Auge ist Grosser auch die Satzung des TSV 1860. “Als Peter Cassalette 2016 zum Präsidenten gewählt wurde, da gab es vorab sechs Bewerber”; sagte der ehemalige Nationalspieler: “Die sechs Bewerber mussten sich einem Casting unterziehen. Allein schon das Wort Casting. Das kann ich mir vorstellen bei ‘Deutschland sucht den Superstar’ oder ‘Germanys next topmodel’ - aber nicht für einen zukünftigen Präsidenten. Das ist allein schon eine Beleidigung. Von diesen sechs Löwen sind zwei übrig geblieben: Cassalette und Saki Stimoniaris. Der Verwaltungsrat hatte sich damals für Cassalette entschieden. Monate später hatte mir Cassalette persönlich gesagt, dass er ganz überrascht war, dass er ausgewählt wurde und fragte die Verwaltungsräte (u.a. Robert Reisinger und Robert von Bennigsen, d. Red.), warum er ausgewählt wurde und nicht Stimoniaris, der eher prädestiniert wäre, Löwen-Präsident zu werden. Sie werden nicht glauben, was die Antwort der Verwaltungsräte an Cassalette war: ‘Stimoniaris ist uns zu dominant, den wollen wir nicht. Wir wollen dich, wir wollen jeden Tag mit dir telefonieren und über Fußball reden.’ Das ist eine Geschichte, die das Elend von 1860 ganz genau zeigt. Das ist ein unfassbarer Zustand. Ich wollte das aufdecken, weil das viele Fans nicht gewusst haben.”