VON OLIVER GRISS

Wenn im Löwenstüberl jeden Montagnachmittag die “Kompetenz-Löwen” (das ist ein Stammtisch von Grantlern mit 1860-Herz) zusammentreffen, kommt dem ein oder anderen Rentner auch mal gern das Wort “Praktikantenstadl” über die Lippen, wenn’s darum geht, die Mißstände bei den Löwen anzuprangern. Doch genau diesen Trend hat der Verein erstmals seit mehr als 15 Jahren mit der Installierung von Oliver Kreuzer durchbrochen. Der 5. November 2015, Tag des blauen Kurswechsels, sollte man deshalb im 1860-Kalender dunkelblau ankreuzen.

Seit dem pikanten Aus von Edgar Geenen im Zuge der Häßler-Affäre im Februar 2000 hat der Klub auf dieser wichtigen Position erstmalig nicht wieder auf eine Billiglösung (Dirk Dufner, Roland Kneißl, Florian Hinterberger), Berufsanfänger (Stefan Reuter, Miki Stevic) oder Quereinsteiger aus der Beraterszene (Gerhard Poschner) gesetzt, sondern mit Kreuzer einen absoluten Fachmann mit Format verpflichtet. Der Ex-Bayern-Profi hat trotz seines jungen Alters von 49 Jahren schon fünf Stationen (Basel, Salzburg, Graz, Karlsruhe und Hamburg) in seiner Vita stehen - und in dieser Zeit sogar Meister-Titel und Pokal-Siege gefeiert. Ein Profi? Bei Sechzig? Das ist ein neues völlig befremdendes Gefühl in München-Giesing.

Natürlich ist die Kreuzer-Einstellung keine Garantie auf Erfolg, aber: Mit dieser Personal-Entscheidung, die vor allem Geschäftsführer Noor Basha nach seiner Poschner-Irrfahrt forciert hat, zeigt der Verein, dass er aus seinen Fehlern lernen will und das Bundesliga-Geschäft endlich in die Hand von Profis (siehe auch Benno Möhlmann) gibt. Wie heißt es so schön: Einsicht, auch wenn sie spät kommt, ist der erste Weg zur Besserung. Auch an der Grünwalder Straße 114a ist scheinbar nichts unmöglich.
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