VON OLIVER GRISS

“Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an…” Hat Udo Jürgens seinerzeit komponiert. Ein Song, der um die Welt ging und noch heute viele begeistert. Heute feiert Werner Lorant seinen 66. Geburtstag. Der Kult-Löwe hat nach der Trennung von seiner Frau längst zurück ins Leben gefunden. Zwar ist Lorant nicht mehr auf der großen Bühne, aber alles andere als unglücklich. In Waging am See im Landkreis Traunstein hat er nicht nur eine neue Liebe gefunden, sondern auch neue Freunde. Dort begeistert er inzwischen auch die Jugend am Campingplatz mit seiner Fußball-Schule.

Bei den Löwen ist Lorant sowieso unvergessen: In der bewegten 154-jährigen Geschichte des TSV München von 1860 gehört der gebürtige Westfale an der Seite des verstorbenenen Ex-Präsidenten Karl-Heinz Wildmoser zu den schillerndsten Figuren des Giesinger Klubs. Nur Max Merkel war erfolgreicher als Lorant.

King Werner hat die Löwen in den 90er Jahren wiederbelebt - mit einer motivierenden Art, die Zehntausende begeisterte. Lorant kreierte eine blaue Erfolgsgeschichte. Im Rekordtempo ging’s von der Bayernliga bis in die Champions League-Qualifikation. In der Saison 1999/2000 wurden sogar beide Derbys gegen den FC Bayern gewonnen. Heute ist der ungeliebte Nachbar um Lichtjahre vom TSV 1860 entfernt. Sportlich wie finanziell. Ein Zustand, den die Stadt München nicht verdient hat.

Wenn man die letzten 13 Löwen-Jahre ohne Lorant zurückblickt, war der vielleicht größte Fehler, sich im Herbst 2001 von Werner Beinhart zu trennen. Die Politiker Christian Ude und Hep Monatzeder (das Duo war damals im Aufsichtsrat) setzten Wildmoser so unter Druck, dass der Präsident sich beugte und Lorant nach einem 1:5 gegen Bayern letztlich entließ. Wohlgemerkt in der Bundesliga - auf einem gesicherten Mittelfeldplatz.

Ein Dilemma, das zeigt, dass Politiker bei 1860 in erster Linie nicht den Verein sehen, sondern nur sich selbst. Vielleicht lernt der Klub irgendwann aus dieser Geschichte, bevor es endgültig zu spät ist. Die Löwen brauchen in ihrem Gremium echte Sechzger - und keine Personen, die den Giesinger Kultklub als Plattform für sich selbst benutzen.

Alles Gute, Werner! Für uns bist Du einer der Größten!