VON OLIVER GRISS

Freilich, es ist aller Ehren wert, dass sich Ricardo Moniz nach der 2:3-Watschn gegen Lautern am Tag danach hinstellt und die Verantwortung übernimmt: “Ich bin immer schuld, suche die Schuld nie bei den anderen. Wenn ich vier Spiele verliere, müssen sie mich entlassen…”

Aber wem ist damit geholfen? Weder dem akribischen Holländer, dem Verein und noch den Löwen-Fans, die den Funkel-Nachfolger aufgrund seines Fleiß’, seiner Direktheit und Leidenschaft schon nach kurzer Zeit verehren. Kürzlich hatte Sportchef Gerhard Poschner bei der Bus-Präsentation von MAN gesagt: “Ricardo passt wie die Faust aufs Auge zu 1860.” Richtig! Ein Fußball-Verrückter, wie es ihn seit Werner Lorant nicht mehr an der Grünwalder Straße gegeben hat. Der Verein braucht Mitarbeiter wie Moniz. Doch der 50-Jährige muss schnellstens lernen, dass der Löwe keine Plattform ist, um in der stärksten Zweiten Liga der Welt groß zu experimentieren: Es steht zuviel auf dem Spiel. Es geht um die Gunst der Fans, das Vertrauen der Sponsoren und um sehr viel Geld. Warum also, Ricardo?

Beim 2:3 in Lautern hat sich Moniz schon in seinem ersten Spiel “vercoacht”. Ohne Not krempelte er die Mannschaft gegenüber dem tollen 2:0-Testsieg bei der Generalprobe gegen Stoke City um, sprengte die eingespielte Viererkette (Steinhöfer, Schindler, Vallori, Wittek) - und beförderte die (noch) nicht fitten Leonardo ins Mittelfeld und Gary Kagelmacher als Rechtsverteidiger in die Startelf.  Maßnahmen, die 1860 im Laufe des Spiels auf dem hitzigen Betzenberg kräftemäßig das Genick brach…

Dass der eigenwillige Trainer dann hinterher betont, dass er es genau wieder so machen würde und es damit begründet, dass “ich Sachen mache, mit denen die anderen nicht rechnen - auch nicht der Gegner”, kann dem Projekt 1860 nicht dienlich sein.

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