VON OLIVER GRISS

Daniel Bierofka sucht immer den positiven Ansatz. “Sollten wir den Aufstieg schaffen, dann gehe ich davon aus, dass es nicht so passieren wird wie im Sommer”, sagte der Trainer am Sonntag nach dem 3:1-Sieg gegen Schweinfurt: “Dann werden Leute da sein, die das auch stemmen.” Diese Signale will Bierofka von Geschäftsführer Markus Fauser vernommen haben. Doch Leute, die 1860 ohne Gegenleistung Geld schenken wollen, sind bislang nicht bekannt. Als es zuletzt darum ging, den erfahrenen Mittelfeldspieler Daniel Adlung wieder unter Vertrag zu nehmen, scheiterte dies angeblich an 25.000 Euro. Der Franke, der gerne wieder zurück gekommen wäre, wechselte stattdessen nach Australien.

Hauptgesellschafter Hasan Ismaik dürfte den Höhenflug in der Regionalliga Bayern zwar wohlwollend registriert haben, doch der Jordanier dürfte in den letzten Monaten nicht vergessen haben, dass ihm im Zuge des Zwangsabstiegs nicht nur der “schwarze Peter” von der Vereinsseite zugeschoben wurde, sondern auch danach alles unternommen wurde, ihn weiter zu vergrätzen. Der peinliche Antrag von Ulla Hoppen (Kündigung des Kooperationsvertrages innerhalb von sechs Monaten) schwebt nachwievor wie ein Damoklesschwert über der Grünwalder Straße. Eine Lösung ist bis jetzt nicht gefunden. Genauso wenig ist Ismaiks Forderungskatalog (u.a. die Rückübertragung der Markenrechte, die ihm rechtmäßig gehören und die Gemeinnützigkeit des Vereins) bislang umgesetzt. Einen Weiterverkauf der Anteile schließt Ismaik kategorisch aus - und die wilden Gerüchte, die um ihn herum produziert werden, lassen ihn kalt. Auch dass die “Abendzeitung” ein Fan-Video benutzte, um zu suggerieren, dass das ihm gewidmete “Scheiß auf den Scheich”-Lied ein Wiesn-Hit sei, wird Ismaik nicht mal einen Zug an seinen teuren Zigarren gekostet haben. Kurioserweise ist das Video, in dem man nur zwei bis drei grölende Personen hörte, an jenem Sonntag in der Stadtrat-Box im Schottenhamel entstanden, als auch einige 1860-Verwaltungsräte zu Gast waren. Inzwischen wurde alles gelöscht. Ismaik kennt die Giesinger Spielchen zu genüge. Provozieren lässt er sich davon nicht mehr.

Natürlich wünscht man sich im Verein den Aufstieg - doch kommt er zu schnell, um ihn auch finanziell und logistisch umzusetzen? Die Dritte Liga ist sehr kostenintensiv - und das altehrwürdige Grünwalder Stadion mit seiner begrenzten Kapazität und fehlenden Vermarktungs- und Cateringmöglichkeiten ist bei aller Liebe nunmal keine Gelddruckmaschine. Die aufstiegsgefährdeten Löwen befinden sich in einer Sackgasse - auch weil der umtriebige Bierofka aus einer zusammengebastelten Mannschaft in Rekordzeit eine aufstiegsreife Elf geformt hat.

Geschäftsführer Markus Fauser, dessen Verbleib bei 1860 noch offen ist, ist nicht zu beneiden. Viel Zeit bleibt ihm nicht mehr, um alle essentiellen Fragen zu klären. Im März müssen die Lizenz-Unterlagen eingereicht werden und dann wird sich spätestens zeigen, wie gut die Löwen im Hintergrund gearbeitet haben.