VON OLIVER GRISS

Der 2. Juni 2017 geht als absoluter Tiefpunkt in die bewegte Geschichte des TSV 1860 ein: Nicht nur, dass dem Meister von 1966 die Drittliga-Lizenz verwehrt wurde, sondern dass viele über den Absturz in die Amateurliga auch noch jubeln. Stuttgart, Düsseldorf, Berlin - das war einmal. Die Zukunft heißt Rosenheim, Garching, Unterföhring. Eine Horrorvorstellung für den einst so ruhmreichen TSV 1860.

Während tausende Löwen-Fans daheim voller Ohnmacht, Trauer und Verzweiflung weinen, sitzt 1860-Vize Heinz Schmidt, der Steuerberater aus dem oberbayerischen Wasserburg, am Freitagabend im Haus des Fußballs in der Brienner Straße und gibt immer wieder grinsend Antworten zum Niedergang einer der populärsten deutschen Fußballvereine. Dass die Löwen von der Landkarte des Profibereichs verschwinden, ihre Ausnahmeposition im Nachwuchsfußball und möglicherweise eine ganze Generation an Fans verlieren? Scheint Schmidt, der sich vor viereinhalb Jahren per Email als Vize-Präsident beworben hatte, alles nicht sonderlich zu jucken. Das einzige Ziel, was der Verein offenbar seit einiger Zeit verfolgt: Wie bekommt man Hasan Ismaik am besten los?

Natürlich, der Milliardär aus Abu Dhabi hat viele Fehler gemacht, aber nicht mehr als die Vereinsverantwortlichen in den letzten zehn Jahren. Weil sie den TSV in die Misswirtschaft getrieben haben und Ismaik 2011 den Klub vor der Insolvenz retten musste, soll genau dieser jetzt der alleinige Buhmann sein. Das ist falsch gedacht. Das größte Problem im Verein sind die veralterten Strukturen an der Grünwalder Straße, die Vereinsmeierei und Heckenschützen. Zweifelsohne hatte Ismaik die falschen Berater an der Seite, die 1860 und dessen Umfeld völlig falsch eingeschätzt haben.

Will der TSV 1860 noch eine Chance auf einen Neuanfang haben, dann braucht unser Verein jetzt einen Macher wie einst Karl-Heinz Wildmoser an der Grünwalder Straße. Ansonsten: Gute Nacht, TSV!