VON MARK GEIGER

Es ist das gute Recht eines jeden Menschen, seine eigene Meinung zu haben und zu vertreten. Auch darf jeder sich über Sachverhalte beschweren, die ihm nicht passen, oder Entscheidungen kritisieren, die er sich anders vorgestellt hat. Denn wir leben nicht mehr in einer Monarchie, Diktatur oder Aristokratie, sondern in einer demokratischen Gesellschaft, die es jedem ermöglicht, durch Wahlen aktiv am politischen Prozess teilzunehmen, anstatt nur seinem Unmut Luft zu machen, ohne Einfluss nehmen zu können.

Im deutschen Vereinswesen ist dies genauso möglich: Jedes Mitglied hat das Recht zur Hauptversamlung zu gehen, dort zu sprechen, Vorschläge zu unterbreiten, Anträge zu stellen und am Ende seine Stimme abzugeben. Beim TSV 1860 aber herrscht seit Jahren diesbezüglich Depression. Als Peter Cassalette im November 2015 gewählt wurde, saßen nur 462 (!) stimmberechtigte Mitglieder im Saal. Das ist nur ein kleiner Bruchteil (rund 2,5 Prozent) von immerhin noch 19.000 registrierten Löwen.

Ist der Rest desinteressiert am Geschehen? Nein! Sie sammeln sich im Internet und schreiben oft was das Zeug hält, mal mehr, mal weniger wütend. Das ist ihr gutes Recht. Erreichen sie etwas damit? Wiederrum ein klares Nein! Das ist eben nichts weiter, als sich Luft machen, oder sogar bloße Gewissensberuhigung, aber erreicht wird damit nichts.

Warum aber kommt niemand mehr zur Versammlung, obwohl sich jeder scheinbar interessiert? Weil die Querelen im Verein, der sportliche Niedergang und die schlechte Verwaltung zu einer Lethargie geführt haben. Weil das zahlende Mitglied nicht mehr daran glaubt, etwas bewirken zu können. Auslöser sind die verworrenen Kurswechsel der letzten Jahre, die kräftezehrenden Machtkämpfe mit Investor Hasan Ismaik und die geringe Transparenz des Vereins, im Verbund mit Skandalen und Wahlkampfparolen, die großteils nur populistischer Natur waren. Der TSV 1860 hat in den letzten Jahren alles dafür getan, seine Mitglieder davon abzuschrecken, zur Wahl zu gehen.

18162.jpgAufwachen, Löwen! Es hilft dem Verein nichts, wenn der Großteil nur im Internet meckert und dann nicht zur Versammlung geht, obwohl sich die Kritik auf die richtigen Misstände bezieht. Was ich im Absatz zuvor an Problemen genannt habe, ist nichts Neues, sondern JEDEM und JEDER von euch ein Begriff, dazu reicht ein flüchtiger Blick in unseren Kommentarbereich, oder in diverse Gruppen auf Facebook. Die beste Alternative: Wählt, Löwen!

Bei der 1860-Jahreshauptversammlung am Sonntag im MVG-Museum kann jedes Mitglied seinen Teil dazu beitragen, dass sich der TSV in eine bessere Zukunft bewegt. Mit Peter Cassalette hat der Traditionsklub ein Oberhaupt gefunden, das den Eindruck vermittelt, fleißig für und loyal gegenüber dem Verein zu arbeiten, ohne zugleich mit dem Investor in Konflikt geraten zu müssen. Doch geht es den anderen Köpfen im Verein (u.a. Verwaltungsrat) ausschließlich um Münchens große Liebe? Bislang ließen viele in den letzten Jahren Zweifel daran aufkommen und genau für solche Diskussionen und Abstimmungen ist die Versammlung da.

Mark Geiger gehört seit drei Jahren dem Redaktionsteam von dieblaue24 an. Der 22-jährige Münchner ist Bachelor der Germanistik.