VON OLIVER GRISS

Schreibt seit 20 Jahren über 1860: Oliver Griss Schreibt seit 20 Jahren ueber 1860: Oliver Griss

Es ist typisch für den TSV 1860: Während die Konkurrenz seit dem 1. Januar fleißig am aufrüsten ist (Lautern leiht sich vom FC Bayern beispielsweise Super-Talent Mitchell Weiser aus), fetzen sie sich an der Grünwalder Straße in gewohnter Manier. Natürlich nicht auf dem Rasen, sondern oben in der Macht-Zentrale. Ein altbekanntes Bild - doch die Schärfe der Auseinandersetzungen ist diesmal neu. Hasan Ismaik, der angebliche Löwen-Freund, brüskiert 1860-Boss Dieter Schneider als profilierungssüchtigen "alten Mann" und bezichtigt ihn der Lüge. Der Jordanier scheint endgültig fertig zu haben mit dem einstigen "Retter" aus Dachau, der immer wieder auf die 50+1-Regel verweist. Aber warum lässt man Ismaik nicht einfach ein wenig mitgschaftln?

Natürlich geht’s allen Protagonisten, wenn man sie frägt,  immer nur um eines: Die Fans des TSV 1860 wieder glücklich machen. Klar. Sowieso. Logisch. Aber ist das wirklich so? Der eine schüttelt gerne die Hände der Fans und will den Verein nicht verschulden, der andere lässt sich kaum in Giesing sehen, träumt aber von der Champions League. 

Wie Ismaik dieses Wunder vollbringen will? Hat er in anderthalb Jahren noch nicht verraten, auch nicht, wie er seinen Wunschtrainer Sven-Göran Eriksson überhaupt finanzieren will. Ein Welttrainer in Giesing - aber keine Mannschaft? Das macht wenig Sinn. Ismaiks jährliches Darlehen von 5,5 Millionen Euro (!) reicht nicht aus, um ernsthaft über Erstliga-Fußball zu sprechen. Vielleicht soll man dem reichen Onkel kurz erklären, welche Preise und Gehälter in der Bundesliga abgerufen werden. Es geht um Jahresgehälter bis zu 10 Millionen Euro. Stellt sich die Frage: Hat sich Ismaiks einfach verkalkuliert, als er sich das Giesinger Spielzeug im Mai 2011 gekauft hat?

Sicher ist: Der Löwe hat durch die unsäglichen Machtspiele einen großen Schaden genommen, der kaum noch reparabel ist. Viele Fans werden ihre Konsequenzen daraus ziehen, und auch viele potentielle Sponsoren werden vom Chaos an der Grünwalder Straße abgeschreckt. 1860, einst Münchens große Liebe, ist spätestens seit dem Investoren-Wirbel nur noch eine bemitleidenswerte Lachnummer im deutschen Fußball. Die Löwen, Münchens konfuse Liebe…

Am Montag kommt´s nun zum großen Showdown in Giesing: Zum allerletzten? Alles ist möglich. Sogar, dass sich Ismaik und Schneider bei einer Wasserpfeife Mitternacht im Cafe "Saha" wieder in den Armen liegen - und sagen: "Das war alles nur ein dummes Mißverständnis." Natürlich haben dann beide einen Löwen-Schal (für die Fotografen!) umgehängt. Es wäre Versöhnung Teil 23…

Was halten Sie von diesem Kommentar? Diskutieren Sie mit!