VON DOMINIK SAUTER

Ja, es stimmt: Robert Reisinger scheint tatsächlich einen Schritt auf 1860-Investor Hasan Ismaik zuzugehen. In einem Interview signalisierte der Löwen-Präsident unlängst die Bereitschaft, sich mit dem Jordanier zusammenzusetzen und gemeinsam ein Konzept für die Zukunft des TSV 1860 auszuarbeiten wollen. Klar ist: Viele Löwen-Fans begrüßen diese Entwicklung, hoffen auf eine weniger konfliktreiche Zeit und darauf, dass es ENDLICH tragfähige Lösungen gibt, die von beiden Seiten respektiert und unterstützt werden - was natürlich auch die Investorenseite in die Pflicht nimmt.

Doch woher kommt diese überraschende Wendung im Verhalten Reisingers, nachdem er seit seinem Amtsantritt immer wieder gegen Ismaik gestichelt hatte? Womöglich hat seine 180-Grad-Drehung mit dem Quasi-Scheitern der Versuche zu tun, den Kooperationsvertrag mit Ismaik aufkündigen zu können. Die Anwälte haben dem Verein in einem teuren Gutachten davon abgeraten. Reisinger hätte im Vorfeld der grenzwertigen Mitgliederversammlung im Juli den Hoppen-Antrag unterbinden können, sich zumindest verbal deutlich dagegen stellen können, um so nicht noch mehr Porzellan kaputt zu schlagen. Getan hat er es nicht, auch wenn Reisinger vor der Abstimmung auf gewisse “Bauchschmerzen” verwiesen hatte.

Sei es drum: Jetzt hat der Löwen-Präsident offenbar einen Weg gefunden, der für die leidgeprüften Fans Hoffnung auf Einigung bedeutet. Es ist eine weitere positive Schlagzeile, die Balsam auf die Löwenseele ist. Erst der durch die Stadt genehmigte Umbau des Grünwalder Stadions, der bei vielen Fans allerdings schon wieder Hoffnungen auf eine langfristige Zukunft auf Giesings Höhen hervorruft. Jetzt also Reisinger und seine Initiative, endlich auf einen gemeinsamen Nenner mit Ismaik zu kommen. Denn: Es geht nur gemeinsam! Dabei wäre aus Sicht Reisingers aber auch wichtig, weitere Querschüsse - etwa von Abteilungsleiter Roman Beer - ebenfalls zu unterbinden. Vielen Alt-Stars hat nicht gefallen, dass Beer die Traditionsmannschaft benutzt, um klar zu stellen, dass Lauth & Co. unter dem Dach des e.V. auflaufen werden. Die Ehemaligen wollen aber nicht für Beers Spielchen missbraucht werden.

Dennoch stehen an der Grünwalder Straße einmal mehr große Veränderungen an: Mit dem Ausscheiden von Geschäftsführer Markus Fauser zum Jahresende bleibt den beiden Gesellschaftern gar nichts anderes übrig, als sich an einen Tisch zu setzen, um Fausers Nachfolge zu regeln. Im Sommer hatte die Vereinsseite Fauser gegen den Willen Ismaiks durchgedrückt - wobei Reisinger gegenüber dem “Münchner Wochenanzeiger” in diesem Zusammenhang auch von einem anfänglichen Missverständnis gesprochen hatte, das Ismaik dazu gebracht haben könnte, Fauser abzulehnen. Trotzdem: Der Löwen-Fan schöpft Hoffnung, wenn er die Worte Reisingers hört: Ein erneutes “Durchdrücken” eines Geschäftsführers gegen die Investorenseite will der Präsident verhindern. Das klingt nach einem ersten Friedensangebot.