VON OLIVER GRISS

Der TSV 1860 III startet in seine Premieren-Saison in der A-Klasse 4: Fußball-Abteilungsleiter Robert Reisinger über Verhaltensregeln, Stadion-Trikots und die Bier-Spende von Löwenstüberl-Wirtin Estermann 

dieblaue24: Der TSV 1860 III startet am Sonntag bei U.S. Meroni Itel (Anpfiff 14.30 Uhr, Werdenfelsstr. 70) in die A-Klassen-Saison: Ist die Mannschaft stark genug, um aufzusteigen?

ROBERT REISINGER (TSV-Abteilungsleiter): Die Jungs haben hart trainiert und in den Vorbereitungsspielen gegen meist höherklassige Mannschaften (u.a. 5:0 gegen Kreisklassist BSC Sendling) gut mithalten können. Was mich beeindruckt hat, ist die körperliche Fitness der Jungs, sie konnten in der Endphase der Spiele immer noch zulegen.

dieblaue24: Das Ziel muss der Aufstieg sein - oder?

Die Jungs sollen einfach Spaß am Fußball haben und den Löwen würdig vertreten. Die Gegner werden gegen die Löwen immer besonders motiviert sein: Mit diesem Umstand müssen alle Mannschaften, die mit dem Löwendress antreten, umgehen. Das ist bereits bei der Jugend so und wird auch nicht bei den Herrenmannschaften III und IV anders sein.Die Spieler sind fit genug und haben spielerisch soviel Klasse, das Sie da gut dagegen halten können. Außerdem sind unsere Spieler genauso motiviert, für den Löwen auf der Brust zu spielen. Und natürlich gibt es für alle Löwenspieler Verhaltensregeln und einen Ehrenkodex.

dieblaue24: Das heißt?

Alle unsere Spieler, egal ob Jugend oder Herrenmannschaft, wissen, dass sie im Fokus der Öffentlichkeit stehen. Deswegen haben sie sich auf dem Platz und auch neben dem Spielfeld so zu verhalten, wie wir uns das vorstellen. Wenn sich einer nicht daran hält, kann das Löwen-Trikot wieder ausziehen und gehen.

dieblaue24: Es gibt Stimmen im Löwen-Umfeld, die sagen, die Kosten für die beiden neugegründeten Herren-Teams würden vom Budget der Jugend abgehen…

Das ist nicht korrekt. Ich möchte betonen, dass keiner der Spieler einen Cent bekommt. Es gibt auch keine Punktprämien. Selbst die Umschreibgebühr bzw. die Anmeldung für die Spielerpässe haben die Spieler aus eigener Tasche bezahlt. Da sind dem TSV keinerlei Kosten entstanden. Für die Ausstattung der Spieler haben wir eigene Förderer und Gönner gefunden. Auch da sind keinerlei Kosten entstanden. Vielmehr ist es so, dass die Fußballabteilung durch den Spielbetrieb dieser Mannschaften, durch die Eintrittsgelder und den neu gegründeten 1860 Freunde Freundschafts-Club noch Einnahmen haben wird. Außerdem haben wir mit der Christl Estermann (Löwenstüberl-Wirtin, d. Red.) eine Vereinbarung getroffen, dass bei den Heimspielen Bier in Plastikbechern für 2 Euro ausgeschenkt wird. Sie spendet 50 Cent je Becher an die Fußballabteilung. Davon werden selbst die 1860-Schiedsrichter profitieren.

dieblaue24: Auch wegen dem Trikot gab es zuletzt etwas Verwunderung: Warum spielt 1860 in einem Stadion-Trikot?

Dass Löwen-Fans darüber diskutieren, war uns klar - aber uns war bewusst, dass wir die ersten Spiele noch im Trikot von Weiß-Blau Sechziger Stadion austragen werden. Ich finde das Trikot mit dem Sechziger Stadion sehr schön, es ist auch ein Löwe drauf: Also warum sollten die Mannschaften nicht damit auflaufen? Es wird so sein, dass wir bis zur Winterpause zu Hause mit diesen Trikot spielen werden und auswärts mit den Löwen-Trikots, sobald diese beflockt und einsatzbereit sind.

dieblaue24: Wie steht eigentlich die Geschäftsführung zum Ihrem neuen Projekt im TSV?

Das kann ich nicht beurteilen. Bis jetzt hat mich noch keiner vom dritten Stock angesprochen oder mich dazu befragt. Aber über den kleinen Dienstweg haben wir bereits sehr viel Unterstützung der Mitarbeiter der KGaA bekommen und ich möchte mich an dieser Stelle nochmals ganz herzlich für die Hilfe und das Engagement bedanken – da hat man schon gemerkt, dass es zwischen eV und KGaA keine Ressentiments und Vorbehalte gibt, sondern der TSV München von 1860 als Einheit gesehen wird.

dieblaue24: Mal ehrlich: Haben Sie Angst vor eventuellen Ausschreitungen der Fans bei den neuen Herren-Teams?

Nein, absolut nicht. Wir haben für die Heimspiele einen eigenen Ordnungsdienst aus den Reihen der Fans organisiert. Außerdem bin ich der Ansicht, dass der Löwenfan kein laut gröhlendes, wildbieselndes, aggressives, Pyrotechnik zündendes Wesen ist, sondern sich sehr wohl in der Öffentlichkeit zu benehmen weiß. Ich bin mir sicher, dass unsere Zuschauer die Mannschaften zwar lautstark und parteiisch unterstützen, aber sich sonst zu keinen Auffälligkeiten hinreißen lassen werden.

Immer wieder heißt es: Die neuen Herrenteams seien ein Auffangbecken für die wegen des Investoren-Deals unzufriedenen Löwen-Fans. Stimmt das?

Das habe ich auch schon gehört, aber auch dies entspricht nicht der ganzen Wahrheit. Sicher werden bei diesen Spielen eher diese Fans vertreten sein. Aber mir persönlich ist es lieber, die kommen zu uns, als dass sie der Löwenfamilie ganz abhanden kommen. Dies kann sich ein Verein wie der TSV nämlich nicht leisten. Und dass sich bei diesem Projekt die eher kritischen Löwenfans und Mitglieder einfinden werden, sehe ich nicht als Problem – auch diese Mitglieder gehören zur Löwenfamilie, und ein demokratischer Verein sollte damit leben können. Mir wird das ganze Projekt viel zu politisch betrachtet.

dieblaue24: Weshalb?

Als wir uns im Herbst 2010 darüber Gedanken gemacht haben, diese zwei Mannschaften ins Leben zu rufen, war von einen Investor noch nicht mal die Rede. Auch, als wir es bei der Mitgliederversammlung im März zur Abstimmung gestellt haben, war ein Anteilsverkauf der KGaA kein Thema – somit läuft meines Erachtens diese Kritik ins Leere. Bei uns wollen Löwen-Fans Fußball spielen - solche Mannschaften gibt es in Bremen oder auch bei St. Pauli. Warum also nicht auch bei 1860?