VON OLIVER GRISS

Dr. Rainer Koch ist einer der wichtigsten Funktionäre in Fußball-Deutschland: Der 56-jährige Poinger ist nicht nur Präsident des Bayerischen Fußballverbandes, sondern auch Vize-Präsident des DFB. Wenn es die Zeit zulässt, verfolgt er auch die Spiele des TSV 1860  in der Allianz Arena. Wir haben uns mit ihm über das größte Sorgenkind des Münchner Fußballs unterhalten.

dieblaue24: Für den TSV 1860 geht es am Sonntag im Derby gegen Nürnberg (15.30 Uhr, dieblaue24-Liveticker) sprichwörtlich um die Wurst: Herr Dr. Koch, Sie als Präsident des Bayerischen Fußballverbandes, dürften ein gesteigertes Interesse haben, dass den Löwen doch noch der Klassenerhalt in der Zweiten Liga gelingt. Oder?

RAINER KOCH: Natürlich! Wir drücken allen bayerischen Vereinen die Daumen - Greuther Fürth und 1860 im Abstiegskampf und dem FC Ingolstadt im Meisterschaftsrennen. Aber der TSV 1860 hat für uns selbstverständlich immer noch eine sehr große Bedeutung. Diese traditionsreiche Geschichte, das riesengroße Fanpotential und die ausgezeichnete Jugendarbeit. Alles Indikatoren, die 1860 trotz 11 Jahren Zweite Liga zu einem der beliebtesten Klubs in Deutschland machen. Ich hoffe inständig, dass an den letzten zwei Spieltagen alles dafür getan wird, dass die Löwen uns in der Zweiten Liga erhalten bleiben und wir nach dem 34. Spieltag sagen können: Ende gut, alles gut.

Ein Abstieg hätte für 1860 verheerende Folgen…

So weit will ich noch nicht denken, aber richtig ist, dass ein Abstieg der Profi-Mannschaft auch weitreichende Konsequenzen für die 1860-Nachwuchsarbeit hätte: Die U23 müsste beispielsweise in die Bayernliga zwangsabsteigen - und damit würde die Regionalliga Bayern, die inzwischen eine große Akzeptanz bei Vereinen und Fans gefunden hat,  automatisch an Qualität einbüßen. Beide Derbys zwischen 1860 und Bayern waren jeweils mit über 12.000 Zuschauern ausverkauft. Das sind gigantische Zahlen. Überhaupt hat die Regionalliga eine Steigerung beim Zuschauer-Interesse von 60 Prozent erfahren. Klar ist: Bleibt 1860 in der Zweiten Liga, wird auch die Attraktivität des NLZ gehalten.

Der BFV hat die Löwen zuletzt mit einer Kartenaktion unterstützt, damit das Derby gegen Nürnberg vor einer großen Kulisse gespielt wird. Inzwischen sind über 55.000 Karten verkauft.

Das ist höchst erfreulich und zeigt uns: Wir sind auf dem richtigen Weg. Keine Basis ohne Spitzenfußball, ohne Spitzenfußball keine Basis. Ich persönlich finde es super, dass wir in Zusammenarbeit mit dem TSV 1860 unseren Vereinen erneut ein attraktives Ticketangebot unterbreiten konnten. Das zeigt wieder einmal, dass Profi- und Amateurfußball wunderbar zusammenarbeiten und voneinander profitieren.