VON OLIVER GRISS

Benny Lauth wird 30: In dieblaue24 spricht  der Löwen-Kapitän über seine Karriere, seine größten Förderer, den Nutella-Fluch - und seine ersten grauen Haare

Nein, Interviews mag er eigentlich gar nicht so gerne: Benny Lauth lässt lieber andere reden  - doch für dieblaue24 hat sich der Löwen-Kapitän anlässlich seines 30. Geburtstags am Donnerstag viel Zeit genommen. Mit dieblaue24 führte Lauth an jenem Ort ein Interview, wo er sich am liebsten aufhält: An der Isar.

dieblaue24: Herr Lauth, mal ehrlich: Suchen Sie vor dem Spiegel schon nach den ersten grauen Haaren?

BENNY LAUTH (lacht): Es sind schon welche da, aber ich glaub‘ nicht, dass die vom Alter kommen. Mich stört‘s aber überhaupt nicht. Bei mir ging‘s schon vor zwei Jahren los. Männer mit grauen Haaren sollen doch was haben…
dieblaue24: Fühlen Sie sich mit 30 jetzt eigentlich alt?
Man muss das aus zwei Perspektiven sehen: Als Fußballer bist du tatsächlich jetzt in einem Alter, wo du mit 30 schon zu den Routiniers zählst. Vor allem bei 1860. Als ich hier Profi wurde, waren mehr als die Hälfte über 30 - das hat sich inzwischen geändert. Es sind fast nur noch Talente um dich rum. Außerhalb des Sports fühle ich mich richtig jung - 30 ist ein richtig gutes Alter. Man sieht alles schon ein wenig entspannter.
dieblaue24: Zwickt der Körper mit 30 mehr als vor zehn Jahren?
(lacht): Nach den Spielen oder nach einem harten Trainingslager schon - natürlich. Es geht nicht mehr so leicht wie mit 18, aber ich fühle mich nicht schlechter als damals. Ich lebe ja von der Schnelligkeit - und die ist immer noch unverändert da. Beim letzten Sprinttest war ich nach Stefan Aigner übrigens der schnellste. Das geht doch für einen 30-Jährigen, oder?
dieblaue24: Nicht schlecht: Sind Sie denn mit Ihrer Karriere bislang zufrieden?
Es war klar, dass diese Frage kommt: Ich weiß selbst, dass mehr drin gewesen wäre. Ich hätte mehr Bundesligaspiele, und vielleicht auch ein paar Länderspiele mehr auf dem Buckel haben können. Aber was ich nicht hören will: „Der Lauth hat‘s nicht geschafft!“ Ich habe 140 Bundesligaspiele gemacht, 33 Tore erzielt. Und in der 2. Liga mache ich am Samstag in Cottbus mein 100. Zweitligaspiel - auch in dieser Klasse habe ich schon 37 Tore erzielt. Ich wurde Deutscher Meister, hab Champions League gespielt. Ist das alles nichts wert? Manche wären froh, wenn sie annähernd das erreicht hätten. Ich war nicht nur dabei, sondern habe auch gespielt.
dieblaue24: Welches Spiel bleibt für immer in Erinnerung?
Natürlich mein erstes Bundesligaspiel 2002 - am letzten Spieltag in Gladbach: Ich bin in der 90. Minute für Thomas Häßler eingewechselt worden. Wir haben 4:2 gewonnen. Das bleibt ein Highlight. Aber auch mein erstes Länderspiel im Februar 2003 gegen Spanien ist unvergessen. Das Ergebnis habe ich aber verdrängt (1:3 verloren, d. Red.).
dieblaue24: Was würden Sie heute in Ihrer Karriere anders machen?
(schmunzelt): Naja, diese ganzen Mode- und Frisurengeschichten - die hätten nicht unbedingt sein müssen. Ich wurde damals als deutscher Beckham bezeichnet. Das bin ich nicht und wollte ich auch nie sein. Das ist nicht meine Welt.
dieblaue24: Sie wurden dann auch Werbe-Star für Nutella…
Das würde ich heute wieder so machen, das war damals eine tolle Sache. Die Spots gibt es ja heute noch - nur mit anderen Personen. Den Nutella-Fluch, der angeblich auf alle Spieler lasten soll, die da mitgemacht haben, kann ich übrigens nicht bestätigen. Man muss sich nur Kevin Kuranyi anschauen: Der hat seinen Weg gemacht, oder auch Arne Friedrich…
dieblaue24: Wo sieht sich Benny Lauth in zehn Jahren?
Am liebsten würde ich im Sport bleiben - da kann ich am meisten zurückgeben. Langsam kommt für mich die Zeit, mich darauf vorzubereiten. Vielleicht beginne ich ein Sport-Management-Studium.
dieblaue24: Schreckt Sie die Oberflächlichkeit der Fußball-Branche gar nicht ab?
Für mich ist Fußball-Profi der schönste Beruf, den es gibt. Aber die Branche hat auch viele Schattenseiten. Näher will ich gar nicht darauf eingehen…
dieblaue24: Wer war Ihr wichtigster Trainer?
Wahnsinnig viel habe ich Peter Pacult zu verdanken. Sein Co-Trainer war damals übrigens Reiner Maurer: Die Beiden haben mich nach oben geholt. Symptomatisch, dass es der erste Tag nach der Entlassung von Werner Lorant war. Pacult und Maurer haben mir meine Karriere ermöglicht.
dieblaue24: Mit welchem Trainer konnten Sie gar nicht?
(überlegt): Von Ewald Lienen habe ich mir viel mehr erwartet: Zwischen ihm und mir hat die Chemie einfach nicht gestimmt. Es war ein unglückliches Jahr für mich.
dieblaue24: Wenn Sie über sich was lesen, was stinkt Ihnen am meisten?
Ich habe ja ein gewisses Auftreten, einen gewissen Laufstil - das wirkt vielleicht arrogant. Ich bin‘s aber nicht. Bei den Leuten, die mich nicht mögen, habe ich keine Chance, selbst wenn ich zwei Tore wie jetzt im Pokal in Osnabrück erziele, heißt‘s dann: „Den Elfer hätte ich auch reingemacht und beim zweiten Tor ist der Lauth angeschossen worden…“
dieblaue24: Verraten Sie uns zum Schluss mal Ihren Hotspot in München?
Auch wenn Sie es mir vielleicht nicht glauben: Die Isar - und das sage ich Ihnen nicht nur, weil wir hier gerade das Interview machen. Die Isar ist für uns ein beliebtes Ziel, hier kann ich mit meiner  Familie und Caspar, unserem Hund, bei langen Spaziergängen am besten abschalten. München ist einfach meine Heimat, es ist wunderbar hier. Wir sind auch gerade dabei, uns ein Haus zu suchen. Solln und Harlaching - das würde uns gefallen.