War's das wert? 50+1-Werner braucht Pfeifer - für jede Entscheidung
- VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)
- 08.01.2024 09:39
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VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)
Heute tritt Dr. Christian Werner (42) offiziell seinen Dienst an der Grünwalder Straße 114 an. Ein Berg an Arbeit liegt vor ihm: Er muss bei den abstiegsbedrohten Löwen viele Probleme lösen, u.a. einen neuen Trainer finden, der die Mannschaft vor dem Abstieg in die Regionalliga Bayern rettet: Braunschweigs früherer Aufstiegsheld Marco Antwerpen und Illertissens Erfolgscoach Holger Bachthaler (db24 berichtete exklusiv) stehen zur Auswahl. Werner muss dann gemeinsam mit dem neuen Übungsleiter die Löwen verstärken - im offensiven Mittelfeld und im Angriff. Ansonsten könnte das Abenteuer in der Dritten Liga schon im Sommer nach sechs Jahren beendet sein. Und dann sollte Werner auch dafür sorgen, dass die Leistungsträger (u.a. Kapitän Jesper Verlaat), deren Verträge auslaufen, neue Angebote bekommen.Werner kommt schwer vorbelastet nach München-Giesing, schließlich war er über Monate der Spielball beider Gesellschafterseiten und wurde im Sommer gleich dreimal vom e.V. abgelehnt (“Hr. Dr. Werner erfüllt in unseren Augen nicht dem Anforderungsprofil und Kriterien, die wir von einem Geschäftsführer erwarten. Es braucht viel mehr als das von Hr. Dr. Werner vorgelegte Konzept”): Investor Hasan Ismaik hätte sich mit Werner auf der Position des Sportdirektors arrangieren können. Sein Vorschlag: Kann sich der Lehrer im unruhigen Löwen-Umfeld beweisen, soll er nach kurzer Einarbeitszeit von wenigen Monaten zum Geschäftsführer befördert werden. Ein durchaus nachvollziehbarer und plausibler Vorschlag aus Abu Dhabi. Doch der Mutterverein beharrte darauf, dass Werner sofort Geschäftsführer Sport wird.
Und weil Ismaiks Anwalt Andrew Livingston, der neben Saki Stimoniaris, Robert Reisinger und Nicolai Walch im Beirat sitzt, in der vergangenen Woche dem e.V. eine E-Mail mit dem Wunsch schickte, Werner noch einmal zu casten, verschickte der TSV 1860 am Freitagabend um 21.32 Uhr eine jetzt schon legendäre Presseerklärung, in der die Löwen behauptet hatten, dass Ismaik mit der Geschäftsführer-Berufung von Werner konform gehe. Doch rund 40 Minuten später flog die Passage, die eine einvernehmliche Entscheidung suggerieren sollte, wieder raus. Vize-Präsident Heinz Schmidt, der Urheber der Nachricht, hatte geschrieben: “Beide Gesellschafter des Klubs, sowohl der Verein wie auch die Vertreter von HAM International Dubai, sprechen der neuen sportlichen Leistung ihr persönliches Vertrauen aus.” Dieser Satz, der aus der Feder von Vize-Präsident Heinz Schmidt stammt, war nicht abgestimmt mit Ismaik. Für einen Steuerberater ein starkes Stück.
Tarnen und täuschen - die neuen Methoden bei 1860? Schmidt rechtfertigte sich hinterher in ziemlich naiver Art und Weise: “Die Möglichkeit, einen Hauch von Gemeinsamkeit zumindest nach außen zu zeigen, wollte ich offenhalten. Ich weiß jetzt wieder mal, dass das nicht gewollt ist, werde aber an meiner blauäugigen Illusion festhalten.”
Werner ist die dritte 50+1-Entscheidung seit dem Doppelabstieg 2017 - doch welchen Vorteil hat dieser Hammer im Vergleich zur Sportchef-Rolle, die seit Monaten hätte vollzogen werden können? Bis 30. Juni erst einmal keinen, denn Werner kann bei den Löwen nach db24-Informationen keine Alleingänge vollziehen. Hat der e.V. sein Spielchen bis zu Ende gedacht?
Ergo: Jede Entscheidung muss mit Noch-Geschäftsführer Marc Pfeifer abgestimmt sein. Egal ob bei der Bestellung von Toilettenpapier oder der Einstellung eines neuen Übungsleiters. Wenn Pfeifer eine andere Meinung hat als Werner, kann der neue Sport-Geschäftsführer seinen Wunsch nicht durchsetzen. Er benötigt immer die Unterschrift von Pfeifer - also gibt es bis zum Sommer keinen Mehrwert für den e.V., aber auch nicht für Werner, außer, dass er den Titel Geschäftsführer inne hat und für seine Handlungen in der KGaA in der vollen Haftung steht. Jetzt hat der e.V. zwar sein gewünschtes Vier-Augen-Prinzip wieder - doch war das der Streit mit der HAM-Seite wirklich wert? Am Ende des Tages entscheidet sowieso der Aufsichtsrat über das Geld - und dort hat Ismaik mit dem doppelten Stimmrecht des Aufsichtsratschefs Saki Stimoniaris die Mehrheit.
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