Einstand nach Mass: Ola Kamara. Foto: GRISS Einstand nach Mass: Ola Kamara. Foto: GRISSDie Löwen beenden das zehntägige Türkei-Trainingslager: Schmidts Elf für den Liga-Auftakt gegen Lautern steht mehr oder weniger - Absage von Proschwitz

AUS BELEK BERICHTET OLIVER GRISS

Nach zehn Tagen endet heute das 1860-Trainingslager in Belek: Rein in den Flieger, zurück geht’s in den eisigen Winter nach Giesing. Ein Problem ist das für Alexander Schmidt nicht: "Die Rasenheizung funktioniert." Na, immerhin. Nach einem trainingsfreien Mittwoch, geht’s für die Profis am Donnerstag mit der harten Vorbereitung weiter. 

Es waren die turbulentesten Tage seit langem bei 1860: Der Zirkus um Sven-Göran Eriksson, die anhaltenden Indiskretionen im Verein, Angestellte, die Angst um ihren Job haben  - und ein Präsident Dieter Schneider, der schwer unter Beschuss steht. Dennoch hat sich dieblaue24 die Mannschaft in den Tagen von Belek die Mannschaft in den drei Tests (1:0 gegen Dinamo Zagreb, 1:2 gegen Dresden, 1:1 gegen FC Goverla Uschhorod) genau beboachtet: Hat sie das Zeug, um noch aufzusteigen?  Die Analyse:

Tor: Im Löwen-Tor hat 1860 die geringsten Probleme: Mit Gabor Kiraly verfügt der Verein über den Ausnahmetorwart der Liga (achtmal zu Null in der Hinserie) - und das obwohl der Ungar schon 36 ist.  Er ist eine Bank im Verein. Verlängert hat Sportchef Florian Hinterberger mit ihm noch nicht - weil der nicht weiß, wie das Finanz-Budget für die neue Saison aussieht? Gut möglich. Als Nummer 2 wird sich wohl die nächsten Tage Timo Ochs verabschieden: Der Ex-Salzburger will nur eines - endlich wieder spielen. Jahn Regensburg will ihn verpflichten (dieblaue24 berichtete exklusiv). Gibt man Ochs ab, könnte das aber ein kleines Risiko werden, sollte sich Kiraly wider Erwarten verletzen: Nachwuchsmann Vitus Eicher hat bei seinen 90 Minuten gegen Dynamo Dresden (1:2) nämlich nicht unbedingt gezeigt, dass er höheren Aufgaben schon gewachsen ist.

Die Abwehr: Alexander Schmidt hat eine klare Formation im Kopf: Rechts soll Grzegorz Wojtkowiak verteidigen, links Max Nicu - innen sind Gui Vallori, den selbst Ex-Löwen-Trainer Peter Pacult über den Schellenkönig gelobt hat, und Kai Bülow gesetzt. Über die Außen kommt nach vorne immer noch zu wenig Druck - aber es wird langsam besser. Warum der ehemalige Abwehr-Chef Necat Aygün bei Schmidt keine Rolle mehr spielt, ist sehr verwunderlich. Der 32-jährige Deutsch-Türke gehörte in den letzten zwei Jahren unter Ex-Trainer Reiner Maurer zu den unumstrittenen Stammkräften im Team. 

Das Mittelfeld: Auch hier steht die Rollenverteilung mehr oder weniger geklärt: In der Zentrale haben sich Daniel Bierofka und Dominik Stahl durchgesetzt, vor allem Stahl machte beim 1:2 gegen Dresden ein Riesenspiel. Beeindruckend war sein unbändiger Wille und seine nicht für möglich gehaltene Torgefahr. Vorerst links gesetzt ist Marin Tomasov, der aber weiter noch Luft nach oben hat. Rechts soll Daniel Halfar wirbeln, der seine Schambeinentzündung nun vollends ausgestanden haben dürfte. Ein fitter Halfar, könnte in der Rückrunde die entscheidenden Nadelstiche setzen. Als erster Einwechselspieler hat sich Bobby Wood hervorgetan, vorallem wird der US-Boy brandgefährlich, wenn er aus dem Mittelfeld kommt - siehe sein herrliches 1:0 gegen Dynamo Dresden. Höchstwahrscheinlich nur die Reservistenrolle bleibt Grigoris Makos, dem griechischen EM-Fahrer. Zwar präsentierte sich der Mittelfeld-Kämpfer in Belek stark verbessert, doch  reichen wird es für einen Stammplatz wohl nicht.

Der Sturm: Weil Kapitän Benny Lauth in den ersten zwei Spielen (Kaiserslautern und Duisburg) gesperrt ist, ist Moritz Stoppelkamp im Angriff nach aktuellem Stand Stürmer Nummer 1. Das Problem: Stoppelkamp konnte in den letzten beiden Tests wegen Achillessehnenbeschwerden erst gar nicht mitwirken - auch bei der Generalprobe in Aalen (Samstag) ist der Einsatz des torgefährlichen Mittelfeldspielers fraglich. Ola Kamara, Neuzugang vom österreichischen Erstligsten SV Josko Ried, wird so zur großen Tor-Hoffnung bei 1860. Beim 1:1 gegen die Ukrainer schoß der 23-jährige Norweger überlegt zum Ausgleich ein - und zeigte auch sonst, dass er eine Verstärkung werden kann. Schmidt lobt ihn: "Er ist hungrig, das sieht man in seinen Augen." Weil 1860 im Angriff aber so dünn besetzt ist, will Sportchef Hinterberger noch einen Stürmer präsentieren: "Wir wollen noch was machen." Kein schlechter Gedanke, denn drei Tore in drei Testspielen zeigt, wo 1860 der Schuh drückt. Nick Proschwitz wird der Neue nicht sein. Der Ex-Paderborner, der bei Hull City in England spielt, erteilte den Löwen laut "AZ" eine Absage.

Fazit: Bei 1860 muss wirklich ALLES passen, dass der Klub noch im Kampf um Platz drei einsteigt. Der Lauth-Ausfall ist wohl nicht zu verkraften.

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