db24: Nach dem Mannheim-Spiel fanden Sie sich zunächst auf der Ersatzbank wieder. Wie sind Sie mit dieser schwierigen Situation umgegangen und was hat dabei geholfen, da wieder herauszukommen?

Das war schwierig für mich, neu für mich. Nicht nur, dass ich auf die Bank gekommen bin, sondern auch, dass ich so unzufrieden mit mir selbst war. Ich konnte über mehrere Spiele hinweg meine Leistung nicht bringen. Da musste ich mich an die eigene Nase packen, habe viel darüber nachgedacht, woran es liegt und was ich besser machen kann. Daraus habe ich gelernt. Ich habe mich in den letzten Spielen wieder stabilisiert, das andere liegt hinter mir.

db24: Sie erzählten eben, dass Sie sich sehr viel hinterfragt haben. Auf den Rat welcher Personen haben Sie denn in dieser komplizierten Phase gehört?

In erster Linie beschäftigt mich das selber. Ich habe aber natürlich auch meine Familie, die ja auch jedes Spiel von mir guckt. Ich habe häufig mit meinen Eltern gesprochen. Das hilft dabei, es zu verarbeiten. Es war nicht einfach. Aber die Erfahrung habe ich jetzt gemacht.

db24: Sehen Sie den Schritt, zu 1860 zu wechseln, trotz der ereignisreichen ersten Saison, im Nachhinein als richtig an?

Ja, definitiv. Ich konnte hier eine neue Art der Verantwortung übernehmen, war der älteste Innenverteidiger. Natürlich war es auch ein Augenöffner hier. Der Verein wird von den Leuten hier gelebt. Nach dem Spiel gab es ja einmal hinter dem Stadion eine Aussprache mit den Fans. Das war nicht, um uns fertig zu machen, sondern weil man gemerkt hat, die interessieren sich einfach extrem dafür. Das ist nunmal der Profifußball. Mir wurde bereits im allerersten Gespräch von Michael Köllner und auch von anderen Personen gesagt, dass bei Sechzig alles größer und mit noch mehr Aufmerksamkeit verbunden ist. Es dann am eigenen Leib zu erfahren, ist nochmal etwas anderes, als wenn dir Leute davon erzählen. Es hat aber zwei Seiten. Das kann positiv und dann wieder belastend sein.

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db24: Wenige Tage vor dem Saisonende geht es für die Löwen sportlich um nichts mehr, ein gewisser Spannungsabfall ist zu erkennen…

Die Saison war lang. Natürlich ist sie immer gleich lang, aber aufgrund der vielen Extreme war sie gefühlt einfach länger als sonst. Wir versuchen natürlich auch die letzten drei Spiele gewinnen. Der eine kann vielleicht ohne Druck befreit aufspielen, der andere läuft Gefahr, etwas zu lasch aufzutreten. Das ist aber normal. Irgendwann geht uns das auch an die Pumpe, rein körperlich. Jeder freut sich auf den Urlaub, damit man mal etwas abschalten kann. Trotzdem: Sieht man unsere Spiele gegen Osnabrück oder auch zuletzt gegen Freiburg II, dann müssen wir uns nichts vorwerfen lassen.

db24: Wo schalten Sie in diesem Sommer ab?

In Portugal bei den Eltern zuhause. Zudem in Bremen bei den alten Kumpels und in Amsterdam bei Oma und Opa. Vielleicht geht es spontan noch in die Sonne, mal sehen. Hauptsache ich kann mich bei meiner Familie erholen.

db24: Im Sommer steht ein größerer Umbruch bevor, viele Spieler verlassen die Löwen. Wie beobachtet man das Geschehen derzeit von außen als Spieler?

Ich bin ja schon ein paar Jahre im Geschäft. Ich war auch schon bei Vereinen, in denen jedes Jahr durchrotiert wurde - Verträge liefen aus, neue Spieler wurden geholt. In Sandhausen hatte ich das extrem, da kamen mit mir zusammen 13, 14 neue Spieler. Es wird sich zeigen, welche Spieler hier im Sommer geholt werden. Eine spannende Phase für alle. Man weiß noch nicht, wie die Mannschaft nächstes Jahr aussehen wird. Der Verein kann sicherlich gute Spieler anziehen Aber das ist nicht meine Aufgabe, dafür haben wir die sportliche Leitung.

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db24: Sie sind mit dem Ziel nach München gekommen, aufzusteigen. Daran wird sich nichts verändert haben?

Ich habe bei Sechzig einfach eine extrem große und geile Herausforderung gesehen, daran hat sich nichts geändert. Wir werden mit der richtigen Einstellung in die neue Saison gehen. Ich denke, dass es hilfreich ist, was wir erlebt haben. Auch intern als Team, dass wir schneller und besser auf verschiedene Situationen reagieren können.

db24: Also bleiben Sie den Löwen auf jeden Fall auch in der kommenden Saison erhalten?

Ja, ich habe ja noch Vertrag hier. Ich bin in der kommenden Saison auf alle Fälle hier, habe Lust darauf.

db24: Ihr Innenverteidigerpartner wurde in dieser Saison munter gewechselt: Zunächst spielten sie neben Leandro Morgalla, dann Semi Belkahia und zuletzt Niklas Lang. Nicht gerade einfach, oder?

Man muss sich natürlich neu auf jeden Mitspieler in der Innenverteidigung einstellen. Aber ich glaube, dass sich das immer schnell gefunden hat. Es hat bei jedem eigentlich relativ schnell gegriffen. Man kennt die Jungs ja aus dem Training. Natürlich mag man dort eine gewisse Konstanz, aber alle Jungs sind gut genug, dass es schnell funktioniert.

db24: Sie wurden von Köllner nach München gelotst, führten mit ihm die Gespräche vor Ihrer Unterschrift. Ende Januar wurde er entlassen…

Ich habe im vergangenen Jahr meine ersten Gespräche mit ihm geführt. Wir haben uns lange unterhalten, über Fußball philosophiert. Wir hatten uns als Team Ziele gesetzt, die wir erreichen wollten. Deswegen ist es natürlich schade, wenn unter der Saison eine Trainerentlassung kommt. Aber ich glaube, Michael Köllner und wir alle wissen, wie es im Fußballgeschäft laufen kann. Er ist schon wieder woanders, wir haben einen neuen Trainer. Es geht weiter. Da darf man dann nicht zu lange drüber nachdenken. Das Fußball-Geschäft ist sehr schnelllebig.

db24: Gegen die SpVgg Bayreuth (2:0) führten Sie die Löwen zuletzt erstmals als Kapitän aufs Feld. Eine Aufgabe, die Sie sich auch für die kommende Saison vorstellen können, da der bisherige Spielführer Stefan Lex seine Laufbahn beendet?

Es war eine große Ehre, gegen Bayreuth Kapitän zu sein. Wenn du eine Premiere hast, willst du natürlich auch, dass sie gut verläuft. Deshalb war es mir wichtig, dass wir dieses Spiel gewonnen haben. Unabhängig davon, ob man die Binde am Arm trägt, hat jeder Spieler seine Rolle im Team. Ich bleibe mir treu, unabhängig davon, ob ich eine andere Rolle vom Trainer bekomme. Bis zur neuen Saison ist es noch lange hin. Wir haben jetzt noch drei Spiele, dann kommt eine neue Zusammenstellung des Teams, die Vorbereitung. Deshalb ist das noch weit weg.

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db24: Mussten Sie Einstand zahlen nach Ihrem Debüt mit der Binde?

Ja, in die Mannschaftskasse musste ich meinen Einstand zahlen.

db24: Für eine Abschlussfahrt nach Mallorca?

Das hoffen wir, wissen wir aber noch nicht (lacht).

db24: Bei vielen Spielern ist die Zukunft bislang ungeklärt, die Verträge laufen aus. Wie versucht man denn als Führungsperson im Team Einfluss auf die Entscheidungen von Stammspielern wie Yannick Deichmann, Marius Wörl oder Joseph Boyamba zu nehmen?

Man fragt bei den Jungs schon nach, wie es denn weitergeht. Natürlich unter vier Augen, so etwas spricht man jetzt nicht in der Gruppe an. Jeder Spieler tickt da anders. Manche wollen sich nicht dazu äußern, andere sind offener. Natürlich horcht man bei dem ein oder anderen mal rein - letztendlich hat man darauf aber keinen Einfluss.

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db24: Welche Argumente kann man diesen Spielern denn für eine Verlängerung bei den Löwen liefern?

Es geht vor allem um Perspektive. Um die eigene sowie um die des Vereins. Am Ende muss das aber jeder Spieler mit seinem Berater und dem Verein besprechen und für sich selbst die richtige Entscheidung treffen.

db24: Im Hinblick auf die kommende Saison: Was muss die Mannschaft besser machen, um im nächsten Jahr erfolgreicher zu sein?

Natürlich habe ich mir Gedanken darüber gemacht, was man im nächsten Jahr besser machen kann. Das sind allerdings Punkte, die man intern bespricht. Dabei geht es auch darum, wie man als Team auf gewisse Situationen besser reagieren kann. Wir werden aus dieser Saison unsere Schlüsse ziehen. Dennoch haben wir noch drei Spiele. Danach werden wir die Saison Revue passieren lassen.

db24: Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel sprach zuletzt davon, dass die Mannschaft mehr Spieler mit Ecken und Kanten bräuchte. Fühlen Sie sich angesprochen?

Natürlich hinterfrage ich mich oft. Vielleicht muss ich mir für die kommende Saison vornehmen, in der Kabine nicht immer nur der Nette zu sein, sondern auch öfter Dinge anzusprechen und lauter zu werden. Da nehme ich mich in die Pflicht. Meine Art an sich werde ich aber nicht verändern. Wenn man die Saison betrachtet, haben wir Luft nach oben - in allen Bereichen! Es ist auf jeden Fall ein guter Ansatz, neue Reize zu setzen.