VON MARCO BLANCO UCLES

Der Löwe in der Bundesliga - zumindest in der Jugend darf sich 1860 mit den besten Teams Deutschlands messen…

Sowohl die U19 als auch die U17 der Sechzger kann dabei auf eine erfolgreiche Saison zurückblicken. Beide Teams brachten den Klassenerhalt unter Dach und Fach. Als Folge der Corona-Pandemie wurde in beiden Ligen jeweils eine Einfachrunde absolviert, die Saison endete bereits im März. Damit die Talente jedoch weiterhin im Wettkampfmodus weiterspielen können, führte der DFB so genannte Sonderspielrunden ein.

In der Vorrunde setzte sich die U17 der Löwen durch und darf fortan in der Hauptrunde A weiterspielen, der Auftakt gegen Hertha BSC wurde verloren, es folgen Partien gegen Darmstadt und die Stuttgarter Kickers. Es sind die letzten Partien einer erfolgreichen Spielzeit der U17 von Trainer Felix Hirschnagl. Der 38-Jährige spricht im großen db24-Interview über die abgelaufene Saison, mögliche Veränderungen im Spielmodus der Junioren-Bundesliga, den jüngsten Löwen-Debütanten Mansour Ouro-Tagba sowie seine persönliche Zukunft beim TSV 1860.

db24: Herr Hirschnagl, zum Auftakt in die Hauptrunde A der U17-Sonderspielrunde setzte es am vergangenen Samstag eine knappe 2:3-Niederlage gegen Hertha BSC. Ihr Fazit zum Spiel?

FELIX HIRSCHNAGL: Wir trafen auf einen erwartet starken Gegner. Die ersten 20 bis 25 Minuten waren sehr ausgeglichen, beide Teams wollten Fußball spielen und haben hoch gepresst. Es war viel Energie in der Partie. Nach unserem Führungstreffer in der 15. Minute haben wir es leider verpasst, ein weiteres Tor nachzulegen, was uns irgendwann auf die Füße gefallen ist. In der Folge ist das Spiel auf die Seite von Hertha gekippt. Wir waren nicht mutig genug und haben zu oft die lange Lösung gewählt. Hertha hat dann das Spiel verdient gedreht.

db24: Die Hauptrundenliga A hat sich Ihre Mannschaft durch den zweiten Platz in einer Gruppe mit Bayern, Unterhaching und Augsburg verdient…

Der Einstieg ist uns gar nicht so leicht gefallen. Nach der U17-Bundesliga war ein, zwei Wochen die Spannung raus. Gegen Unterhaching (3:0) sind wir dennoch gut reingekommen. Wir haben uns sichtlich weiterentwickelt, gerade was das Verhalten im letzten Drittel angeht. Vor dem zweiten Spiel gegen die Bayern (1:5) war durch die Osterferien nochmal eine Pause. Danach hat man gemerkt, dass einige Sachen wieder weg waren. Das ist so ein bisschen wie Vokabeln lernen (lacht). An dem Tag hatte ich das Gefühl, dass wir nicht im „Derby-Modus“ waren. Wir waren vom Kopf her nicht frisch, und nicht spritzig genug. Wir hatten zu selten den Ball, sind viel hinterhergelaufen - und am Ende ist uns die Kraft ausgegangen, das war ein bisschen schade.

db24: In der Woche nach dem Bayernspiel folgte dann die entscheidende Partie in Augsburg…

Anders als vor dem Bayernspiel war die Trainingswoche vor Augsburg schon richtig gut. Wir haben in Augsburg eine sehr, sehr starke Teamleistung an den Tag gelegt. Natürlich hatten wir auch Phasen im Spiel, in denen wir leiden mussten. Aber dennoch haben wir uns diesen Sieg verdient. Der 5:1-Sieg war absolut gerechtfertigt.

db24: Für Sie ging es in Augsburg gegen Ihren Ex-Klub. Eine besondere Partie?

Ich muss sagen, dass ich beim ersten Mal dort nervöser war. Das war der dritte Anlauf beim FCA, seitdem ich weg bin. Aller guten Dinge sind drei. Ich habe den Jungs auch gesagt, dass es ganz gut wäre, wenn wir das Spiel auf unsere Seite ziehen (lacht). Ich war schon happy, dass wir dort etwas mitgenommen haben.

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db24: Jetzt geht es in der Hauptrunde A für Euch weiter. Nach der Niederlage gegen Hertha warten nun noch Darmstadt und die Stuttgarter Kickers.

Das werden sehr spannende Duelle. Ich kenne beide Trainer, kenne die Art und Weise, wie sie Fußball spielen wollen. Darmstadt ist immer unangenehm. Auch in Stuttgart hatten wir in der U17-Bundesliga ein extrem schwieriges Auswärtsspiel. Das werden zwei unangenehme Spiele für uns.

db24: Wie wichtig ist es momentan, dass die Jungs zwar in einer Wettkampfform unterwegs sind, allerdings ohne den ganz großen Druck nach dem Klassenerhalt in der U17-Bundesliga?

Ich finde das System gut. Wenn du in der Vorrunde gut performst, spielst du in Liga A, ansonsten in Liga B. Es ist ein Pilotprojekt des Verbands, ein Testlauf für mögliche zukünftige Wettbewerbsformen.

db24: Sie absolvieren momentan Ihre A-Plus-Lizenz in Frankfurt. Wie zeitaufwändig ist das Ganze?

Es sind 13 Module in einem Jahr, bei denen ich immer so vier bis fünf Tage unterwegs bin. Vier Module habe ich bereits absolviert. Der TSV 1860 unterstützt mich da ganz erheblich – dafür bin ich unfassbar dankbar. Mein großes Ziel bleibt weiterhin der Fußballlehrer, darauf werde ich zielstrebig weiter hinarbeiten.

db24: Ende April feierte ein Löwenspieler aus dem eigenen NLZ sein Debüt bei den Drittliga-Profis, Masour Ouro-Tagba. Sie kennen den Spieler bereits länger, was halten Sie von ihm?

Ich habe ihn viel beobachtet in den letzten Jahren, er hat hauptsächlich unter U19-Coach Jonas Schittenhelm trainiert. Er besitzt einen unglaublichen Willen, macht viele tiefe Laufwege. Wenn er im Sechzehner ist, ist er extrem gefährlich, kann auch gut die Bälle festmachen. Er ist ein Stürmer, wie man sich ihn wünscht. In nächster Zeit muss er sich jetzt richtig reinhängen und Gas geben. Ihm wurde die Türe geöffnet, jetzt ist es an ihm, seine Chance zu nutzen.

db24: Wie stolz macht es denn einen Jugendtrainer im NLZ, wenn ein Spieler aus den eigenen Reihen bei den Profis spielen darf?

Natürlich sind wir als NLZ-Mitarbeiter sehr stolz, wenn ein Spieler bei den Profis seinen Weg weiter gehen kann. Aber auch für die anderen Jungs gibt es einfach einen Extra-Boost, wenn sie sehen, dass ein Spieler, der grade mal zwei Jahre älter ist als sie, bei den Profis spielen darf. Darüber unterhalten sie sich natürlich viel. Das ist eine super Sache.

db24: Neben Ouro-Tagba haben mit Marius Wörl und Leandro Morgalla zwei weitere Eigengewächse bei den Löwen für Furore gesorgt. Sechzig ist als Drittligist nach wie vor extrem auf seine gute Nachwuchsarbeit angewiesen…

Wir sehen uns in der Pflicht, dass wir Jungs hervorbringen, die im Profifußball performen können. Natürlich hoffen wir, dass die Profis kurz- bis mittelfristig wieder in die 2. Bundesliga aufsteigen. Aber prinzipiell ist es unabhängig von der Liga erst mal wichtig, dass die Jungs, die wir ausbilden, bei den Profis Fuß fassen können.