VON MARCO BLANCO UCLES UND IMAGO (FOTO)

Der Liga-Primus gibt sich die Ehre auf Giesings Höhen…

Wohl kaum jemand hatte vor der Saison damit gerechnet, dass die Löwen am 27. Spieltag als graue Mittelfeldmaus der Dritten Liga auf den souveränen Tabellenführer aus Elversberg treffen würden (heute, 19 Uhr, db24-Ticker). Während die Giesinger deutlich unter den Erwartungen zurückgeblieben sind, haben die Saarländer diese auf beeindruckende Art und Weise übertroffen, liegen derzeit zwölf Zähler vor dem Aufstiegs-Relegationsrang.

Eine Kostprobe der Elversberger Klasse bekamen die Sechzger im September vergangenen Jahres serviert. Als Spitzenreiter reiste 1860 zur SVE - und unterlag deutlich mit 1:4. Seitdem ging der Weg der Löwen langsam aber sicher bergab, die Saarländer hingegen dominierten die Dritte Liga beinahe nach Belieben. Aber was macht die SVE denn eigentlich so stark? Auf welche Spieler muss die Jacobacci-Elf besonders achten? Wie händelt Elversberg den rasanten Aufstieg - auch infrastrukturell?

Beste Offensive, erfolgreichste Auswärtsmannschaft: Die SVE steht für offensiven Hurra-Fußball. 62 Treffer in 26 Partien - 2,38 Tore pro Partie. Der Angriff der Saarländer ist kaum zu stoppen. Das bekam im DFB-Pokal auch Champions-League-Teilnehmer Bayer 04 Leverkusen zu spüren, unterlag mit 3:4 in Elversberg. Es bedarf einer außerordentlichen defensiven Disziplin für 1860, um den Landen hinten dicht zu halten. Aussetzer wie in Duisburg werden vom Tabellenführer definitiv härter bestraft als bei den Zebras. Auch von großen Kulissen lassen sich die Elversberger nicht beeindrucken. Beispiel gefällig? Vor über 15.000 Zuschauern im Ludwigspark überrollte die SVE den 1. FC Saarbrücken, gewann das Saarland-Derby mit 4:0. Auch in Dresden gewann die SVE mit 3:2. In 12 Partien sammelte Elversberg 26 Zähler - Liga-Bestwert!

Der Vater der Erfolgs bleibt an Bord: Im Winter kamen die Gerüchte auf, die nun einmal die Folge des Erfolgs sind. Elversbergs Coach Horst Steffen weckte die Begehrlichkeiten höherklassiger Klubs, unter anderem des FC St. Pauli. Die Saarländer schoben den Gerüchten schnell den Riegel vor, verlängerten mit Steffen bis 2026. Seit 2018 ist der 54-Jährige bei der SVE, formte eine aufstiegsreife Mannschaft in der Regionalliga, schaffte den Sprung in die 3. Liga und steht nun kurz vor der (vorläufigen) Krönung seiner Amtszeit. Steffen überzeugt durch seine offensive Art des Fußballs und seine ruhige, sachliche Art. Und passt damit perfekt ins beschauliche, aber erfolgshungrige Elversberg.

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Drei Spiele ohne Sieg - “Saison-Negativrekord”: Monatelang urteilten Experten in ganz Fußball-Deutschland, dass die SVE ihr Niveau nicht würde halten können und den Aufstieg letztendlich nicht realisieren könne. Elversberg antwortete darauf durchweg gleich: Mit Siegen am Fließband. Seit drei Spielen warten die Saarländer nun auf einen Erfolg, das gab es in dieser Saison zuvor noch nicht. Selbst zwei sieglose Partien am Stück gab es vor dieser Mini-Negativ-Serie nicht. Dennoch sollten sich die Löwen davon nicht blenden lassen. Zum einen, weil es in zwei der drei Partien gegen formstarke Liga-Schwergewichte - Mannheim und Dresden - ging. Zum anderen, weil 1860 selbst noch deutlich länger auf ein Erfolgserlebnis wartet. Sieben Partien gingen die Löwen nicht mehr als Sieger vom Platz. Bleibt abzuwarten, ob eine der beiden Serien am Dienstagabend endet. Und falls ja, welche. Elversberg-Coach Horst Steffen lässt sich auf alle Fälle von der kleinen Ergebniskrise nicht beeindrucken, sagte gegenüber dem vereinseigenen Klub-TV: “Die Idee, dass es jetzt nicht normal ist, was wir spielen, kommt daher, dass es vorher nicht normal war, was wir gespielt haben. Wir haben ohne Frage sehr starke Spiele gemacht, aber wir hatten hier und da auch etwas Glück. Man darf nicht vergessen, wo wir als Aufsteiger herkommen. Ich habe so enge Spiele wie aktuell eigentlich vom ersten Spieltag an erwartet.”

Offensiv-Power auf viele Schultern verteilt: Löwen-Coach Maurizio Jacobacci wird seine Löwen gewissenhaft auf diese schwierige Aufgabe vorbereiten. Das Problem in der Gegneranalyse. Es gibt bei der SVE nicht nur den einen Spieler, auf den sich Leandro Morgalla und Co. konzentrieren müssen. Unter den zehn Topscorern der Dritten Liga befinden sich gleich vier (!) Elversberger: Jannik Rochelt (19 Scorerpunkte), Luca Schnellbacher (16), Manuel Feil (15) und Nick Woltemade (15). Der beste Scorer der Löwen, Fynn Lakenmacher, kommt übrigens auf 12 Torbeteiligungen.

Stadion-Modernisierung für erfolgsversprechende Zukunft: Stillstand ist Rückschritt. Deshalb feilt man im Saarland im Hintergrund bereits an der Zukunft. Erste Umbaumaßnahmen in der URSAPHARM-Arena an der Kaiserlinde sind bereits vollzogen. Die Arena soll in Zukunft bis auf den neu überdachten Fanblock der Heimfans rundherum mit Logen- und Businessbereichen versehen werden. In zirka drei Jahren soll das Schmuckkästchen mit Plätzen für 15.000 Zuschauer fertiggestellt sein. Kostenpunkt: 15 bis 20 Millionen Euro. Mit der DFL befindet sich die SVE in Gesprächen, ob man während der Umbauzeit weiterhin in Elversberg spielen darf. Auch wenn die finale Zustimmung der zuständigen politischen Gremien noch fehlt, ist man im Saarland guter Dinge, was die Modernisierung der URSAPHARM-Arena an der Kaiserlinde angeht.

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So soll die URSAPHARM-Arena an der Kaiserlinde nach der Modernisierung aussehen. Foto: Screenshot ZDF

So könnte die SVE spielen: Kristof - Neubauer, Antonitsch, Correia, Fellhauer, Jacobsen, Rochelt, Dürholtz, Feil, Woltemade, Fellhauer.