VON OLIVER GRISS, ULI WAGNER UND IMAGO (FOTO)

Eigentlich hätten die Löwen das gute alte Präsidenten-Zimmer von Karl-Heinz Wildmoser an der Grünwalder Straße 114, um über die eigene Zukunft zu entscheiden. Doch der Aufsichtsrat wählt trotz aller Brisanz den virtuellen Weg. Heißt: Die Trainerfindungskommission des TSV 1860 trifft sich heute Abend und zwar via Zoom online (!) - da kann man nur hoffen, dass am Unsinnigen Donnerstag die Leitung hält und nicht der ein oder andere Teilnehmer vor der Entscheidung rausfliegt…

Mittlerweile sind 16 Tage seit der Beurlaubung von Michael Köllner vergangen - die Löwen haben sich im Aufstiegskampf der Dritten Liga selbst schachmatt gesetzt. Das Bittere daran: Diese Ohnmacht ist nicht nur in der Geschäftsstelle, sondern auch bei den Spielern auf dem Platz zu spüren. Von wegen Befreiung seit dem Köllner-Aus…

Es ist alles noch viel schlimmer geworden. Die wenigen Kiebitze, die in dieser Woche ans Trainingsgelände kamen, trauten ihren Augen nicht. In der Mannschaft heißt es nach db24-Informationen, dass man es u.a. auch nicht verstehen könne, dass der Verein das Saisonziel 16 Spiele vor Schluß abschreibt. Das perfekte Alibi für weitere Niederlagen…

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Das größte Problem des Klubs: Keiner mit ansatzweise Fußball-Kompetenz ist in den Gremien vertreten, weder beim Mutterverein, noch auf der Seite von Investor Hasan Ismaik - so kann Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel fast nach Belieben agieren. Er hatte zuletzt gemeinsam mit Marc Pfeifer Köllner beurlaubt, ohne kurzfristig einen Nachfolger zu präsentieren. Stattdessen setzte sich Gorenzel selbst auf die Bank - seine Quote: Zwei Spiele gegen die Kellerkinder Oldenburg und Meppen - kein Sieg! Diese Ergebnisse zeigen, dass der selbsternannte Heilsbringer Gorenzel die Mannschaft nicht unbedingt erreicht. Auch die Sympathiewerte Gorenzels sind bei der Mannschaft überschaubar. Nach db24-Informationen stand im vergangenen Sommer sogar zur Debatte, dass Gorenzel nicht mehr auf der Bank sitzen soll.

Und Gorenzels Trainerliste, die geleakt wurde, ist auch nicht der Hit. Von preislich völlig unrealistischen Kandidaten (Jos Luhukay und Uwe Neuhaus) bis hin zu Namen, die dem TSV 1860 von vornherein nicht gewachsen scheinen. Darunter auch Roberto Pätzold. Der 43-Jährige war zuletzt beim österreichischen Erstliga-Absteiger Admira Wacker Mödling nach wenigen Monaten gescheitert. Jetzt sollen der frühere U19-Torwart Manuel Baum und Achim Beierlorzer (u.a. Regensburg und Köln) die Top-Kandidaten sein. Ein Zufall, dass beide Lehrer von Beruf sind?

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Wozu steigt eigentlich eine Aufsichtsratssitzung bei den Löwen? Die Räte müssen das Sport-Budget erhöhen (mit zusätzlichen Sponsoren-Einnahmen) - erst dann ist Gorenzel handlungsfähig und kann seines Amtes walten. Stellt sich die Frage, die nicht nur die Fans beschäftigt: Warum hat man das nicht sofort online nach dem Köllner-Aus gemacht und somit wichtige Zeit im Aufstiegskampf verstreichen lassen? Es wird immer deutlicher: 1860 hat ein gravierendes Führungsproblem und eine unkoordinierte Vorgehensweise, die rein nichts mit einem Profiklub zu tun hat.

Wer ist heute in der virtuellen Aufsichtsratssitzung alles dabei? Saki Stimoniaris, Karl-Christian Bay, Yahya Ismaik, Andrew Livingston, Robert Reisinger, Sebastian Seeböck - sowie die beiden Geschäftsführer Marc Pfeifer und Günther Gorenzel. Dabei auch sind auch als Gäste die beiden Anwälte Frank Koch (HAM) und Guido Kambli sowie Investoren-Vertreter Anthony Power.

Achim Beierlorzer und Manuel Baum sollen die beiden Favoriten auf die Köllner-Nachfolge sein: Wer schmeckt ihnen besser?

Umfrage endete am 02.03.2023 08:00 Uhr
Keiner von beiden!
56% (5059)
Achim Beierlorzer
25% (2264)
Manuel Baum
18% (1661)

Teilnehmer: 8984

Kann Gorenzels Zukunft Thema der Aufsichtsratssitzung werden? Nein, über seine Zukunft kann nur der Beirat entscheiden. Das Gremium ist mit jeweils zwei Vertretern der Gesellschafter bestückt: Auf der einen Seite mit Präsident Reisinger und dem Regensburger Anwalt Nicolai Walch, auf der anderen Seite mit Stimoniaris und Livingston. Insbesondere Walch soll ein großer Gorenzel-Befürworter sein. Bei einer Pattsituation kann der e.V. mit 50+1 wedeln…

Außerdem hält sich in München-Giesing hartnäckig das Gerücht, dass sich Gorenzels Vertrag bereits automatisch zum 31. Dezember 2022 um ein weiteres Jahr bis zum 30. Juni 2024 verlängert hat - und das obwohl die Ismaik-Crew schon seit längerer Zeit Gorenzel nicht mehr für den Richtigen hält. Hasan Ismaik soll das dem Österreicher zuletzt beim Meeting im Mandarin Oriental deutlich spüren haben lassen…