VON OLIVER GRISS UND ULI WAGNER (FOTO)

Günther Gorenzel (51) gilt prinzipiell als sehr sachlicher und introvertierter Mensch: Er geht meist alles analytisch an, emotional wird er nur selten. Doch am Donnerstag war an der Grünwalder Straße 114 alles anders. Er fühlt sich zu unrecht kritisiert. Der Österreicher schaltete in den Verteidigungsmodus - das sind die Gründe:

Die Kritik an Gorenzels Königstransfer Raphael Holzhauser: Der frühere österreichische Teamspieler, der in der Winterpause vom belgischen Erstligisten OH Leuven ausgeliehen wurde, ist noch nicht die gewünschte Verstärkung. Er hat seine Rolle im Team noch nicht gefunden. Ein Unterschiedsspieler ist der 29-Jährige aber (noch) nicht, auch weil er körperlich noch nicht auf der Höhe scheint. Dabei wollten die Löwen mit ihrer letzten Kohle einen Spieler verpflichten, der sofort als “Signalspieler” einschlägt - und so entschied sich Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel für Holzhauser anstelle des Premier League-erfahrenen Lukas Rupp, der zu teuer war und nun für Aris Saloniki kickt. “Ich bin schon überrascht, wie einzele Spieler von uns dargestellt werden. Vor zwei, drei Wochen hat es geheißen: “Rapha Holzhauser ist unser Winter-Coup”, zitierte Gorenzel und hielt mehrere Artikel von db24 demonstrativ in die Kamera: “Ich weiß, wie ich das Spiel anlege und was ich den Spielern mitgebe. Und aufgrund dessen bewerte ich die Spieler.” Die Außenwahrnehmung erwarte “wahrscheinlich: Er muss in vier Spielen fünf finale Pässe gespielt und drei Tore geschossen haben. Wenn das die Bewertung des Spielers ist…Da bin ich kein Fan von.” db24 meint: Gorenzel selbst war es, der im Trainingslager die besonderen Qualitäten von Ausnahmespieler Holzhauser herausgehoben hat - zudem hat der Spieler, der zweifelsohne große Qualitäten hat, einen Marktwert von 1,4 Millionen Euro. Deswegen ist es logisch, dass db24 von “Gorenzels größtem Coup” geschrieben hat - im Vergleich zu Tim Linsbichler, Martin Pusic oder Keanu Staude, die mittlerweile nicht mehr professionell Fußball spielen, ist Erstligaprofi Holzhauser für einen Drittligisten eine Ansage. Noch nie hat 1860 einen “wertvolleren” Profi als Drittligist unter Vertrag genommen. Gleichwohl hatten wir aber auch Experten wie Kult-Löwe Peter Pacult im Vorfeld zu Wort kommen lassen, der den Spieler wie folgt beurteilte: “Holzhauser ist ein großer Schlacks mit einem sensationellen linken Fuß. Er hat ein gutes Auge, schlägt kluge Pässe, vor allem in die Tiefe. Er schießt gute Standards. Aber er ist kein Lauf- und auch kein Zweikampfwunder - so war es zumindest bei der Austria. Vielleicht hat das sich in Belgien geändert. Kicken kann der Bursche aber.” Und das haben wir nie in Abrede gestellt. Und trotzdem hatten wir vor dem Holzhauser-Transfer immer darauf hingewiesen, dass 1860 zweikampf- und laufstarke Typen wie Rene Klingenburg oder Julian Baumgartlinger benötigt, um der Mannschaft den gewissen Input zu geben. Warum Gorenzel ausschließlich die Texte von db24 ausdruckt und auf DIN A3 zur Schau stellt, aber die selbe Kritik des “Münchner Merkurs” ausblendet, können wir nicht beantworten. Uli Kellner, der langjährige Merkur-Reporter, ist das Vakuum im Mittelfeld ebenfalls aufgefallen: “Alle haben Gorenzel gefeiert, als er nach zähen Verhandlungen Raphael Holzhauser, 29, als Winterzugang präsentiert. Jetzt - nach vier Partien mit Licht und Schatten - wird der Transfer seines österreichischen Landsmannes etwas differenzierter betrachtet. Hat Gorenzel das richtige Spielerprofil gescoutet? Hätte 1860 nicht eher einen laufstarken Antreiber gebraucht. Nicht wenige Fans denken wehmütig an Thomas Pledl, 28, der sich wochenlang bei Köllners Team fit hielt, am Ende keinen Vertrag bei seinem Ex-Verein erhielt - und nun das Mittelfeld des Aufstiegsrivalen Mannheim bereichert. Ein Gedanke, den man oft hört: Das Geld, das Holzhauser als Leihgabe des belgischen Erstligisten OH Leuven kostet, hätte man auch gut für einen neuen Trainer verwenden können.” Gorenzel kann jetzt als Interimstrainer Holzhauser zu Höchstleistungen trimmen. Schafft er das?

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Das verlorene Wechselfenster beim 2:2 in Oldenburg: Mittelfeldspieler Tim Rieder sah bereits nach fünf Minuten die gelbe Karte - in der 25. Minute wurde der frühere Augsburger nach einem neuerlichen Foulspiel von Schiedsrichter Patrick Schwengers informiert, dass er bei der nächsten Aktion vom Platz fliegt. Die TV-Bilder zeigen die Kommunikation des Referees mit Rieder und die Handbewegung des Schiedsrichters zur Brusttasche. Auch im “Kicker”-Liveticker steht: “Nächstes Rieder-Foul im Mittelfeld. Das gibt eine Ermahnung durch den Referee. Der Löwe muss nun akut aufpassen.” Hat Gorenzel das nicht mitbekommen? Trotz dieser Aktion brachte Gorenzel Rieder auch nach dem Seitenwechsel - und wechselte ihn aber nach sieben Minuten dann doch aus. Und so konnte 1860 in der turbulenten Schlußphase, als das Spiel kippte, nicht mehr wechseln. Dazu erklärt der Österreicher: “Ich habe beim Rausgehen aus der Kabine in Oldenburg die Information bekommen, dass Tim Rieder beim nächsten Foul vom Platz fliegt. Ich erwarte mir, das ich solche Informationen beim Reingehen bekomme.” Angeblich soll ihn ein 1860-Profi darauf aufmerksam gemacht haben. db24 meint: Die Löwen sollten unbedingt an ihrer internen Kommunikation arbeiten.

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Die zähe Trainersuche: Gorenzel, der auch in Meppen auf der Bank sitzt, kann weiterhin keinen Köllner-Nachfolger verkünden. Inzwischen sagt er aber immerhin: “Das Trainer-Profil ist klar definiert”, erklärte der Österreicher. Er habe mit mehreren Kandidaten gesprochen. Nach db24-Informationen auch mit Marco Kurz und Manuel Baum. Gorenzel sprach von einer “Long List” und einer “Short List”. Die Trainerentscheidung hängt dabei auch von den finanziellen Konditionen ab. Heißt im Umkehrschluß: Ohne die beiden Gesellschafter kann Gorenzel offenbar keine Entscheidung treffen. Kurz nach dem Besuch von Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik und dem Treffen mit der Geschäftsführung und Ex-Trainer wurde im Umfeld suggeriert, dass Ismaik entschieden hatte, dass Köllner auf Ismaiks Anweisung Löwen-Trainer bleibt. Kurz danach verschickte die KGaA eine Presseerklärung, in der sie unterstrich, dass sie allein die Kontrolle über die Fußballfirma hätte: “Einleitend ist festzuhalten, dass alleine die Geschäftsführung des TSV 1860 München, insbesondere die fachliche Einschätzung des Geschäftsführers Sport, über die Strukturen der Profi-Mannschaft und die Zusammensetzung des Trainer- und Funktionsteams entscheidet…” db24 meint: Als Geschäftsführer ist Gorenzel in der Verantwortung, bei so einer signifikanten Personalentscheidung, nicht nur zeitnah einen geeigneten Nachfolger zu präsentieren, sondern auch gleichzeitig die finanziellen Rahmenbedingungen zu berücksichtigen.