VON OLIVER GRISS UND CATHRIN MÜLLER (MIS)

Wenn die Löwen heute um 11 Uhr auf den Einserplatz kommen und die Vorbereitung auf das schwere Auswärtsspiel beim Tabellenletzten Meppen (Samstag, 14 Uhr, db24-Ticker) beginnt, dann wird Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel als Interimstrainer wieder die Löwen trimmen.

Damit ist klar: Nach db24-Informationen wird in dieser Woche kein neuer Übungsleiter vorgestellt - frühestens nächste Woche. Damit wird Gorenzel nach dem 2:2 in Oldenburg auch im Emsland die Löwen einstellen und lenken. Nebenbei muss der 51-jährige Österreicher noch Kandidaten auf die Köllner-Nachfolge sichten - eine A-Lösung soll es noch immer nicht geben. Und das ist angesichts der eigenen Ansprüche an der Grünwalder Straße 114 natürlich alles andere als zielführend - die verunsicherten Löwen brauchen jetzt einen Trainer, der schnellstens die Blockade löst und die Mannschaft im Aufstiegsrennen hält. Insgesamt sechs Millionen Euro wurden für dieses Unternehmen investiert - soviel wie noch nie in den letzten fünf Jahren. Daran muss sich Gorenzel und alle Verantwortlichen bei 1860 messen lassen.

Was stutzig macht: Die Geschäftsführung entlässt Trainer Köllner nach dem 1:2 gegen Dresden - und präsentiert nicht zeitnah einen Nachfolger. Dass man unvorbereitet gewesen sei, kann kein Argument sein. Nach dem 1:3 zum Start in Mannheim veröffentlichte 1860 eine Presseerklärung, die unmissverständlich erkennen lässt, was man sich jetzt von Trainer Köllner erwarte. Der Oberpfälzer gewann danach gegen Zwickau souverän mit 3:1 - und verlor eine Woche später gegen das teuerste Team der Liga Dynamo Dresden unglücklich. Es war Köllners letztes Spiel in 1180 Tagen an der Grünwalder Straße 114. Die Geschäftsführung zog die Reißleine - angeblich war Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik in diese wichtige Personalentscheidung nicht involviert. Darin liegt zusätzliche Brisanz.

Hat Einserschüler Gorenzel geglaubt, dass er mit seiner neuen Rolle alle bei 1860 überzeugen kann? Große Cheftrainer-Erfahrung hat der Österreicher nicht. Bei seiner Station Blau-Weiß Linz wurde der Löwen-Geschäftsführer im Jahr 2017 nach 17 Spielen (Punkteschnitt 0,88) entlassen.

Beim mauen 2:2 in Oldenburg saß Ex-Trainer Torsten Fröhling auf der Tribüne - deutet sich hier eine Verpflichtung an? Der Relegationsretter von 2015, der in Hamburg lebt, ist desöfteren in Oldenburg zu Gast. Fröhling galt im vergangenen Sommer bereits als Co-Trainer-Kandidat - Köllner lehnte aber ab. Teile des Klubs würden Fröhling gerne wieder bei 1860 sehen.

Die Löwen suchen einen neuen Übungsleiter, der alle mitreißt - doch genau dieses Profil ist mit kleinem Geldbeutel nicht so leicht zu finden. Zuletzt ist auch der Name Frank Kramer (zuletzt Schalke 04) gefallen. Was verwundert: Namen wie Jens Keller (gilt nicht als Feuerwehrmann!), Rüdiger Rehm (zuletzt Ingolstadt) oder Uwe Koschinat (zuletzt Saarbrücken) sind in Giesing noch gar nicht diskutiert worden.