VON OLIVER GRISS UND RENATE FEIL (MIS)

Yannick Deichmann (28) ist nach seiner krankheitsbedingten Pause bei der schmerzhaften 1:3-Pleite in Mannheim zurück - und das mit einer Oha-Leistung: Der Lübecker zeigte beim wichtigen 3:1-Heimsieg gegen Zwickau, warum er für den TSV 1860 so wichtig ist und als Triebfeder des Löwen-Spiels gilt. Das db24-Interview vor dem Hit gegen Dresden (heute, 19 Uhr):

db24: Herr Deichmann, die alles entscheidende Frage gleich anfangs: Rechts hinten oder doch weiter vorne?

YANNICK DEICHMANN: Für mich geht es nicht um irgendwelche Positionen, sondern nur um den sportlichen Erfolg. Das ist das Ziel von jedem bei 1860! Es klingt blöd: Da, wo ich gebraucht werde, da will ich meine beste Leistung zeigen. Hauptsache ist, ich trage dazu bei, dass wir als Verein erfolgreich sind. Eine meiner Stärken ist, dass ich mich sehr schnell anpassen kann - egal in welcher Rolle. In Lübeck habe ich hängende Spitze, rechts hinten, rechts vorne oder auf der Sechs und Acht gespielt. Bei meinem Zweitliga-Debüt bei St. Pauli (16. August 2015, 3:2-Sieg gegen Greuther Fürth, d. R.) habe ich in der Innenverteidigung gespielt. Ich kenne die Situation. Wichtig ist, dass ich bei Michael Köllner das uneingeschränkte Vertrauen spüre. 

db24: Diese Einstellung ehrt Sie. Beim 3:1 gegen Zwickau prägten Sie diesen Löwen-Sieg auf Schneeboden mit Ihrer Mentalität und Laufbereitschaft - Werte, die in der Dritten Liga gefragt sind. Hat es Sie ein wenig geärgert, dass dieses Spiel der Mannschaft in der Nachbetrachtung nicht richtig honoriert wurde?

Wir haben das Spiel gegen Zwickau auf sehr schwerem Boden gewonnen. Nur das zählt. Am Ende der Saison fragt niemand, wie du Punkte geholt hast und wie einzelne Spiele honoriert wurden, sondern nur, wie viele Punkte du gesammelt hast und auf welchen Platz du stehst.

db24: Sie spielen nun Ihre zweite Saison bei 1860: Was ist der Unterschied zu Ihrer Premieren-Runde?

Wenn du zu Sechzig wechselst, weißt du ganz genau: Das ist ein Verein mit einer unglaublichen Wucht, der immer polarisiert. Das ist ja das Geile für mich! Ich weiß, wenn es nicht so läuft, dann fängt’s an zu rumoren. Aber wenn’s gut läuft, dann geht’s komplett in die andere Richtung. Das macht Spaß, weil du weißt: Die Menschen interessieren sich für uns. 1860 ist immer noch ein Riesenverein, das merkst du in jeder Sekunde, wenn du auf dem Platz stehst. Und was hat sich verändert zum ersten Jahr? Wir haben klar ausgesprochen, dass wir ganz oben mitspielen wollen. Dementsprechend werden wir daran auch gemessen, die Erwartungshaltung ist hoch. Wir als Mannschaft werden das leben, das kann ich garantieren.

db24: Nach einem furiosen Start-Rekord kam’s zum Einbruch - das 3:1 gegen Zwickau war nach zuvor fünf sieglosen Spielen der erste Sieg. Warum stotterte der Motor der Löwen in dieser Phase?

Ich glaube, wir haben eine sehr gute Mannschaft. Das ist jedem bei uns bewusst. Nuancen haben am Anfang der Saison über Siege entschieden, da ist viel gut gelaufen. Wie beim 1:0-Sieg gegen Verl, als wir in der Nachspielzeit das entscheidende Tor machen. Ebenso sind auch Spiele unglücklich gegen uns gelaufen - zum Beispiel das gegen Saarbrücken, als der Ball gegen den Pfosten klatscht und wir das Tor trotzdem auf dem Fuß haben. Die Dritte Liga hat eine Besonderheit: Sie ist sauschwer und richtig eklig. Viele Traditionsvereine haben damit zu kämpfen. Manchmal reicht da nicht der pure Fußball. Was uns gefehlt hat, ist die Konstanz. Das ist das beste Wort - und Konstanz wollen wir in der Rückrunde reinbringen, auch wenn’s mal rauer werden kann. Wir werden alles tun, damit dieser Verein erfolgreich ist. Aber vom Reden hat noch keiner Spiele gewonnen.

db24: Im Sommer läuft Ihr Vertrag aus: Wie wichtig ist diese Baustelle für Sie?

Das ist für mich kein Thema. Es gibt ein übergeordnetes Ziel: Erfolg mit der Mannschaft. Alles andere kommt von selbst.

db24: Gibt’s eigentlich eine Wette mit Ihrem Bruder Leon Deichmann, der beim VfB Oldenburg unter Vertrag steht. Das erste Duell haben Sie ja knapp mit 1:0 gewonnen…

Nein, eine Wette gibt es nicht, aber ich freue mich, dass er - nachdem er anfangs außen vor war - jetzt zum Zug kommt. Leon hatte schon viele Verletzungen, ich freue mich, dass er aus seinem Talent was machen konnte.