VON OLIVER GRISS, MARCO BLANCO UCLES UND STEFAN MATZKE (FOTO)

Der TSV 1860 hat vor dem 2023er-Heimauftakt gegen Zwickau (heute, 14 Uhr, db24-Ticker) einen Verhaltenskatalog für die eigenen Fans aufgelegt - sozusagen Benimmregeln im Grünwalder Stadion, die vom Pyro-Verbot bis hin zum fairen Miteinander gehen. Nicht allen hat das gefallen.

Zamreißn muss sich aber auch der Löwe selbst. Wir haben vor diesem besonderen Spiel gegen die Sachsen, gegen den die Löwen zuletzt zweimal zuhause verloren haben, auch gewisse Spielregeln für einen Pflichtsieg. Der Sechs-Punkte-Plan für Mannschaft & Bosse für das Finale gegen Zwickau:

Die Leidenschaft: Blutleere Auftritte wie bei der 1:3-Pleite bei Waldhof Mannheim sind ein absolutes No-Go für Spieler des Traditionsvereins 1860. Wer nicht versteht, was es heißt, für diesen Verein bei durchaus übertariflichem Drittliga-Gehalt zu kämpfen und wirklich das letzte Hemd zu geben, der sollte insbesondere die Zeit unter Werner Lorant googlen. Der Verein stieg vom Amateurbereich (Bayernliga) bis in den Europacup auf - innerhalb weniger Jahre. Es war auch die Zeit, in der sich eine Opposition im eigenen Verein mit dem Schwerpunkt Kampf ums Grünwalder Stadion gebildet hat.

Die Spielkultur: Die Löwen haben viele Techniker in ihren Reihen - doch in den letzten Monaten hat sich die Drittliga-Mannschaft im fußballerischen Bereich zurück entwickelt. Die Mannschaft sollte sich auf die eigenen Stärken besinnen. Es war kein Zufall, dass u.a. gegen Dresden (4:3) oder Wiesbaden (3:1) gewonnen wurde. Natürlich, die Dritte Liga gilt als härteste Dritte Liga der Welt, doch die feine Klinge kommt seit Monaten viel zu wenig zum Einsatz beim TSV 1860. Der Beweis: Die Löwen liegen in der Tabelle “Ballbesitz” liga-intern nur auf Rang 12 - mit 47,4 Prozent. Spitzenreiter ist die Bundesliga-Reserve des SC Freiburg mit 57,6 Prozent vor Verl (55,6 Prozent) und Osnabrück (54,8 Prozent). Die rote Laterne trägt Bayreuth mit 44,1 Prozent. Gegen Zwickau wird vor allem Geduld gefragt sein - die fußballerische Qualität wird sich am Ende durchsetzen, wenn Trainer Michael Köllner die richtige Mischung findet.

Der Teamspirit: Muss noch deutlicher herausgestellt werden. Heißt: Keine Ich-AG, sondern elf Freunde auf dem Platz. Jeder muss seine eigenen Befindlichkeiten hinter den Teamerfolg stellen. Nur so funktioniert guter Leistungssport. Die Mannschaft steht zu 100 Prozent hinter Trainer Köllner, auch intern gibt´s keine schwarzen Schafe. Heute ist der richtige Tag, um genau das allen zu beweisen.

Die Variabilität: Michael Köllner setzt prinzipiell auf ein 4-1-4-1-System - doch was ist, wenn die Spielform nicht greift? Dann hat der TSV 1860 oft keinen Plan B. Das muss besser werden. Wenn der Input nicht von außen kommt, dann muss die Mannschaft das selbständig auf dem Platz regeln - frag nach bei Peter Nowak, der mit seinen Kollegen in den 90er Jahren das Heft das Handels selbst in die Hand genommen hat, wenn der Lorant-Plan nicht funktioniert hat.

Positive Ausstrahlung: Das gilt nicht nur für die Spieler und dem Trainer-Team, sondern auch für Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel. Er sitzt mit auf der Trainerbank und ist ein ganz wichtiger Baustein - die Spieler brauchen inbesondere in schwierigen Situationen Optimismus und Zuneigung. Nur so kann Gorenzel seiner Mannschaft helfen. Und Ausreden will heute keiner hören. Auch nicht das schlechte Wetter darf als Alibi genommen werden.

Die Fans hinter sich bekommen: Die Anhänger verzeihen Fehler, was sie aber nicht verzeihen sind Bequemlichkeit, Faulheit und Arroganz. Wichtig: Gleich in der Anfangsphase ein Feuerwerk abbrennen - nicht mit Pyro-Technik, sondern mit der Löwen-DNA Kampf und Herzblut. Schaffen die Löwen es, die Fans auf ihre Seite zu ziehen, dann wird das Grünwalder Stadion beben.