VON OLIVER GRISS, STEFAN MATZKE UND IMAGO

Der verrückte Transferpoker um Raphael Holzhauser (29, OH Leuven)…

Mittendrin: Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel. Sein Handy war in den Tagen von Belek im Dauereinsatz. Doch eine Lösung ist bis heute nicht gefunden. Am vergangenen Donnerstag sollte Holzhauser eigentlich ins 1860-Trainingslager in Belek nachreisen. Es gab sogar eine Gastspiel-Genehmigung für Holzhauser für die Generalprobe gegen Lautern (1:1) - und vor Ort war auch ein medizinischer Check organisiert, um dann schnell die Verträge finalisieren zu können. Doch jetzt? Alles Pustekuchen! Holzhauser spielte gestern bei der 2:3-Heimpleite gegen KV Kortrijk 90 Minuten durch. Der Mittelfeldakteur traf kurz nach der Pause mit einem Freistoß den Pfosten - und bereitete zudem das zwischenzeitliche 2:2 mit einer Ecke vor.

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Heute will Gorenzel möglicherweise einen finalen Versuch unternehmen, damit Michael Köllner den früheren österreichischen Teamspieler (Vertrag bis 2024, Marktwert 1,4 Millionen Euro) als Signalspieler bekommt: “Rapha will zu uns - und wir wollen ihn.”

Aber der Reihe nach: Den Erstkontakt gab es laut Gorenzel mit Holzhausers Berater beim Wörthersee-Cup Mitte November - der Spieler war von der Idee sofort begeistert, zu den Löwen zu wechseln, zumal sein Verein ihm unlängst signalisiert hatte, sich einen neuen Klub suchen zu sollen. Gorenzel behauptet, dass der finanzielle Rahmen mit dem abgebenden Verein und dem Spieler schriftlich fixiert war. Als dann der Wechsel bevorstand, sagte Leuven-Trainer Marc Brys plötzlich: “Jeder Spieler hat seinen Preis!” Im Löwen-Umfeld irritierte dies alle - oder ist 1860 an dieses Wechselgeschäft zu naiv herangegangen? Problem war zudem: Das Interesse an Holzhauser kam zu schnell in die Öffentlichkeit.

Gorenzel verteidigte sich am Sonntagabend in einer kleinen Presserunde im Fünf-Sterne-Hotel Regnum Carya: “Von meiner Seite gibt es Einigung - sowohl mit dem Spieler als auch mit dem Verein. Das ist auch schriftlich bestätigt. Das Einzige ist: Bei einem Leihgeschäft brauche ich einen Aussetzungsvertrag und auf diesen Aussetzungsvertrag warte ich seit Dienstag.”

Die Löwen wollen sich in der Causa Holzhauser weiterhin keinen Fehler eingestehen. Gorenzel: “Wir hatten zweimal Flüge gebucht, aber nicht über Brüssel, sondern über Wien. Rapha wollte zweimal zu uns fliegen, aber er hat zweimal die Freigabe nicht bekommen. Er hatte am Donnerstagabend sogar ein Belastungs-EKG in Belgien gemacht. Es war alles vorbereitet, nur der CEO unterschreibt den Aussetzungsvertrag nicht - mit Argumenten, die nicht nachzuvollziehen sind.”

Was Gorenzel inzwischen merkwürdig findet: “Plötzlich sagt der Trainer, jeder Spieler hätte seinen Preis. Wir hatten den Preis doch längst festgelegt. Das habe ich schriftlich von seinem CEO bestätigt bekommen. Entweder sprechen die beiden nicht miteinander oder zu wenig. Aus meiner Sicht ist alles geklärt. Am Montag geht’s in die nächste Verhandlungsrunde.” Aber Gorenzel gibt jetzt zu: “Ich habe wenig Einfluss auf das ganze Ding.”

Ein kleiner Joker im Transferpoker könnte für die Löwen die von den Belgiern ausgehändigte Gastspielgenehmigung für den Lautern-Test sein - und der gleichzeitige Pflichtspiel-Einsatz von Holzhauser für Leuven. Dazu Gorenzel: “Das Ganze ist rechtlich sehr brisant. Dazu habe ich mich auch mit zwei Anwälten ausgetauscht.” Hätte Holzhauser also gestern gar nicht bei seinem Verein eingesetzt werden dürfen? Große Konsequenzen dürften die Belgier aber nicht befürchten, denn sie blieben bekanntlich ohne Punkte.