db24: Heutzutage wird häufig über die Einstellung der Fußballer gesprochen. Wieso war das früher anders?

Ich bin alles andere als neidisch, aber: Wir mussten unser Geld verdienen, hatten 1.200 Mark Grundgehalt. Alles andere musstest du dir über Auflauf- oder Siegesprämien verdienen. Wenn du schlecht gespielt hast und draußen warst, war der Geldbeutel am Ende des Monats leer. Deswegen haben wir Samstag für Samstag dafür gekämpft, zu gewinnen, damit wir zuhause unsere Familien ernähren konnten. Heutzutage müssen das die Spieler nicht mehr machen, sie bekommen das Geld einfach. Wenn ich damals 50.000 Euro im Monat verdient hätte, hätte mir Max Merkel erzählen können, was er wollte. Dem hätte ich gesagt: ´Du kannst mir den Schuh aufblasen´. Diese heutige Einstellung spiegelt sich auch in der deutschen Nationalmannschaft wieder.

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db24: Waren Sie überrascht vom frühen DFB-Aus?

Nein, überhaupt nicht. Im Spiel, in dem es um alles geht, liegen wir 1:2 hinten gegen Costa Rica. Gegen Costa Rica! Nicht einmal die Fidschi-Inseln würden 1:2 hinten liegen gegen Costa Rica. Aber die deutsche Nationalmannschaft mit vielen Weltklasse-Spielern, die ist 1:2 hinten. Hauptsache, die Spieler sind tätowiert und haben gefärbte Haare. Uns fehlen auch Anführer, wie es Matthäus oder Beckenbauer waren. Man kann ja mal einen schlechten Tag haben. Aber wenn ich keine Einstellung zum Leistungssport habe, dann lasse ich es bleiben. Auch über die Nominierungen von Hansi Flick habe ich mich gewundert.

db24: Inwiefern?

Der Mokouko von Dortmund spielt drei Tage Bundesliga und fährt zur WM mit. Es geht nicht um die Leistung, sondern bei welchem Verein man spielt.

db24: Spielen Sie auf die Bayern-Achse im Team an?

Jeder, der einen deutschen Pass besitzt und beim FC Bayern spielt, ist automatisch Nationalspieler. Und wenn der Platzwart noch kicken könnte, wäre der auch dabei. Hat der Füllkrug in den letzten Jahren keinen Ball getroffen? Nein, er hat einfach beim falschen Verein gespielt. Aber drei Tage vor der WM soll der dann auf einmal der Retter der Nation sein, das kapiere ich nicht. Auch Kevin Volland ist so ein Beispiel…

db24: Der Ex-Löwe machte im November vergangenen Jahres seine letzten Länderspiele…

Der ist ein Kämpfer, hat einen unbändigen Willen. Solche Fußballer brauchst du auf dem Platz. Der hat aber keine Chance, weil er beim falschen Verein spielt. Aber dann holen wir den Mokouko, weil der seit drei Tagen bei Dortmund spielt. Nichts gegen junge Leute. Aber früher musste man ein, zwei Jahre gut in der obersten Liga spielen, um in die Nationalmannschaft zu kommen.

db24: Was muss sich im Hinblick auf die Heim-EM ändern, damit Deutschland wieder zur Spitze dazugehört?

Dass der Herr Flick nach der Leistung und nicht der Vereinszugehörigkeit aufstellt, das ist das A und O.