VON MARCO BLANCO UCLES UND IMAGO (FOTO)

Ein ganz großer Sechzger feiert Geburtstag - Meister-Löwe Fredi Heiß wird heute 82 Jahre alt.

Der gebürtige Münchner lief zwischen 1959 und 1970 elf Jahre lang für die erste Mannschaft des TSV 1860 auf, prägte eine erfolgreiche Ära an der Grünwalder Straße 114 entscheidend mit. Der Höhepunkt war freilich die gewonnene Meisterschaft 1966 - bis heute die einzige des Traditionsvereins aus München-Giesing.

An seinem Ehrentag sprach Heiß, der auch viele Jahre lang als Funktionär bei Münchens großer Liebe tätig war, mit db24 über den Kontakt zu den anderen noch lebenden Meister-Löwen, die aktuelle Drittliga-Saison sowie seine Meinung zu Sechzig-Coach Michael Köllner.

db24: Herr Heiß, herzlichen Glückwunsch zum 82. Geburtstag. In welchem Rahmen wird denn heute gefeiert?

FREDI HEISS: Vielen, vielen Dank! Ich bin selbstverständlich im Steierer Markt an meinem Montagsstammtisch. Meine Frau hat Pech, da ich dort Verpflichtungen habe, die ich auch einhalte (lacht). Vielleicht komme ich heute ein wenig eher nach Hause, sodass ich daheim mit meiner Frau noch anstoßen kann.

db24: 82 Jahre ist ein stolzes Alter: Wie geht es Ihnen gesundheitlich?

Ich kann nicht klagen, es geht mir gut. Natürlich hat man mit 82 Jahren kleinere Wehwehchen, aber man gewöhnt sich dran. Golf kann ich leider nicht mehr so viel spielen, da ich eine Schulteroperation hatte. Im Januar geht es wie immer nach Teneriffa, um der Kälte hier zu entkommen.

db24: Wird mit den anderen Meisterlöwen auch noch gefeiert?

Wir haben bereits letzten Freitag gefeiert. Da waren auch Bernd Patzke, Hansi Reich und Hans Rebele dabei. Aber auch andere alte Löwenfreunde, wie Roland Kneißl, haben vorbeigeschaut. Wir sehen uns regelmäßig, haben immer etwas zu bereden. Natürlich fiebern wir mit den Löwen mit und hoffen, dass es doch noch etwas wird mit dem Aufstieg.

db24: Zuletzt fiel der Löwe in ein Leistungsloch, stürzte auf Rang sechs ab…

Die Mannschaft hatte Hoch und Tiefs in dieser Saison. Wenn es mal nicht so läuft, muss das Selbstvertrauen erst einmal wieder zurückkehren, das ist nicht so einfach. Trotzdem glaube ich, dass alle Spieler wissen, worum es geht. Die anderen Teams kochen auch nur mit Wasser, dessen muss man sich bewusst sein. Man kann nur hoffen, dass es im neuen Jahr wieder besser wird.

db24: Muss 1860 im Winter personell nachrüsten?

Ich weiß nicht, ob uns ein Spieler im Winter weiterhelfen kann. Letztes Jahr hat der Verein nichts gemacht und die Mannschaft hat eine Siegesserie gestartet. Wenn man sich eine Neuverpflichtung wünschen könnte, wäre es ein Mittelfeldspieler, der für mehr Kompaktheit sorgt und die Fäden ziehen kann. Aber generell denke ich, dass es mit diesem Kader zum Aufstieg reichen kann. Ich hoffe, die Spieler kommen mit frischem Mut aus dem Urlaub zurück. Der Trainer wird das Team wieder begeistern.

db24: Sie sprechen Michael Köllner an. Sie haben immer wieder Kontakt zu ihm, kennen ihn gut…

Ja, er hat mir heute Morgen mit einer SMS zum Geburtstag gratuliert. Das hat mich sehr gefreut, vor ihm hat das noch nie ein Trainer gemacht. So etwas fördert natürlich den Zusammenhalt.

db24: Menschlich gibt es wohl keine Zweifel an Köllner. Sportlich sah das zuletzt anders aus…

Wenn es nicht läuft, gerät der Trainer immer als erstes in die Kritik. Das ist überall so, das weiß Köllner auch. Man muss jetzt die Ruhe behalten, um die Mannschaft wieder in die richtige Spur zu bekommen. Und dafür ist er meiner Meinung nach der richtige Mann.

db24: Sie haben 1860 in ganz anderen Sphären erlebt. Was muss passieren, damit 1860 eines Tages wieder in den großen Fußball zurückkehrt?

Es muss finanzielle Hilfe von außen kommen, ohne Investor geht es nicht. Gerade heutzutage, wo jeder Spieler der den Ball dreimal geradeaus schießen kann, 10 Millionen Euro kostet. Finanzielle Probleme hatten wir bei 1860 ja schon immer, auch als wir Deutscher Meister wurden.

db24: Sie haben auch die Erfolge der 90er-Jahre unter Präsident Karl-Heinz Wildmoser als Funktionär hautnah mitbekommen…

Es gab, was das fußballerische Verständnis anging, sicherlich nie bessere Leute bei 1860 als unter Karl-Heinz Wildmoser. Das hat sich ja auch im sportlichen Erfolg wiedergespiegelt. Es ist ganz einfach: Die Mannschaft, das Produkt, bringt das Geld. Ist die Mannschaft erfolgreich, kommen auch die Sponsoren.

db24: Mit dem kleinen Grünwalder Stadion tut sich Sechzig schwer, Geld zu verdienen, macht sogar Verlust. Eine Sackgasse?

1860 hat unheimlich viel Tradition. Einzig: Von der Tradition alleine kann Sechzig nicht leben. Ich war immer dagegen, aus der Allianz Arena rauszugehen. Wenn man 1860 so erfolgreich sehen will wie ich, dann darf man es mir nicht übel nehmen, dass ich gerne zurückdenke an die Spiele in der Arena vor 65.000 Zuschauern. Vielleicht denkt man im Verein ja doch über das Olympiastadion nach, wenn sonst nichts anderes passiert. Die Stadt wäre auf alle Fälle bereit. Das Grünwalder Stadion für diesen hohen Betrag auszubauen, um am Ende knapp dreitausend Plätze mehr zu haben, macht keinen Sinn. Aber gut: Viele sind mit der aktuellen Situation im Sechzgerstadion glücklich. Die Mitglieder haben das so gewählt, das muss man akzeptieren.