VON MARCO BLANCO UCLES UND ULI WAGNER (FOTO)

Drei Jahre Michael Köllner beim TSV 1860 - es ist viel passiert…

Am 5.November 2019 blickte ganz Fußball-Deutschland nach München-Giesing. Nicht etwa weil die Löwen sportlich für Furore sorgten - Rang 15 in der Dritten Liga, sondern weil Vereins-Ikone Daniel Bierofka aufgrund interner Querelen seinen Rücktritt verkündet hatte. Schuldige dafür wurden gesucht, auch die überregionalen Medien stürzten sich auf die Geschichte - es ging - mal wieder - drunter und drüber an der Grünwalder Straße 114.

Vier Tage später, am 9. November - also exakt heute vor drei Jahren - präsentierte der Verein einen Bierofka-Nachfolger. Michael Köllner, damals 49 Jahre alt, sollte den Klub wieder in ruhigere Fahrwasser bringen und idealerweise auch für einen sportlichen Aufschwung sorgen. Heute kann man bilanzieren: Beides gelang dem Oberpfälzer - größtenteils.

Aus dem Abstiegskandidaten 1860 entwickelte Köllner ein Spitzenteam der Dritten Liga. In seiner Premierensaison führte er den Löwen schnell aus dem Keller, mischte sogar eine Zeit lang im Aufstiegsrennen mit und landete schlussendlich auf Rang acht. In den beiden Folgejahren scheiterte er jeweils nur knapp am Aufstieg - zweimal Platz vier.

Vor der aktuellen Spielzeit forderte Köllner noch mehr Mitspracherecht, bekam alle seine Transferwünsche erfüllt und durfte neun Neuzugänge begrüßen. Das klare Ziel: Aufstieg in die Zweite Liga. Der Coach rief beim Fanfest im Juli den Anhängern zu: “Im Mai kommenden Jahres werden wir wieder hier sein, um etwas ganz Großes zu feiern.” Klar ist: Platz vier dürfte er damit kaum gemeint haben. Nach 15 Spieltagen liegt 1860 auf einem direkten Aufstiegsplatz. Auch wenn nach dem historischen Traumstart - fünf Siege aus fünf Partien - im Herbst nicht alles nach Plan lief, konnte sich der Löwe anders als in den Vorjahren von Beginn an oben festbeißen.

Neben dem Platz hat sich Köllner in den drei Jahren zu DEM Werbegesicht des Vereins entwickelt. Der sympathische Oberpfälzer kommt gut an, kann den Klub wie kein Zweiter repräsentieren. Nicht umsonst ist der 52-Jährige seit diesem Sommer Repräsentant des Bayernparks. Wer an die Löwen denkt, denkt ohne Wenn und Aber direkt an Köllner. Zudem hat er es verstanden, die Querelen innerhalb des Klubs zu lesen, die internen Strömungen zu erkennen.

Bei den Fans ist er beliebt, zeigt regelmäßig seine menschliche Klasse. Mal besucht er spontan ein Fanclubtreffen, um den Anhängern eine Freude zu machen. Als im Spätsommer dieses Jahres der langjährige Löwen-Ultra Moritz verstarb, stieg Köllner rund eineinhalb Stunden vor dem Spiel gegen Halle (3:1) in die Westkurve, um den Freunden und Bekannten des Verstorbenen sein Beileid auszudrücken - eine große Aktion.

Einer, der vor Köllner schon viele Trainer in München-Giesing erlebt hat, ist Karsten Wettberg. Der “Köing von Giesing”, der morgen 81 Jahre alt wird, ist vom Oberpfälzer überzeugt: “Er kommt gut an in der Mannschaft. Außerdem kann er mit Menschen umgehen, auch mit den Medien - das ist in München nicht ganz einfach.”

Für Wettberg ist aber auch klar, dass Köllner nach zwei knapp verpassten Aufstiegen in dieser Saison der ganz große Wurf gelingen muss: “Es wurden ihm alle Wünsche erfüllt. Wenn er heuer mit diesem Kader nicht aufsteigt, wann denn dann?” Wettberg betont, dass er hofft, dass Köllner mit den Löwen heuer hochgeht und dem Traditionsklub noch lange Zeit erhalten bleibt.

In seinem vierten Jahr bei 1860 wird sich zeigen, ob Köllner eine Ära an der Grünwalder Straße 114 prägen kann - dafür muss der Löwe hoch gehen, das weiß der Coach. Seit der Oberpfälzer im Amt ist, ist ein klarer Aufwärtstrend erkennbar. Nun soll und muss der nächste Schritt erfolgen. Damit die Sechzig-Fans im Mai etwas Großes zu feiern haben - zusammen mit Aufstiegscoach Michael Köllner.