VON OLIVER GRISS UND ORYK HAIST (IMAGO)

Für Michael Köllner war Meris Skenderovic beim 3:1-Triumph über Wiesbaden der “Man of the match” - db24 hat den 24-jährigen Sommer-Neuzugang nach seiner Galavorstellung gegen die Hessen (db24-Note 1) zum Gespräch getroffen. Das Interview:

db24: Glückwunsch zur starken Leistung gegen Wiesbaden: Das zwischenzeitliche 2:0 war ihr dritter Treffer im dritten Spiel hintereinander. Herr Skenderovic, wie fühlt es sich an, wenn man regelmässig für 1860 trifft?

MERIS SKENDEROVIC: Sehr gut. Als Stürmer ist es gut, wenn du regelmässig das Tor triffst. Dann kommt auch das Selbstvertrauen und geht einiges von allein. Trotzdem muss man immer das Maximum geben, um den nächsten Schritt zu machen. Das ist mein Ziel.

db24: Dabei spielen Sie ja gar nicht mehr den Stürmertypen wie zu Anfang der Saison: Köllner hat Sie gegen Wiesbaden in eine neue Rolle geworfen - als Spielmacher, ohne dass Ihnen der Gegner auf den Schuhen steht und Sie das Spiel vor sich haben.

Es ist so, dass ich vor 1860 noch nie auf der Zehn gespielt habe. Angefangen hat das mit einer Einwechslung beim Sieg gegen Aue auf dieser Position. Stefan Reisinger, unser Co-Trainer, hat zu mir gesagt: “Die Idee dahinter ist, dass die Innenverteidiger dich nicht auf dem Schirm haben und du trotzdem noch die Wege in die Tiefe machen kannst.” Da hat er recht (lacht). Das ist mit meine größte Stärke. Ich habe in den letzten Jahren einige Male auf dem Flügel gespielt, aber mich nie so wohl wie vorne gefühlt, weil ich einen Tick zu weit weg vom Tor war. Auf der Zehn ist es auch ein Stückchen zum Tor hin, aber ich bin zentral. Deswegen ist das gegen Wiesbaden gut gelungen, dass ich meine Freiräume habe und anders performen kann. Diese neue Rolle hat mir sehr gut gefallen. Es war wahrscheinlich mein bestes Spiel bei 1860, aber auch eines der besten Spiele der Mannschaft.”

db24: Sie hat die neue Rolle auf jeden Fall beflügelt…

(lacht): So kann man das sagen, ja. Ich bin nicht der Spielertyp, der die Bälle vorne festmacht und sie weiterleitet. Da würde ich wahrscheinlich einige Bälle verlieren. Ich muss übers Tempo und meine Technik kommen. Das Zusammenspiel mit Albi Vrenezi ist sehr gut. Wir wissen gegenseitig, wie der andere tickt.

db24: Sind Sie mit Ihrer Trefferquote zufrieden? Mit vier Treffern sind Sie nach Fynn Lakenmacher der zweitebeste Torschütze des TSV 1860 und das obwohl Sie oft nur als Joker von der Bank gekommen sind…

Ich wusste nicht, wie schnell ich mit dem Tempo in der Dritten Liga zurecht komme. Dass ich Fähigkeiten am Ball habe, das wusste ich. Daran habe ich auch geglaubt. Wichtig war für mich, dass ich so schnell mein erstes Saisontor erzielt habe - und dazu noch so ein wichtiges in der 92. Minute gegen Verl. Mit meiner Trefferausbeute bin ich sehr zufrieden - was mir auch beweist, dass ich es kann. Der Kopf spielt jetzt mit. Ich will jetzt noch häufiger Tore machen.

db24: Fällt damit auch Ihre Zurückhaltung?

Das ist einfach mein Naturell. Ich bin einfach der ruhige Typ - das komplette Gegenteil zu meinem Vater und Bruder. Ich siedle mich da eher bei meiner Mutter an (lacht). Mein Vater ist übrigens mein schärfster Kritiker. Selbst wenn ich ein richtig gutes Spiel mache, findet er das Haar in der Suppe. Aber das ist gut so, seine Tipps sind sehr wertvoll für mich. Ich weiß, dass ich jetzt nicht zufrieden sein darf, sonst wird die Leistung wieder abfallen. Ich werde ans Maximum gehen.

db24: Die Löwen stehen mit hervorragenden 29 Punkten auf Platz zwei. Wie sehen Sie den Leistungstand der Mannschaft? Vor einigen Wochen gab es ja scharfe Kritik…

Der Druck bei 1860 ist schon sehr hoch. Wenn du verlierst gegen Ingolstadt oder gegen Illertissen aus dem Toto-Pokal ausscheidest, wo wir richtig schlecht waren, ist die Kritik durchaus berechtigt. Aber wenn man das große Ganze sieht, dann war es viel zu früh, in Panik zu geraten. Deswegen war der Sieg in Osnabrück wichtig, auch weil wir da fußballerisch nicht den besten Tag hatten. Die Basics haben da gestimmt, nicht aber die Umsetzung der spielerischen Elemente. In Osnabrück habe ich es ja nach dem Spiel angekündigt, dass unser Spiel mit dem Ball gegen Wiesbaden besser wird - und so ist dann auch gekommen (lacht). Und diesen Schritt nach vorne werden wir auch in den letzten Wochen vor der Winterpause mitnehmen. Bislang ist unser Punkteschnitt schon stark. Mehr als zwei Punkte pro Spiel - das ist schon eine Hausnummer! Wenn wir so weitermachen, bleiben wir da oben. Wichtig ist Konstanz und dürfen uns kein Leistungsloch erlauben. Wir wollen mit einem guten Gefühl in die Winterpause gehen.

db24: Drittliga-Torschützenkönig Marcel Bär drängt nach seinem Mittelfußbruch auf ein Comeback: Einerseits ist er ein Konkurrent von Ihnen, andererseits wird er deutlich mehr Qualität ins Löwen-Spiel bringen. Freuen Sie sich auf seine Rückkehr?

Ich freue mich extrem. Es ist immer für einen Spieler schlecht, wenn er verletzt ist. Mit Marcel Bär werden wir noch dominanter vor dem Tor. Ich glaube, Marcel wird unsere Torgefahr signifikant erhöhen und davon profitiert jeder Spieler, aber in erster Linie die Mannschaft. Marcel wird Tore schießen, aber ich bin mir auch sicher, dass er den ein oder anderen Ball mir rüber legt (lacht). Was mir stark auffällt: Ich hatte selbst in Schweinfurt in der Regionalliga nicht so viele Torchancen wie bei 1860 - das spricht für die offensive Qualität in unserer Mannschaft.

@dieblaue24 Marcel Bär nach 3 Monaten endlich wieder zurück im Kader des TSV 1860 München 😍🔵⚪️🦁 #1860 #elil #bär #comeback #munich #friday #guesswhosback #football #fußball #bayreuth #bus ♬ original sound - tatamsounds

db24: Also war der Schritt zu 1860 der richtige?

Absolut. Vor ein paar Tagen hat mich ein alter Kollege aus Schweinfurt angerufen und mir gratuliert: “Hey, du hast eine gute Entscheidung getroffen - es läuft doch super.” Ja, ich muss sagen: 1860 war die beste Entscheidung, die mir passieren konnte. Ich hätte zu Drittliga-Vereinen wechseln können, die zum Mittelfeld der Tabelle gehören. Vielleicht wäre dies der einfachere Weg gewesen, um mehr zu spielen.Aber ich habe mich für den offensiveren Fußball entschieden - und der wurde mir bei 1860 garantiert. Und Michael Köllner wollte mich unbedingt.

db24: Was machen Sie neben dem Trainingsalltag, um in Schuss zu bleiben?

Ich mache daheim schon meine Stabilitätsübungen, weil ich körperlich nicht der Beste bin. Aber alles dosiert, weil das Training schon sehr anstregend ist.

db24: Und das Thema Ernäherung? Es gibt nicht wenige Spieler bei 1860, die inzwischen vegan unterwegs sind.

Ein Veganer bin ich nicht - das geht schon allein von meiner Herkunft nicht. Am Balkan wird gerne Fleisch gegessen. Aber ich ernähre mich sehr gesund, ich schaue da auch drauf. Nach den Spielen greife ich schon mal zu was Süßem, esse einen Kuchen. Vielleicht auch am Sonntag nochmal. Unter der Woche verzichte ich auf Süßes im Sinne von Schokolade. Ich trinke auch nur Wasser oder Apfelschorle.

db24: Ist die Nationalmannschaft von Montenegro immer noch neben dem Zweitliga-Aufstieg mit 1860 Ihr großes Ziel?

Unbedingt - jetzt erst recht. Das ist ein ganz großer Wunsch. Wenn wir mit 1860 erfolgreich sind, dann wird’s einfacher mit der Nominierung. Es gab ja bei Montenegro schon einige Spieler, die man auch bei 1860 kennt, die als Zweitligaspieler eingeladen wurden: Stefan Mugosa oder Filip Stojkovic. Ich hoffe, dass mich der Verband weiter im Blick hat, nachdem ich bei der U21 relativ erfolgreich war.