VON OLIVER GRISS UND ULI WAGNER (IMAGO)

Die Never Ending Story ums Grünwalder Stadion - Bürgermeisterin Verena Dietl macht in einem lesenswerten “SZ”-Interview deutlich, dass der Löwen-Traum von einer großen gehaltvollen Zukunft auf Giesings Höhen unrealistisch ist. Die SPD-Politikerin spricht über:

Pfeifers Mängelliste: “Geschäftsführer Pfeifer hat eine umfangreiche Liste an Marktunüblichkeiten zusammengestellt, auf deren Basis er eine Senkung der Miete fordert. Neben der Absturzsicherung sind dort noch viele weitere Mängel des Grünwalder Stadions aufgelistet - Verhältnis von Steh- zu Sitzplätzen., keine Beteiligung am Catering, kein VIP-Bereich und vieles mehr. Diese Liste liegt schon länger beim Bewertungsamt.”

Das erste Ergebnis der Bewertung: “Es gibt eine erste Auswertung. Ich habe gerade Nachbesserungen in Auftrag gegeben - im Sinne von 1860. Wir haben versprochen, dass wir alle Malusse anrechnen. Dafür hat das Bewertungsamt ein Bewertungssystem. Was sich schon auswirkt, sind die Betriebskosten. Die müssen wir jetzt natürlich auch umlegen. Wir schauen uns ganz genau an und sind deswegen ja gerade noch in der Prüfung…Wir haben vergangene Saison ja auch das Flutlicht erneuert. Aktuell laufen noch rechtliche Prüfungen, die Betriebskosten werden Berücksichtigung finden müssen. Es könnte durchaus sein, dass die Gesamtkosten steigen…Und bei vielen Dingen, bei denen 1860 im Nachteil ist, wussten die Verantwortlichen ja, worauf sie sich einlassen mit der Rückkehr ins Grünwalder Stadion. Etwa, dass VIP-Loungen fehlen und deshalb zusätzliche Kosten über die entfernt gelegene VIP-Alm entstehen. Oder dass sie zu wenige Sitzplätze haben. All das war bekannt. Trotzdem werden diese Nachteile im Sinne von Sechzig bei der künftigen Kaltmiete zugute gerechnet. Die Neuberechnung muss revisionssicher sein. Wir fahren den Laden hoch, schalten die Lichter an, bieten die Infrastruktur. Das alles hat seine Kosten.”

Pfeifers Standortvergleich innerhalb der Dritten Liga: “Sechzig versucht ja immer, sich mit irgendeinem kleineren Verein aus der Liga zu vergleichen. Aber das Bewertungsamt muss die Bodenrichtung nehmen, die wir hier haben. Sechzig kann nicht ungeschehen machen, dass sie in einer großen, attraktiven Stadt sitzen. Natürlich betrifft der konkrete Fall einen Sportverein. Dafür hat er aber vielleicht auch ganz andere Vorteile: Sechzig gehört ja zu München, die Marken sind stark miteinander verbunden.”

Muss 1860 vom Grünwalder Stadion endgültig loslassen?

Umfrage endete am 09.11.2022 10:00 Uhr
Nein, Giesing ist unsere Heimat!
50% (7285)
Ja, bitte!
50% (7146)

Teilnehmer: 14431

das mögliche Festhalten am alten Stadionvertrag: “Das wird jetzt rechtlich nicht mehr möglich sein. Da würde sich bei uns das Revisionsamt einschalten. Auch der Bund der Steuerzahler hatte sich schon mal zum Grünwalder Stadion gemeldet. Wenn die Ausgaben nicht sinken, müsste man die Einnahmen erhöhen.”

die Vergabe von Namensrechten am Stadion: “Sechzig hätte ganz andere Möglickeiten, wenn sie das Stadion pachten würden. Aber die Begeisterung für diesen Weg hält sich seitens Sechzig in Grenzen. Ich glaube, das liegt auch daran, dass der Klub selbst noch nicht weiß: Bleiben wir für immer im Grünwalder Stadion? Oder wollen wir ein anderes, ganz neues Stadion? Ich habe immer wieder das Gefühl, so ganz ist die Entscheidung nicht bei alle Akteuren getroffen.”

einen größeren Grünwalder-Ausbau: “Da gibt es von Seiten der Stadt keine Möglichkeiten. Die Machbarkeitsstudie hat ergeben, dass bei 18.000 Zuschauern Schluss ist. Wenn Sechzig hier andere, gute Ideen hat, und die Lokalbaukommission genehmigt diese, umso besser. Aber sie müssen dafür die Verantwortung tragen. Die Verantwortung für 18.000 Zuschauer trägt die Stadt.”

den Fußball-Standort Giesing: “Es ist ein sehr attraktiver Standort, der mit dem Verein eng verbunden ist. Ich weiß nicht, ob Sechzig an einem anderen Standort genauso viele Zuschauer hätte, das muss der Klub für sich selbst beantworten. Ich kann nachvollziehen, dass das Stadion nicht sehr wirtschaftlich ist und Sechzig daher Probleme sieht. Bisher haben wir als Stadt nur die Ankündigung, dass der Verein in der Spielstätte bleiben will. Als nächstes benötigen wir von 1860 ein klares Bekenntnis zum Umbau. Ansonsten können wir auch nur sanieren, das erspart uns einige Millionen. Wenn Sechzig sagt, sie wollen lieber in ein anderes Stadion umziehen, dann überprüfen wir das auch gern. Wir werden sicher nicht in eine 70-Millionen-Euro-Planung gehen, wenn Sechzig sich nicht langfristig bindet.”

die mögliche Rückkehr ins Olympiastadion: “Oberbürgermeister Dieter Reiter hat das Olympiastadion auf dem Oktoberfesttermin ins Aussicht gestellt, aber da habe ich auch nur durchwachsene Rückmeldungen erhalten. Dennoch sind Teile der Sechzger-Fans für das Olympiastadion. Wobei es nur besetzbar wäre auf der einen Seite, die überdacht ist, was ich mir als Vollkatastrophe für die Stimmung vorstelle. Ist das dann ein attraktiveres Fußballstadion?”

die Kritik einer Fangruppierung an der Stadt: “Bei Löwenfans ist leider der Eindruck entstanden, die Stadt sei unfair, sie behandle Sechzig ungerecht. Dass es strenge rechtliche Gründe und Grenzen gibt, an die eine öffentliche Verwaltung gebunden ist, gehört aber auch zur Wahrheit dazu, das kommt mir bisher in der Berichterstattung zu kurz.”