VON MARCO BLANCO UCLES UND IMAGO (FOTOS)

  1. November 1999? Thomas Riedl!

Kaum ein Spieler in der langen Geschichte des TSV 1860 wird so sehr mit einem Ereignis, mit einem Datum verbunden wie Riedl mit diesem Nachmittag im Spätherbst 1999. Sein 1:0-Siegtreffer gegen den FC Bayern kurz vor Schluss sorgte dafür, dass die Blauen erstmals nach 22 Jahren wieder über die Roten triumphierten. Um den damaligen TV-Kommentator zu zitieren: “Das war kein Sieg, das war ein Ereignis.”

Logisch, dass der heute 46-jährige Riedl, der zwischen 1999 und 2001 für Sechzig spielte, auch beim anstehenden Legenden-Derby (Sonntag, 14.30 Uhr, db24-Ticker) nicht fehlen darf. Im Vorfeld des Aufeinandertreffens gegen die alten Rivalen sprach Riedl mit db24 unter anderem über seine kurioseste Derby-Anekdote und wie er den Löwen-Start in der Dritten Liga einordnet.

db24: Herr Riedl, am Sonntag ist es so weit: Das Legendenderby steht an. Tasche schon gepackt?

THOMAS RIEDL: Logisch, das Auto ist auch schon vollgetankt (lacht.) Nein, Spaß beiseite: Ich freue mich natürlich sehr darauf, die alten Kumpels wiederzutreffen. Das ist ein traumhafter Rahmen, der durch den 50. Geburtstag des Olympiaparks entstanden ist. Gegen Bayern spielt man natürlich immer gerne.

db24: Haben Sie den Kader der Bayern bereits analysiert?

Noch nicht komplett. Aber ich habe das Gefühl, die sind nicht so schlecht (lacht). Super, dass auch wirklich viele alte Stars der Bayern kommen, das zeigt auch den Wert dieses Spiels.

db24: Und der Löwen-Kader? Wie ist es um den bestimmt?

Horst Heldt hat gesagt, dass bei ihm zehn Minuten gehen, ich mache dann den Rest. Aber wir haben natürlich auch viele Jungs dabei von unserer erfolgreichen Truppe damals, wie Harald Cerny oder Marco Kurz , das war eine super Zeit, besonders vom Teamgeist her. Ich habe geübt, vorgestern mit der FCK-Traditionsmannschaft gespielt. Es kommt immer auf den Gegenspieler an, wissen Sie? Wir werden es über die Erfahrung lösen müssen - und über unseren Torhüter Michael Hofmann. Ist natürlich obligatorisch, dass der Torwart bei uns der Fitteste ist.

db24: Apropos Torhüter: Haben Sie Oliver Kahn gefragt, ob er sich in den Kasten stellen kann, um ihr Tor von damals nachzustellen?

Nein, ich glaube, das will er sich leider kein zweites Mal antun (lacht).

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db24: Woran denken Sie - abgesehen von Ihrem Treffer - wenn Sie an die Münchner Stadtderbys zurückdenken?

So lange war ich ja nicht dabei, habe also nicht so viele Derbys miterlebt. Das eine Jahr war natürlich sehr erfolgreich, als wir auch das zweite Derby durch ein traumhaftes Kopfballtor von Jens Jeremies gewannen. Es war immer Brisanz drin, einfach besondere Spiele. Natürlich war mein Tor etwas Besonderes. Ich musste aber auch liefern…

db24: Wie meinen Sie?

Ich hatte mit einem Journalisten am Tag vorher geredet und meinte, man braucht keine Angst vor den Bayern haben und dass wir sie mit Kaiserslautern auch schon geschlagen hätten. Am Morgen des Spiels kam ich zum Frühstück und Werner Lorant schmiss mir die BILD-Zeitung entgegen. Da stand geschrieben: Thomas Riedl: “Heute schieße ich die Bayern ab.” Da habe ich dann schon gezweifelt, ob das alles gut geht. Gott sei Dank ist es wahr geworden - sonst hätte mir der Werner die Ohren langezogen.

db24: Was sagte Lorant wegen der Schlagzeile zu Ihnen?

“Da kannste heute ja mal zeigen, was du kannst.” (lacht)

db24: Auch am Sonntag wird Lorant Ihr Coach sein. Wie lange ist der letzte Kontakt zum Kulttrainer her?

Puh, das ist ewig her tatsächlich. Seitdem ich 2001 die Löwen verlassen habe, hatten wir eigentlich keinen wirklichen Kontakt mehr. Wir hatten gute und schlechte Zeiten zusammen - aber natürlich freue ich mich auf das Wiedersehen.

db24: Am Samstag besuchen Sie mit den anderen Löwen-Legenden das Heimspiel der aktuellen Profimannschaft gegen Wehen Wiesbaden - Zweiter gegen Dritter. Wie sehen Sie Sechzig bislang in dieser Saison?

Ja, wir drücken Sechzig natürlich die Daumen - auch wenn Wiesbaden ein interessanter Gegner sein wird. 1860 ist punktemäßig voll im Soll. Ich bin gespannt, ob Elversberg dieses Niveau da oben halten wird. Ich glaube, dass die Sechzger sich da nicht verstecken müssen. Das Problem bei den Löwen: Wenn du mal ein Spiel verlierst, ist sofort Weltuntergangsstimmung. Ich habe aber nicht das Gefühl, dass Trainer Michael Köllner großen Druck verspürt, sondern mit Freude und Spaß bei der Arbeit ist - das überträgt er auch auf seine Mannschaft.

db24: Sie haben lange Zeit in der Jugend des 1. FC Kaiserlsautern trainiert, was machen Sie momentan?

Ich trainiere den Traditionsverein SV Alsenborn (15 Kilometer entfernt von Riedls Wohnsitz Kaiserslautern; d. Red.), wir wollen mit unseren eigenen Jugendspielern ein paar Ligen nach oben kommen. Momentan spielen wir in der Bezirksliga, in die wir letzte Saison aufgestiegen sind. Mal sehen, ob der Weg des Werner Lorants - von unten nach oben - auch bei uns hier machbar ist (lacht).