VON MARCO BLANCO IMAGO UND ULI WAGNER (FOTO)

Der Löwe auf der Suche nach seiner Form…

Der Tabellenplatz ist gut, die sportliche Entwicklung der letzten Wochen eher nicht - so lässt sich die aktuelle Gemengelage beim TSV 1860 zusammenfassen. Am Wochenende (Samstag, 14.03 Uhr, db24-Ticker) steht für die Löwen das schwere Auswärtsspiel in Osnabrück an. Klar ist: Im Vergleich zum 1:2 gegen Ingolstadt, der ersten Heimpleite der noch jungen Saison, muss sich 1860 extrem steigern, um an der Bremer Brücke zu punkten.

Dass die runderneuerte Sechzig-Mannschaft das Potenzial besitzt, um ganz oben in der Dritten Liga mitzuspielen, hat sich bereits mehrfach eindrucksvoll bewiesen - wie beispielsweise beim 4:3-Erfolg in Dresden oder der 4:1-Gala gegen den MSV Duisburg. Einzig: Einige Attribute, die die Löwen in diesen Partien auszeichneten, sind in den letzten Wochen etwas abhanden gekommen. Wir haben aufgelistet, in welchen Bereichen sich der Löwe steigern muss, um erfolgreich durch den heißen Herbst zu kommen.

Körpersprache: Spaß neben dem Platz, Einsatz und Wille auf dem Rasen - das waren die Löwen in den ersten Wochen der Saison. Davon ist momentan leider nur wenig zu sehen. Läuft es nicht für 1860, ducken sich zu viele Spieler im Sechzger-Dress weg, akzeptieren die Situation. Einzige Ausnahmen derzeit: Jesper Verlaat und Yannick Deichmann. Klar ist: Kommt Leandro Morgalla zurück, steht ein weiterer Löwe auf dem Platz, der in Sachen Körpersprache und Mentalität überzeugt. Allerdings gibt es genügend Spieler im Kader, die eher vorangehen sollten, als ein 18-Jähriger…

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Standards: Martin Kobylanski ist ein exzellenter Standardschütze - einzig bei den Löwen bislang noch nicht. Da muss der Neuzugang aus Braunschweig deutlich zulegen. Bezeichnend: Bislang war der 28-Jährige an keinem Sechzig-Tor nach einem ruhenden Ball beteiligt. Insgesamt steht 1860 bei vier Treffern nach Standards - zwei davon resultierten jedoch aus Elfmetern. Nach einer Ecke erzielte Sechzig noch überhaupt kein Tor. Zweimal führten Vrenezi-Freistöße aus dem Halbfeld zu Löwen-Treffern. Gerade mit Spielern wie Verlaat, Fynn Lakenmacher und Morgalla muss noch mehr Gefahr nach Standards ausgeübt werden.

Athletik: Wenn’s spielerisch nicht zu lösen ist, dann fehlte in der Vergangenheit oft die Brechstange - an der Kondition liegt´s nicht, aber an der ein oder anderen Stelle an der Körperlichkeit. Gerade Ingolstadt zeigte den Löwen auf, wie man körperlich dagegenhält und dem Gegner den Schneid abkauft - auch wenn der FCI das ein oder andere Mal über das Ziel hinausschoss.

Zweikampfführung: Der Löwe kassierte in Dortmund und gegen Ingolstadt zwei absolute Traumtore - das ist die eine Seite der Medaille. Dass die Torschützen allerdings beide Male nur sehr sehr halbherzig von Fabian Greilinger beziehunsgweise Kobylanski angegriffen wurden, ist die andere Seite. In solchen Duellen rund um den Sechzehner muss der absolute Wille erkennbar sein, den Gegner nicht zum Schuss kommen zu lassen. Das hat sowohl mit Mentalität als acuh mit Robustheit zu tun.

Flexibilität: Das 4-1-4-1-System der Löwen wurde vom FC Ingolstadt entschlüsselt (wie schon beim 1:4 in Elversberg) - und 1860 konnte darauf nicht reagieren. Hier muss Sechzig flexibler werden, auch mal taktisch auf die Herangehensweise des Gegners reagieren. Einzig: Das 3-5-2-System funktionierte in dieser Saison bisher auch nicht wirklich. Regelt es in Osnabrück eine Doppelsechs mit Tim Rieder und (dem noch angeschlagenen) Daniel Wein?

Selbstvertrauen: Bei einigen Löwen hatte man in den vergangene Partien den Eindruck, 1860 stecke mitten im Abstiegskampf. Vom Selbstbewusstsein eines Tabellenführers war gegen die Schanzer nur sehr wenig zu sehen. Die Überzeugung der ersten Wochen, dass man die Partien am Ende für sich entscheiden wird, ist etwas abhanden gekommen. In Osnabrück trifft die Köllner-Mannschaft übrigens als Tabellenzweiter auf den Zwölften. Brust raus, Löwen!

Schwachstelle Außenverteidiger-Positionen: Rückblick Saison 2020/2021: Der Löwe marschierte in der Rückrunde durch die Dritte Liga, verpasste nach einer furiosen Aufholjagd den Aufstieg nur knapp. Zwei Erfolgsgaranten damals: Die Außenverteidiger Phillipp Steinhart und Marius Willsch. Heute ist die Situation eine andere: Die beiden Routiniers sind nicht jünger geworden, kämpfen sich aktuell - wieder einmal - nach Verletzungen zurück in die Mannschaft. Stattdessen verteidigten in dieser Spielzeit zumeist Christopher Lannert und Greilinger auf den Außenbahnen. Geht es beim Gegner schnell und robust, haben beide so ihre Probleme, lassen zuviele Flanken in den Sechzehner zu. Lannert und Greilinger müssen cleverer und abgezockter werden. Zumindest bis Willsch und Steinhart wieder im Vollbesitz ihrer Kräfte sind. Die stets verlässliche Alternative: Deichmann. Gut möglich, dass Köllner den Mittelfeldspieler in den schwierigen Aufgaben in Osnabrück und gegen Wehen Wiesbaden wieder nach rechts hinten beordert.

das Vertrauen in die eigene Stärke: 1860 hat im Sommer mit Jo Boyamba (Mannheim) und Albi Vrenezi (Türkgücü) zwei der besten Außenspieler der Dritten Liga verpflichtet - doch viel zu selten, auch aufgrund von Verletzungssorgen anderer Schlüsselspieler, setzt Michael Köllner auf diese Waffe, den Gegner darüber auszuschalten. Die Vergangenheit bei 1860 beweist: Eine gute Flügelzange ist oft die halbe Miete - siehe Horst Heldt und Harald Cerny in den erfolgreichen 90er Jahren in der Bundesliga.