VON MARCO BLANCO UCLES, ULI WAGNER UND IMAGO (FOTOS)

“Ich bin gekommen, um zu bleiben”. Das waren Albion Vrenezis Worte im Sommer, wenige Tage nach seiner Ankunft beim TSV 1860. Wie lange der 29-Jährige letztendlich das Sechzger-Dress tragen wird, ist natürlich noch nicht abzusehen. Aber: Vrenezi hat den Löwen verinnerlicht, ist angekommen an der Grünwalder Straße 114. Seit einigen Wochen ist der gebürtige Münchner nicht mehr aus der ersten Elf von Coach Michael Köllner wegzudenken.

Sein Coach adelte den quirligen offensiven Mittelfeldspieler vor wenigen Tagen: “Albion Vrenezi ist mit seinen Qualitäten für die Dritte Liga eigentlich überqualifiziert.” Seit seiner Gala beim 4:1 gegen Duisburg mit zwei Traumtoren liefert Vrenezi, ist an vielen gefährlichen Situationen direkt beteiligt und sammelt fleißig Scorerpunkte. Im großen db24-Interview spricht der Neuzugang über das Besondere am TSV 1860, welche Rolle seine Mutter beim Wechsel zu den Löwen spielte und was Sechzig von seinen vorherigen Stationen unterscheidet.

db24: Vrenezi und 1860 - das passt, oder?
 
ALBION VRENEZI: Ja, ich fühle mich hier sehr wohl. Ich hoffe die Fans und die Verantwortlichen sind auch zufrieden mit mir. Bei Sechzig zu spielen war schon immer das, was ich wollte. Die Heimspiele hier sind einfach etwas Besonderes, etwas Unbeschreibliches. Man kriegt nie genug davon (lacht).
 
db24: Hat Tim Rieder im Sommer Überzeugungsarbeit geleistet?
 
Das ist nach Augsburg und Türkgücü hier bei Sechzig meine dritte Station mit Tim zusammen. Er meinte zu mir, dass Sechzig für ihn der größte Verein war, für den er gespielt hat. Bei Türkgücü sagte er mir, dass 1860 schon immer sein Verein war, da will er unbedingt hin. Jetzt weiß ich, was er gemeint hat. Man muss es selber spüren, um zu verstehen, was Sechzig ausmacht.
 
db24: Ist Rieder Ihr bester Kumpel bei Sechzig, mit dem Sie auch privat am meisten unternehmen?
 
Ich verstehe mich mit allen Jungs gut, es gibt keine Gruppierungen. Wir gehen häufig zusammen essen, da achte ich jetzt nicht darauf, neben wem ich sitze. Klar, Tim kenne ich schon ewig, wir laden uns häufig gegenseitig zum Abendessen ein. Unsere Freundinnen haben sich kennengelernt, die verstehen sich zum Glück auch (lacht). Auf Auswärtsfahrten bin ich meistens mit Tim oder Meris Skenderovic im Zimmer, beide sind mir recht (lacht).

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db24: Fünf Heimspiele, fünf Siege. Was macht die Löwen im Grünwalder Stadion in dieser Saison so stark?
 
Wir wollen jedes Heimspiel gewinnen, daheim eine Macht sein. Wenn wir auf dem Platz sind, wissen wir, wir können jede Minute treffen. In den letzten Spielen war es auch so: Manchmal sah es nicht so aus, als wären wir gut im Spiel und plötzlich waren wir da. Man spürt auf dem Platz die Fans im Rücken.
 
db24: Der Löwe ist wieder Spitzenreiter. Wie wichtig ist euch der Platz an der Sonne, auch fürs Selbstvertrauen?
 
Gut, am Ende der Saison wäre es natürlich noch umso schöner (lacht). Aber als Spitzenreiter in ein Spiel zu gehen, ist etwas Besonderes, das haben wir uns hart erarbeitet. Der Trainer hat uns gesagt, dass Sechzig in der letzten Saison erst nach 19 Spielen 23 Punkte hatte und jetzt haben wir sie schon nach zehn Partien - wir stehen zurecht da oben! Leider haben wir nur einen Punkt in Dortmund geholt, aber auch der wird wichtig sein.
 
db24: War das Spiel gegen Duisburg (zwei Traumtore Vrenezis; d. Red.) Ihr persönlicher Wendepunkt, hin zum absoluten Stammspieler?
 
Gegen Duisburg konnte ich auf alle Fälle zeigen, was ich kann und was mich auszeichnet. Das versuche ich jedes Spiel mitzunehmen. Es macht aktuell einfach Spaß, ich will so weitermachen natürlich.
 
db24: Zehn Spiele, fünf Scorerpunkte - zufrieden mit dieser Ausbeute?
 
Ich bin schon zufrieden, auch wenn noch ein, zwei Scorerpunkte mehr gegangen wären. Offensive Spieler werden an Scorerpunkten gemessen, das ist nunmal so. Ich muss einfach weiter machen. Lieber mache ich einen Scorerpunkt und wir gewinnen 1:0 als drei und wir verlieren 3:4.
 
db24: In Dortmund schnappten Sie sich beim Elfmeter den Ball. Das zeugt von Selbstvertrauen…
 
Ja, definitiv. Elfmeter habe ich auch in Regensburg und Würzburg schon geschossen (alle verwandelt; d. Red.). Ich habe die Wochen zuvor mit Jo Boyamba nach dem Training immer noch Elfmeter geübt, das hat sich ausgezeichnet.

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db24: Boyamba hat einen Elfmeter verwandelt, Sie einen. Gibt es eine feste Rangordnung oder wie wird das beim nächsten Elfmeter geregelt?
 
Wir gönnen uns das gegenseitig, Streit wird es keinen geben (lacht). Beim ersten Elfmeter gegen Halle hat Jo gesagt, er fühle sich gut und hat ihn reingemacht. Ich habe mich genauso gefreut, als hätte ich ihn selbst reingemacht. Jetzt in Dortmund war er nicht auf dem Platz, dann habe ich geschossen. Nächstes Mal fühlt sich vielleicht jemand ganz anderes gut, dann macht der ihn eben rein. Wichtig ist, dass der Ball im Tor ist.
 
db24: Wo ist Vrenezi am stärksten? Wir finden: Auf der Außenbahn - beim 1:1 in Dortmund haben Sie innen gespielt…
 
Aktuell fühle ich mich links am wohlsten. Ich kann aber auch im Zentrum spielen. Außen kann ich natürlich mehr ins Eins-gegen-Eins gehen, Flanken schlagen. Im Zentrum habe ich aber auch meine Stärken. Ich gebe einhundert Prozent dort, wo der Trainer mich aufstellt. Da ist es nicht so wichtig, wo ich spiele.
 
db24: Wo sehen Sie persönlich bei Ihnen noch Entwicklungspotential?
 
Man lernt nie aus, ich will immer besser werden. Man kann genauso von einem 35-Jährigen wie von einem 17-Jährigen lernen. Ich kann mir bei allen etwas abschauen. Ich will noch zielstrebiger zum Tor, noch hungriger werden.