db24: 2016 ploppten sie bei den Löwen kurz mal auf als mögliche Verstärkung für die U21: Woran ist es damals gescheitert?
 
Gescheitert ist es nicht daran, dass ich hier trainiert habe und dann nicht kommen wollte. Es wurde damals halt einfach ein anderer Verein. Somit hat es etwas länger gedauert, bis es mit einem Wechsel hierher geklappt hat. Umso schöner, dass ich jetzt hier bin.
 
db24: Ihre Mutter soll den Wunsch hinterlegt haben, dass Sie zu 1860 wechseln sollen…
 
Ich höre viel auf den Rat meiner Familie. Meine Mutter meinte, dass Sechzig immer der Verein war, für den ich spielen wollte. Sie sagte, sie würde sich sehr freuen, wenn ich hier spielen könnte. Meine Familie ist jetzt in der Nähe, versucht jedes Heimspiel zuzuschauen. Das ist schon etwas anderes, als wenn ich woanders spielen würde, wo sie einmal im Monat zuschauen. Ich freue mich immer, wenn ich weiß: Meine Freundin ist da, meine Eltern sind da. Man ist zuhause, bei Sechzig - was gibt es Schöneres?
 
db24: Es gab auch für Sie die Möglichkeit nach Braunschweig in die Zweite Liga zu wechseln. Warum bleibt man freiwillig in der Dritten Liga?
 
Mit Michael Schiele (Trainer Braunschweig; d. Red.) bin ich damals schon in Würzburg aufgestiegen. Auch dieses Jahr im Frühjahr waren wir in Kontakt, als es so aussah, dass Braunschweig aufsteigen würde. Ich habe mich trotzdem für Sechzig entschieden. Sechzig ist nicht irgendein Verein, das ist etwas ganz Großes. Ich verbinde viel mehr mit diesem Verein, als mit irgendeinem Klub, mit dem ich in der Zweiten Liga spielen würde. Die Zweite Liga ist natürlich mein Ziel und mein Wunsch. Umso schöner wäre es aber mit diesem Klub hier. Wir können etwas Großes schaffen dieses Jahr, sind auf einem guten Weg.

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db24: Die Löwen sind Erster, aber fußballerisch ist noch gewaltig Luft nach oben: In welchen Bereichen muss sich 1860 verbessern?
 
Wir haben 23 Punkte nach zehn Spielen, die zweitmeisten Tore nach Elversberg geschossen. Natürlich kann man spielerisch noch viel verbessern, es gibt immer Phasen im Spiel, in denen nicht so viel gelingt, das ist ganz normal. Wir sehen, wo wir in den Spielen Fehler machen und arbeiten hart im Training, um uns zu verbessern. Wir müssen zielstrebig bleiben und uns für die Arbeit belohnen. Es ist das Schlimmste, wenn man sich auf dem Erfolg ausruht - denn dann kommst du nicht weiter voran.
 
db24: Erklären Sie aus Ihrer Sicht den Unterschied zwischen Türkgücü und 1860, wie sich das in Ihrem Alltag widerspiegelt?
 
Es sind auf alle Fälle Unterschiede da - im positiven Sinne natürlich. Ich quatsche auch häufig mit älteren Herren, die mich ansprechen. Die Fans sind immer sehr höflich und nett. Ich mag es, mit den Leuten über Sechzig zu quatschen. Ich bin mal morgens für die Jungs Eistee beim Edeka kaufen gegangen. Dann hat mir jemand bei Instagram geschrieben, dass er sich freut, dass es bei mir und bei uns so gut läuft und dass es bestimmt an den Eistees liegt, die ich eben gekauft habe (lacht). Das fande ich sehr lustig, habe ihm sofort geantwortet (lacht). Sechzig hat einfach eine große Fanbase, das macht einen stolz, für diesen Verein zu spielen.
 
db24: Sie haben nicht den normalen Bildungsweg im Fußball genommen und sich nicht über ein NLZ qualifiziert, sondern sind über den harten Amateurfußball nach oben gekommen: Wie hat Sie das geprägt - und wann haben Sie gemerkt: Ja, ich kann es zum Profi schaffen?
 
Ich würde den Weg genauso nochmal gehen, er war für mich als Junge wunderschön, da ich nicht ständig diesen Leistungsdruck hatte. Viele Leute haben mir gesagt, dass es bei mir höherklassig klappen könnte, ich habe viel für Aufsehen gesorgt, auch wenn ich sehr klein war. Für Bayern und Sechzig hat es zwar nicht gereicht, aber ich habe immer Gas gegeben. Ich habe neben dem Fußball noch eine Ausbildung gemacht und habe dann gemerkt, dass ich auch das Zeug zum Profi habe. Es ist Schritt für Schritt vorangegangen und in Augsburg konnte ich dann zeigen was ich kann und bin danach nach Regensburg in die Zweite Liga gewechselt. Es ging dann alles sehr schnell. Auch wenn du erst mit 20 Jahren anfängst und überall für Aufsehen sorgst, dann schaffst du es. Du kannst auch mit 24 Jahren noch Profi werden.
 
db24: Sie gelten als sehr zurückhaltender Typ, was im heutigen Fußball-Geschäft eher selten ist: Hat Ihnen das eine größere Karriere gekostet?
 
(Schüttelt den Kopf) Im Endeffekt entscheidet die Leistung. Ich höre den Vorwurf, zu brav zu sein, ganz selten. Ich bin einfach ein bodenständiger, zurückhaltender Typ. Das heißt aber nicht, dass ich auf dem Platz dem Gegner den Ball zuspiele, damit der ein Tor schießen kann (lacht). Wenn der Gegner vorm Tor ist, gebe ich alles, um ihm den Ball weg zu nehmen. Privat bin ich anders, bin ruhig. Ich mag es gar nicht, wenn Leute arrogant sind, das ist nicht meine Art.

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db24: Traum Nationalmannschaft Kosovo: Gibt es da eine neue Entwicklung?
 
Nein, leider nicht. Als ich in Regensburg in der Zweiten Liga gespielt habe, gab es mal Kontakt, seitdem nicht. Beim Kosovo ist es ein wenig anders als bei anderen Nationen: Da läuft auch viel darüber, die richtigen Leute zu kennen, auch wenn natürlich auf Leistung geachtet wird. Aber es läuft anders als zum Beispiel bei der deutschen Nationalmannschaft.
 
db24: Einer Ihrer Brüder, Meriton Vrenezi, spielt beim SV Heimstetten (4. Liga): Wenn Sie jetzt Spielerberater wären, bei welchem Verein würden Sie ihn anbieten?
 
Ach, das weiß ich gar nicht. Ich versuche ihm als großer Bruder natürlich Tipps zu geben, aber er hat das selber in der Hand. Er ist 22 Jahre alt, ein sehr guter Kicker - schnell, dribbelstark, abschlussstark. Ich hoffe natürlich, dass er Profi wird - das Zeug dazu hat er. Ich wünsche es ihm von ganzem Herzen. Er muss diszipliniert arbeiten, dann wird er belohnt.
 
db24: Der Löwe ist von seiner Wucht nicht mit Ihren vorherigen Stationen zu vergleichen. Wie kommen Sie mit der hohen Erwartungshaltung im Umfeld zurecht?
 
Es gibt immer Leute, die dich kritisieren - das prallt aber an mir ab. Ich will einfach arbeiten und das umsetzen, was der Trainer und der Verein von mir sehen will. Ich konzentriere mich auf den Sport - für alles andere bin ich nicht zuständig. Ich muss jetzt nicht jeden einzelnen Kommentar lesen, das lenkt einen nur ab. Ich konzentriere mich auf das Wesentliche.