VON MARCO BLANCO UCLES UND IMAGO (FOTOS)

Die Anspannung im Löwen-Lager steigt stündlich…

Nicht mehr lange, dann startet die Mannschaft von Coach Michael Köllner (52) in die neue Drittliga-Saison. Auswärts in Dresden (heute, 14 Uhr, db24-Ticker) müssen Jesper Verlaat (26) und Co. direkt beweisen, was in ihnen steckt.

Dresden gegen 1860 München - das klingt nach großer deutscher Fußballkultur. Einer, der beide Vereine bestens kennt, ist Alexander Schmidt. Der 53-Jährige trainerte zwischen November 2012 und August 2013 die Löwen in der Zweiten Liga, ehe er durch Friedhelm Funkel ersetzt wurde. Zuvor war Schmidt bereits im Nachwuchsbereich und für die zweite Mannschaft an der Grünwalder Straße verantwortlich.

Nach den weiteren Stationen VfB Stuttgart, SpVgg Unterhaching, RB Salzburg, St. Pölten und Türkgücü übernahm der gebürtige Augsburger im April 2021 Dynamo Dresden und führte die Sachsen in die Zweite Liga. Nach einer Sieglosserie von sieben Spielen wurde Schmidt Ende Februar entlassen - danach gewann Dynamo kein Spiel mehr und stieg in die Dritte Liga ab. Aktuell trainiert er die Kickers aus Offenbach in der Regionalliga Südwest. Mit db24 sprach Schmidt im Vorfeld des Duells seiner beiden Ex-Vereine über…

den bevorstehenden Kracher Dresden gegen 1860: “Das wird ein richtig geiles Spiel vor einer herausragenden Kulisse. Es ist eine 50:50-Partie, ich sehe beide Teams auf Augenhöhe. Mein Tipp ist ein 1:1-Unentschieden. Das wird eine emotionale Angelegenheit für mich, beide Vereine sind mir sehr ans Herz gewachsen. Beide Mannschaften wollen zeigen, was in ihnen steckt - für beide zählt nur der Auftakt. Ich werde mir das Spiel definitiv anschauen. Die Löwen dürfen sich nicht von der Atmosphäre einschüchtern lassen. Aber sie haben genügend erfahrene Spieler in ihren Reihen - wie beispielsweise Stefan Lex oder Phillipp Steinhart. Außerdem ist es für sie nichts Neues, das Grünwalder Stadion ist auch unfassbar laut. Für 1860 wäre es wichtig, wenn Marcel Bär fit wird. Es ist ein klarer Vorteil für Sechzig, bereits am ersten Spieltag nach Dresden zu fahren.”

.seine neue Aufgabe bei Kickers Offenbach: “Offenbach ist auch ein Traditionsverein mit riesigem Fanpotenzial. Für solche Klubs zu arbeiten, reizt mich. Nach zehn Jahren Abstinenz will der Verein wieder hoch in die Dritte Liga, der Aufstieg ist das ganz klare Ziel. Ich sehe den Gang in die Regionalliga nicht als Rückschritt an, habe große Lust auf das Projekt. Ich hatte auch Angebote aus der Dritten Liga, habe mich aber für Offenbach entschieden. Die Bedingungen hier sind gut, ich bin mit der bisherigen Vorbereitung zufrieden. Wir werden überall die Gejagten sein, dass wird 1860 in der Dritten Liga genauso ergehen.”

sein Engagement bei Türkgücü München: “Es war eine schwierige Zeit. Wir waren als Drittliga-Aufsteiger gut unterwegs, standen im vorderen Mittelfeld. Die Erwartungshaltung, direkt wieder um den Aufstieg mitzuspielen, im Verein war allerdings unrealistisch. Mit dem Team lief alles gut, wir waren eine super Einheit. Präsident Hasan Kivran und ich sagen beide unsere Meinung, deswegen hat es auch mal gekracht. Irgendwann war klar, dass das nicht mehr gutgehen kann. Heuer glaube ich daran, dass Türkgücü in der Regionalliga Bayern für eine Überraschung sorgen kann. Trainer Alper Kayabunar war bei mir Co-Trainer - er ist ein guter Junge.”

die Entlassung bei Dynamo Dresden im Februar auf Rang 14 in der Zweiten Liga: “Das hat wehgetan. Die sieben Spiele, die wir nicht gewonnen hatten, muss man differenziert sehen. Da waren Unentschieden gegen den HSV, in Paderborn und Hannover dabei. Zudem die Niederlage gegen Darmstadt in der letzten Minute. Der Knackpunkt für mich war, dass ich im Winter Verstärkungen gefordert hatte und keine bekam. Rostock, Düsseldorf und Sandhausen hatten richtig gut eingekauft, wir nicht. Das soll kein Alibi sein, aber so ist es nunmal. Dennoch war die Zeit bei Dynamo und der Aufstieg in die Zweite Liga ein Highlight. Die Fans haben mich dort immer toll behandelt. Der Verein ist mir ans Herz gewachsen. Die Mannschaft in der Rückrunde so abstürzen zu sehen, hat sehr geschmerzt.”

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die Situation beim TSV 1860: “Sie haben bei den Löwen aus ihren Erfahrungen gelernt, was die fehlende Kaderbreite betrifft. In der Vergangenheit hatte Sechzig immer Probleme, verletzte oder gesperrte Spieler gleichwertig zu ersetzen - das ist jetzt anders. Mit beispielsweise Jesper Verlaat und Joseph Boyamba hat 1860 richtig gute Transfers getätigt. Außerdem gefällt mir, wie offensiv das Ziel Aufstieg heuer formuliert wird bei den Löwen.”

die Mannschaft von Dynamo Dresden: “Die Abgänge von Königsdörffer und Daferner können sie nicht eins zu eins ersetzen. Dennoch hat die Mannschaft viel Qualität in ihren Reihen. Tim Knipping und Kevin Ehlers sind zwei absolute Maschinen in der Innenverteidigung. Mit Christian Conteh haben sie einen extrem schnellen Mann für die Flügel geholt, da muss Phillipp Steinhart höllisch aufpassen im direkten Duell. Im Sturm ist Stefan Kutschke natürlich eine Bank, sofern er fit ist.”

seinen Kontakt zu Löwen-Trainer Michael Köllner: “Wir schreiben uns ab und zu. Ich schätze ihn als Taktikfuchs, der seine Mannschaften immer super einstellt. Man muss es erst einmal schaffen, sich so lange bei Sechzig zu halten. Dieses Jahr ist natürlich eine spezielle Drucksituation da. Ich traue es Michael mit seiner Mannschaft aber zu, dass sie der hohen Erwartungshaltung gerecht werden.”

seine Aufstiegskandidaten: “Es gehen beide Mannschaften hoch - Dresden und 1860 München. Dazu zähle ich Ingolstadt, Aue, Mannheim und Saarbrücken zum Favoritenkreis.”