VON MARCO BLANCO UCLES

0:6! Dieses Ergebnis tut weh - zweifelsohne. Zuletzt verlor der Löwe vor 19 Jahren in dieser Höhe. Am 8. März 2003 unterlag damals das Team von Peter Pacult ebenfalls mit 0:6 bei Hertha BSC - in der Bundesliga wohlgemerkt. Zurück ins Hier und Jetzt: Die Löwen bekamen von Gladbach zeitweise deutlich die Grenzen aufgezeigt. Besonders die junge Defensive der Mannschaft von Trainer Michael Köllner musste gegen Jonas Hofmann, Marcus Thuram und die weiteren Erstliga-Stars ordentlich Lehrgeld zahlen. Niklas Lang, Leandro Morgalla und Co. wurden vom Gladbacher Offensiv-Express überrollt. Und dennoch sage ich: Die Niederlage ist kein Drama, Löwen! Zum einen, weil Sechzig der Borussia in den ersten 25 Minuten einen Kampf auf Augenhöhe bot.

Gladbach hätte sich nicht beschweren dürfen, wenn Erik Tallig oder Fynn Lakenmacher den Außenseiter aus München-Giesing in Führung gebracht hätte. Zum anderen, weil in der kommenden Saison - mit Ausnahme von Borussia Dortmund - vermutlich keine Gegner dieses Kalibers warten werden.

Nur 310 Löwen in der Zenith-Halle: Warum waren Sie nicht auf der Mitgliederversammlung des TSV 1860?

Umfrage endete am 14.07.2022 22:27 Uhr
Ich gehe nicht mehr auf die MV, solange nicht das Demokratieverständnis Einzug hält.
34% (1175)
Mir geht diese krude Vereinspolitik auf den Zeiger.
20% (688)
Seit den Vorfällen auf diversen Mitgliederversammlungen in der Vergangenheit verzichte ich auf weitere Besuche.
16% (563)
Ich war beruflich/privat verhindert.
15% (509)
Ich war dort und habe abgestimmt.
9% (316)
Ich habe lieber das Testspiel in Rottach-Egern gegen Gladbach besucht.
5% (168)

Teilnehmer: 3419

Köllner trainiert mit seinem Team seit rund dreieinhalb Wochen immer und übt immer wieder dieselben Mechanismen ein. Eine der Waffen soll in der kommenden Saison das Anlaufen und unter Druck setzen des Gegners werden - mal im Angriffs-, mal im Mittelfeldpressing. Von diesem Plan rückte der Coach auch gegen Gladbach nicht ab - warum auch? Der Löwe will in der Dritten Liga in jeder Partie dem Gegner sein Spiel aufzwingen, von Beginn an attackieren. Kein Zufall, dass mit Fynn Lakenmacher eine absolute Pressing-Maschine verpflichtet wurde.

Dass ein spielerisch sehr starker Gegner die Schwächen des hohen Anlaufens offenlegte - viel Raum hinter der hoch stehenden Viererkette -, kann Köllner nur recht sein. So kann er seinem Team in der Video-Analyse nochmals verdeutlichen, wie wichtig frühe Ballgewinne in der gegnerischen Hälfte sind. Dass das Pressing der Löwen prinzipiell gut ist, konnte man besonders im Testspiel gegen die SV Ried (1:1) beobachten. Vor allem im ersten Durchgang schnürten die Sechzger den österreichischen Erstligisten in dessen Hälfte ein, zwangen ihn häufig zu Fehlern. Auch gegen Linz (1:1) klappte das gut. Gegner, die dem Niveau der Dritten Liga deutlich näherkommen als Gladbach.

Am Samstag zeigten 2.500 Löwen-Anhänger beim Fanfest an der Grünwalder Straße 114, wie groß die Lust auf die neue Saison ist. Nach dem 0:6 gegen Gladbach sollte Jedem klar sein: Ein Selbstläufer wird der Aufstieg in die Zweite Liga keinesfalls - Köllner weiß das längst. Aber trotzdem: Eine Testspiel-Pleite darf keine Euphoriebremse sein. In München-Giesing wächst etwas heran, die Mannschaft findet mehr und mehr zusammen und die Neuzugänge heben das Niveau deutlich. In zwölf Tagen in Dresden gilt es für die Löwen. Und sollte im Mai 2023 “etwas ganz Großes” (Zitat Michael Köllner) gefeiert werden, wird eines ganz sicher kein Thema sein: Die Niederlage gegen Gladbach im Juli 2022.