VON OLIVER GRISS UND ULI WAGNER (FOTO)

Wenn man sich an den Löwen-Profi Stefan Reisinger (40) zurückerinnert, dann vor allem wegen einer alles andere als für ihn schmeichelhaften Szene im Jahr 2006 in der Allianz Arena: Jiayo Shao schießt, der auf der Torlinie liegende Reisinger verhindert den Einschlag. Dieses Bild haben viele Fans immer noch im Gedächtnis. 1860 und Reisinger hatten damals nicht zusammengepasst, auch weil er mit dem schwierigen Klima in der Mannschaft überhaupt nicht zurecht kam. Nur einmal traf er für die Löwen - im DFB-Pokal gegen Eintracht Frankfurt (1:3).

Und wie es so oft ist: Nach Sechzig startete Reisinger raketenhaft durch. Er ging zurück nach Fürth, von dort aus betrat er die Bundesligabühne und spielte insgesamt 96mal für Freiburg und Düsseldorf in der höchsten deutschen Liga. Er erzielte 17 Bundesligatore, darunter zwei gegen den FC Bayern. Einr respektable Karriere des sympathischen Landshuters. “Für das, wie er Fußball gespielt hat, hat er eine ganz gute Karriere hingelegt”, scherzte Michael Köllner.

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Jetzt Reisingers dritter Anlauf bei 1860. Dritter? Genau! In der B-Jugend wurde er nach einem Probetraining nicht verpflichtet, dann seine missglückte Rückkehr zu Zweitliga-Zeiten - und jetzt soll er als Co-Trainer (er besitzt die A-Lizenz) mithelfen, die Löwen in die Zweite Liga zu führen. “Stefan Reisinger hat Stallgeruch”, erklärte Köllner am Rande des 8:0-Schützenfests in Waldkirchen: “Es war uns wichtig, dass wir die Löwen-DNA in dieses Thema reintragen. Wir haben ihn aber nicht als Spieler, sondern als Trainer verpflichtet – und da hat er bereits seine ersten Meriten verdient.“ In Unterhaching als U19-Trainer - und beim KFC Uerdingen als Interimscoach.

Früher hatte Köllner mit Reisinger auch in der niederbayerischen Jugend-Auswahl zu tun. Der Kontakt sei zu ihm nie abgebrochen. “Logischerweise hat man dann viel miteinander zu tun. Er hat immer mal wieder Interesse gezeigt, in meinem Team mitzuarbeiten. Dieses Mal hat’s ganz gut gepasst, dass er frei war und wir einen Co-Trainer gesucht haben. Wir haben eine sehr gute Lösung für 1860 gefunden.” Für die Löwen lässt Reisinger seinen Realschullehrer-Job in Oberroning (Wirtschaft und Sport) vorübergehend ruhen. Köllner hat mit Sicherheit nichts dagegen, wenn das eine längerfristige Geschichte wird. Noch beobachtet Reisinger in den Trainingseinheiten viel. Es wird noch einige Tage dauern, bis er sich einen Überblick verschafft hat.