VON OLIVER GRISS

Die bisherige Aufstiegsrelegation im deutschen Fußball dürfte den Löwen noch mehr die Augen geöffnet haben: Zum einen gewinnt doch die Abwehr die großen Spiele (siehe Beispiel Kaiserslautern) - und zum anderen braucht der deutsche Fußball große Stadien, um die in der Post-Corona-Zeit neu entfachte Euphorie der Fans zu befriedigen. Und genau diese zwei Argumente sollte sich der TSV 1860 in der nahen Zukunft besonders hinter die Löffel schreiben.

Punkt 1: Der frischgebackene Zweitliga-Aufsteiger 1. FC Kaiserslautern kassierte in 38 Spielen inklusive der Relegation gegen Dynamo Dresden nur 27 Gegentreffer - das sind nur 0,7 Gegentore pro Partie. In der Saison 2020/2021 wurde Dresden nach 38 Spielen mit nur 29 Gegentreffer Drittliga-Meister.

Zum Vergleich: Der Löwe kassierte in seinen 36 Ligaspielen 50 Gegentreffer. Das ist deutlich zu viel, um ganz nach vorne zu stoßen. Hier muss der Hebel angesetzt werden. In der Zentrale, aber auch über die beiden Flügel. Klar, der erste Verteidiger ist bereits der vorderste Stürmer - aber gute Abwehrarbeit will gekonnt sein und braucht Spezialisten mit Erfahrung. Und so braucht der TSV 1860 in dieser Linie dringend ein Upgrade mit Führungsqualität und überdurchschnittlichen Zweikampfwerten. Wenn der umworbene Jesper Verlaat vom SV Waldhof Mannheim zu den Löwen wechselt, dann hat die sportliche Leitung des TSV einen sehr guten Job gemacht. Einerseits zu erkennen, dass die eigene Abwehr die Achillesferse ist und zuletzt zu oft im Wackel-Modus war - und andererseits zu wissen, dass die Achse stimmen muss, wenn große Ziele erreicht werden sollen.

Lautern kehrt in die Zweite Liga zurück: Wie groß ist Deine Sehnsucht nach großem Fußball?

Umfrage endete am 08.06.2022 00:00 Uhr
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Ich kann auch mit der Dritten Liga leben!
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Teilnehmer: 5813

Punkt 2: Egal ob Berlin, Hamburg, Kaiserslautern oder Dresden - in diesen vier bisherigen Relegationsspielen strömten rund 210.000 Besucher zu den vier Schauplätzen. Das ist Fußball in Deutschland. Ein Selbstläufer. Faszinierend für die einen, ein Erfolgsgeschäft für die anderen. Und da sind wir schon mitten im Thema. Das Grünwalder Stadion, die aktuelle Heimspielstätte des TSV, wird nie wieder eine Bühne für großen Fußballsport bieten können - so schade das auch ist. Kult ja, Wirtschaftlichkeit nein! 15.000 oder 18.105 Zuschauer wie irgendwann angedacht, machen das Kraut nicht fett. München ist nicht Verl, Sandhausen oder Fürth. Wenn der Sport stimmt, dann ist bei 1860 alles möglich. Das lehrt die Geschichte.

Deswegen ist es die oberste Pflicht der Vereinsführung, den Löwen in der Stadionfrage eine Perspektive zu bieten. Geschäftsführer Marc Pfeifer hat vor einigen Wochen den Anfang gemacht - jetzt müssen die e.V.-Funktionsträger nachziehen. Die Meinung von Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik ist bekannt. Er macht das mit, was die Löwen auf Sicht finanziell besser aufstellt. Die “Schaun-mer-mal”-Politik darf nicht ihre Fortsetzung finden. Es muss gehandelt werden. Zum Wohl von Sechzig.