VON OLIVER GRISS UND ULI WAGNER (FOTO)

Heute befasst sich der Sportausschuss der Stadt München mit einer Vorlage, die vier verschiedene Bauvarianten für den Umbau des Grünwalder Stadions skizziert. Es zeichnet sich ab, dass eine Mehrheit der Empfehlung der städtischen Experten folgen und der Vollversammlung anschließend die teuerste Lösung vorschlagen wird: Die Ertüchtigung der Kultstätte für 77 Millionen Euro - doch ob es jedoch jemals zu diesem Umbau kommen wird, ist fraglich. Denn an der wichtigen Re-Finanzierung könnte das Projekt noch scheitern. Es geht um die Höhe der Miete und langfristige Zusicherungen der Löwen.

Sport-Bürgermeisterin Verena Dietl, die aus der Giesinger Szene kommt, wird in der “SZ” so zitiert: “Wir bauen das Stadion nur, wenn wir von den Vereinen eine schriftliche Willensbekundung haben, dass sie auch drin bleiben.” Und: Durch die Ertüchtigung wird das Stadion zweitligatauglich. Die erste Bundesliga ist dort unrealistisch. Falls 1860 in die Bundesliga aufsteigt, haben wir ein ganz anderes Thema.”

Diverse Löwen-Fans, die die eine Aversion gegen die Allianz Arena, aber auch gegen das Olympiastadion hatten und haben, kämpfen für ihre Heimat. Für sie ist nur das Grünwalder Stadion und alles drumherum das heilige Land. Und deswegen ist es freilich kein Zufall, dass sich jetzt wieder die “Freunde des Sechzger Stadions” einschalten und ihrem Umut Luft verschaffen. Das Schreiben im Wortlaut:

“Am 4. März 2022 forderten Löwenfans beim Heimspiel gegen den SC Verl: Stadionausbau gemeinsam vorantreiben – für Sechzig, Giesing und München. In Hinblick auf die Beschlussvorlage zum Umbau des Sechzgerstadions, die am 30. März 2022 im Sportausschuss des Münchner Stadtrats behandelt wird, war man optimistisch, dass es über 2,5 Jahre nach Veröffentlichung der Machbarkeitsstudie nun endlich losgehen kann mit den Planungen für den Umbau. Die Beschlussvorlage wurde mittlerweile veröffentlicht. Zunächst haben wir positiv registriert, dass lediglich die Variante 3.4 zur Abstimmung kommt und damit die weitgehendste. Außerdem befürworten wir, dass man sich um eine Markt- anstelle der Amortisationsmiete bemüht, da dies die Voraussetzung für eine wirtschaftlich sinnvolle Nutzung des Stadions ist.

Nie wieder Bundesliga im Grünwalder Stadion: Soll sich 1860 bei einem Umbau verpflichten, für Jahre dort zu spielen?

Umfrage endete am 13.04.2022 09:00 Uhr
Nein!
78% (3554)
Ja!
22% (1021)

Teilnehmer: 4575

Der Stadtrat soll laut Beschlussvorlage “einer grundsätzlichen Weiterführung des Planungsansatzes Nr. 3.4 […] sowie dem dargestellten weiteren Vorgehen [zustimmen]”. Wir sind sehr enttäuscht, dass der Beschluss nicht viel weiter als eine “Erneuerung” der politischen Willensbekundung geht und keinen “Startschuss” der Planungen bedeutet, der laut begleitendem Statement der 3. Bürgermeisterin Verena Dietl erst ein Jahr (!) später im 1. Quartal 2023 durch einen weiteren Stadtratsbeschluss mit Mittelfreigabe erfolgen soll. Die dann geplante Entscheidung für ein Mietmodell und die Beauftragung von Referat für Bildung und Sport und Baureferat hätte aus unserer Sicht Gegenstand des nun anstehenden
Stadtratsbeschlusses im April 2022 sein sollen und nicht erst in einem Jahr. Die Mietermittlung war seit Einreichung des Antrags auf Bauvorbescheid im Dezember 2019 möglich und hat nun schon über zwei Jahre gedauert. Dass jetzt noch ein ganzes weiteres Jahr hinzukommen soll, sorgt auf unserer Seite für Unverständnis. Darüber hinaus erscheinen die genannten 6 Jahre für Planung und Umsetzung der Ertüchtigung als ungewöhnlich lange.

Zum Vergleich: Für die Allianz Arena waren es ca. 3,5 Jahre vom Bürgerentscheid bis zur Eröffnung. Die weitere Verzögerung des Projekts und der Anstieg von Baukosten führen zu immer höheren Gesamtkosten, was im Sinne keines Beteiligten sein kann. Bezüglich der Ausweichspielstätte während des Umbaus des Sechzgerstadions plädieren wir dafür, dass Stadt und TSV 1860 gemeinsam nach einer Lösung suchen, um den Baubeginn in Giesing deutlich vor 2026 realisieren zu können.

Zum langfristigen Verbleib des TSV 1860 im Sechzgerstadion ist keine Alternative erkennbar. Ein grundsätzliches Bekenntnis der Löwen zum Standort Giesing gibt es längst, auch wenn das vonseiten der Landeshauptstadt München leider immer wieder anders suggeriert wird. Eine verbindliche Zusage kann es bekanntlich nur geben, wenn ein wirtschaftlicher Spielbetrieb sichergestellt ist. Eine Miete liegt dem TSV 1860 bis heute noch nicht vor. Wir hoffen hier auf die Offenheit der Stadt München, die sie im Zusammenhang mit anderen Sportgroßveranstaltungen bereits unter Beweis gestellt hat und wünschen uns eine Beschleunigung des stark in Verzug geratenen Projekts. Langwierige Diskussionen über einen Erbpachtvertrag halten wir für nicht zielführend, da hierdurch erneut erhebliche Terminverzögerungen zu erwarten wären.