VON OLIVER GRISS, BERND FEIL UND IMAGO (FOTO)

Klammert man Teile der wilden Bayernliga-Zeit aus, wurde der TSV 1860 vor allem auch von seinen guten Torhütern geprägt. Die Löwen hatten eigentlich immer Torsteher, auf die man sich verlassen konnte und ausgesprochen beliebt waren.

Der Größte war natürlich Petar Radenkovic (87), der in den 60er Jahren so ziemlich alles mit den Löwen gewann, was man gewinnen konnte: Pokalsieg 1964, Meister 1966 - Europapokalfinale 1965 in Wembley. Und: Radi war auch der erste Entertainer der Bundesliga. Er stand mit seinem Hit “Bin i Radi, bin i König” zeitweise sogar vor den Beatles in den “Top10”. Mit den Löwen hat der Serbe allerdings seit einigen Jahren abgeschlossen.

In den 70er Jahren hütete Bernd Hartmann lange das Tor des TSV 1860: Er kehrte mit den Löwen 1977 auch in die Bundesliga zurück. Nach Hartmann kam Thomas Zander. Er galt als Elfmeterkiller und einer der reaktionsschnellsten Keeper im deutschen Fußball. Der ehemalige Berliner war auch dabei, als den Löwen nach Platz 4 in der Zweitliga-Saison 1981/1982 die Lizenz entzogen worden ist.

In der wilden Bayernliga-Zeit wechselten desöfteren die Torhüter. Erst mit Rainer Berg kam wieder Stabilität auf diese Position. Er gehörte auch zu den unvergessenen Aufstiegshelden von Meppen. Doch mit der Rückkehr in die Bundesliga verlor Berg auch relativ schnell seinen Platz an Bernd “More” Meier. Der Aindlinger, der 2012 viel zu früh starb, klopfte zeitweise sogar ans Tor zur Nationalmannschaft - doch ein folgenschwerer Patzer im Derby gegen den FC Bayern am 11. April 1998 gegen Carsten Jancker kostete ihn seinen Job. Es war Meiers letztes Spiel für 1860.

Danach ging der Stern von Michael Hofmann auf: Der Oberfranke hielt die letzten vier Spiele in der Bundesliga-Saison 1997/1998 so stark, dass Werner Lorant Hofmann zur Nummer 1 kürte. In der Saison 1998/1999 hütete Hofmann alle 34 Spiele den Löwen-Kasten. Und doch sah sich Hofmann in der darauffolgenden Spielzeit, der besten seit Jahrzehnten, wieder auf der Bank. Er patzte bei der Generalprobe gegen den italienischen Drittligisten Lodigiani Rom und flog aus dem Tor. Hofmann wurde von Daniel Hoffmann abgelöst. Der Ex-Rostocker stand auch bei beiden Derby-Siegen gegen den FC Bayern (1:0/2:1) auf dem Platz. Am Ende wurden die Löwen sensationeller Vierter in der Bundesliga. In den beiden Champions League-Qualifikationsspielen gegen Leeds United (1:2/0:1) stand wieder Hofmann im Tor - es war ein ständiges Wechselspielchen. Als sich dann Hofmann im Uefa-Pokal verletzte, war plötzlich Simon Jentzsch die Nummer 1. Nach drei Spielzeiten zog Jentzsch weiter - zum VfL Wolfsburg.

In der Abstiegssaison 2003/2004 kehrte Hofmann ins Löwen-Tor zurück. Im darauffolgenden Jahr in der Zweiten Liga kam’s dann zur Wachablösung zwischen Hofmann und Timo Ochs, der aber kurze Zeit später dem Angebot von RB Salzburg nicht widerstehen konnte. Dann war Philipp Tschauner an der Reihe. Doch auch er zog weiter - zum FC St. Pauli. Und dann hatte der damalige Sportchef Miki Stevic eine grandiose Idee. Er verpflichtete von der Leverkusener Ersatzbank Gabor Kiraly. Ein Glücksgriff. Der Ungar stieg zum Publikumsliebling auf - und das nicht nur wegen seiner Jogginghose.

Im Sommer 2014 stellte sich der TSV 1860 neu auf: Es kam Sportdirektor Gerhard Poschner - und mit ihm wurde das Ende von Kiraly jämmerlich eingeleitet. Der Nationaltorwart wurde aussortiert, weil Poschner Stefan Ortega forcieren wollte. 1860 hatte sich seiner eigenen Stärke beraubt. In dieser Saison musste 1860 auch in die Relegation - und dort rettete Vitus Eicher gegen Holstein Kiel die Zweite Liga.

Danach gab es einen Zweikampf zwischen Ortega und Eicher - nicht zum Vorteil von 1860. Im Jahr 2017 stiegen die Löwen schließlich mit Stefan Ortega aus der Zweiten Liga ab. Ortega, der inzwischen bei Arminia Bielefeld zu den besseren Keepern in der Bundesliga gehört, leistete sich bei 1860 unzählige Fehler.

Nach dem Zwangsabstieg wollte Cheftrainer Daniel Bierofka eigentlich Maxi Engl zur Nummer 1 machen - doch der entschied sich kurzfristig für einen Wechsel zum damaligen Drittligisten Erfurt. Im nachhinein ein Glücksfall für 1860, denn Marco Hiller, der anfangs ziemlich wackelig unterwegs war, entwickelte sich kontinuierlich und ist heute die unumstrittene Nummer 1. Demnächst wird er aller Voraussicht nach einen neuen Zwei-Jahres-Vertrag unterschreiben und damit zur neuen Schlüsselfigur bei 1860 aufsteigen…

Hofmann (49) gegenüber db24: “Ein großer Vorteil ist bei 1860, dass die Fans die Torhüter immer getragen haben, auch wenn’s mal nicht so lief. Das ist schon ein Faustpfand.”