VON OLIVER GRISS UND LACKOVIC (IMAGO)

Der Österreicher Martin Stranzl war Ende der 90er Jahre bei 1860 eine der ganz großen Entdeckungen von Werner Lorant. Das Abwehr-Ass, das bei den Löwen zum Nationalspieler reifte, machte nach seinem Abschied 2004 große Bundesliga-Karriere: Erst wechselte er zum VfB Stuttgart, später zu Borussia Mönchengladbach, wo Stranzl zum Kapitän und emotionalen Leader aufgestiegen ist. Der 41-Jährige lebt heute in seiner Heimat in Güssing. Ein Comeback im Fußball würde ihn reizen.

In der “ran Bundesliga Webshow” sprach der heutige TV-Experte auch über seinen Entdecker: “Bei Werner Lorant habe ich ganz klar die Willensschulung und die Mentalität mitgenommen. Dafür bin ich ihm auch sehr dankbar. Da hat man gelernt, an seine Grenzen zu gehen und den eigenen Schweinehund zu überwinden. Heutzutage läuft ja fast jeder Spieler schon mit einem BH und einem GPS-Tracker rum und der Trainer erkennt auf dem Tablet, welcher Spieler raus muss. Wenn ich einen Spieler mit einer gewissen Qualität habe, dann kann ich erwarten, dass er die Verantwortung und das Gefühl hat, zu sagen, wann er ausgewechselt werden muss. Das ist auch ein Thema in der aktuellen Ausbildung der Spieler. Man muss auch ein Gefühl für die Mannschaft haben, man will Charaktere in der Mannschaft haben. Das war bei Werner Lorant vielleicht extrem, aber es hat mir sehr viel geholfen und weitergebracht.”

Typen mit Ecken und Kanten fehlen Stranzl im heutigen Profi-Karussell: “Echte Typen gibt es nicht mehr so häufig. Das ist auch dem geschuldet, wie wir unsere Spieler ausbilden in den Nachwuchsleistungszentren. Viele Spieler trauen sich das oftmals nicht zu, weil sie nach ein, zwei Fehlern selber wieder schlecht da stehen könnten. Dazu legst man dabei den Fokus auf die Mannschaft, um ein paar weitere Prozentpunkte rauszukitzeln und dadurch geht dann ein bisschen von der eigenen Leistungsfähigkeit verloren. Zusätzlich nimmt die psychologische Belastung zu und dann ist man selbst in einer Situation vielleicht nicht ganz konzentriert und es unterläuft einem ein Fehler. Man braucht jedoch solche Typen in der Mannschaft. Aktuell sind Spieler zwar da, aber man kann keinen herauspicken und sagen: Das ist der Leader.”