VON OLIVER GRISS, STEFAN MATZKE UND BERND FEIL (FOTO)

Die sechs Tage in Belek - es war ein nahezu perfektes Trainingslager. Erst recht, wenn Michael Köllner jetzt seine Wetter-App aktiviert und sieht, was seit dem Abschied der Löwen jetzt an der türkischen Riviera los ist: Dauerregen. Richtig ungemütlich. Türkgücü musste zum Beispiel seinen für Montag geplanten Test gegen einen rumänischen Erstligisten kurzfristig absagen - der Platz war unbespielbar.

Die Löwen sind in der Türkei zusammengewachsen. Deswegen antwortet Köllner auf die Frage, wer die Gewinner des Trainingslagers seien, kurz und knapp: “Die Mannschaft ist der Gewinner.” Doch es gibt aber noch mehr Gewinner, aber leider auch Verlierer. Die db24-Übersicht:

DIE GEWINNER

Die Mannschaft: Wer die Löwen in Belek beobachten durfte, muss diesen Eindruck gewonnen haben: Die Tage in Belek haben geholfen, dass der Teamgedanke noch mehr forciert wurde und die Mannschaft wieder eine Mannschaft ist. Insbesondere Stefan Lex und Stephan Salger zeigten sich hier verantwortlich, um an der ein oder anderen Schraube zu drehen. Es wurde zusammen gearbeitet, gelacht, gefeixt und am Ende sogar mit 3:1 gegen Rostock gewonnen. Zudem konnten die Löwen ihr neues Beton-System weiter verfeinern. Köllner: “Für uns war wichtig, dass wir das neue System verinnerlicht haben und sich für dieses System die ein oder andere Alternative aufgetan hat.” Die Löwen sind jetzt schwerer ausrechenbar mit drei verschiedenen Modellen.

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Michael Köllner: Der Oberpfälzer hat sich neu aufgestellt - das fiel auch Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik auf, als er aus Abu Dhabi auf seinen Social Media-Kanälen schrieb: “Köllner hat sich weiterentwickelt.” Er hat kurz vor Weihnachten unpopuläre Entscheidungen getroffen und die Löwen mit dem Aus von Kapitän Sascha Mölders und Co-Trainer Oliver Beer stimmiger gemacht. Köllner sagte in Belek: “Wenn die zwei Spiele gegen Dortmund und Würzburg nicht gut gegangen wären und wir mit Sascha nichts gemacht hätten, dann hätte es vielleicht am Ende mich erwischt.” Leicht sei ihm das nicht gefallen, aber um 1860 wieder in die Spur zu bekommen, war diese Maßnahme unausweichlich. Der Erfolg gibt ihm Recht: Drei Spiele, drei Siege.

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Das neue Sturm-Duo Lex & Bär: Seit dem Ende der Mölders-Ära treffen die beiden wie am Fließband. Gegen Dortmund (2:0) und Würzburg (3:0) haben sie sich die Treffer brüderlich aufgeteilt - auch gegen Rostock (3:1) waren Lex und Bär jeweils einmal erfolgreich. Köllner: “Es ist toll, dass der Lauf vom letzten Jahr weitergeht. Ich werde ihn auf keinen Fall unterbrechen.”

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Keanu Staude: Mit seinem Zuckerpass vor Lex’ 1:1-Ausgleich gegen Rostock unterstrich der Ex-Bielefelder seine überdurchschnittlichen Anlagen - plötzlich ist Staude laut Köllner sogar ein Kandidat für die Startelf, wenn Richard Neudecker nicht in die Puschen kommt. “Das freut mich für ihn”, sagte Köllner: “Wenn man gesehen hat, was er gemacht hat, als er reingekommen ist - das wäre eine sehr gute Möglichkeit mit ihm.”

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Leandro Morgalla: Der 17-jährige talentierte Verteidiger aus der U19 durfte das erste Mal die Atmosphäre eines 1860-Trainingslagers aufsaugen. Seine Chancen stehen in der Rückrunde nicht schlecht, dass er die ein oder andere Drittliga-Minute bekommt.

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Fabian Greilinger: Der Herz-Löwe unterstrich mit seinem unbändigen Willen, dass er seinen vorübergehenden Stammplatz nicht mehr abgeben will. Ihn zeichnet großer Fleiß aus - belohnt hat er sich mit seinem schönen Treffer zum zwischenzeitlichen 2:1 gegen Rostock. Ja, schießen kann er auch.

Hans Sitzberger: Der Vize-Präsident nahm sich im Trainingslager viel Zeit für die Fans. Mal für eine Schafkopfrunde, mal als Anführer der Touri-Gruppe in Belek. Zwischendrin präsentierte der Unternehmer stolz sein Sonder-Trikot “Turnhalle für 60 München”. Sitzberger hatte aber auch ein echtes Löwen-Leiberl im Gepäck.

Tim Linsbichler: Der 21-jährige Stürmer aus Österreich weiß nicht, wie ihm geschieht: Er wird sogar bei Toren im Training gefeiert. “Das taugt mir schon”, gesteht der Sommer-Neuzugang von 2020. Zuletzt gingen die Fans bei Bobby Wood so ab. Man darf gespannt sein, was passiert, wenn Linsbichler tatsächlich sein erstes Drittliga-Tor erzielt.

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DIE VERLIERER

Daniel Wein: Der Mittelfeldspieler musste verletzt in München-Giesing bleiben, versäumte somit die wichtigen Tage in Belek. Deswegen sagte Köllner: “Wir haben auch Verlierer. Ein Verlierer ist sicherlich Daniel Wein. Das muss man leider so sagen, weil er noch länger pausieren muss.” Heißt: Das Comeback des Allrounders lässt weiter auf sich warten. Wein legt eine Fußverletzung seit Wochen lahm. Laut Köllner handelt es sich um eine Stressfraktur.

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Kevin Goden: Der Rechtsverteidiger verpasste das Trainingslager in Belek, weil der Ex-Nürnberger als Corona-Kontaktperson (sein Vater wurde positiv getestet) galt. Deshalb konnte er nicht auf sich aufmerksam machen, um sich für einen Stammplatz zu empfehlen. Das ist ein weiterer Rückschlag für Goden, der im Sommer bereits mehrere Wochen mit einer Corona-Infektion ausgefallen war. “Auch Kevin ist ein Verlierer, leider ist das so”, meinte Köllner kurz und knapp. In dieser Woche soll Goden allerdings wieder ins Training einsteigen. Wird ihm nicht viel bringen: Er muss viel aufholen.

Merv Biankadi: Weil er die Generalprobe gegen Rostock verpasste, ist davon auszugehen, dass die Heidenheimer Leihgabe zum Liga-Start gegen Wiesbaden (Samstag, 14 Uhr) nicht zur ersten Garnitur gehört. Obwohl die medizinische Abteilung bei ihm längst grünes Licht gegeben hat, war er in Belek nicht voll belastbar. Ein mentales Problem?

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Niki Lang: Der Abwehrspieler aus Starnberg konnte nach seiner wochenlangen Verletzungspause vor der Winterpause zwar die Einheiten in Belek voll durchziehen, doch der Stammplatz neben Vize-Kapitän Stephan Salger gehört vorerst Semi Belkahia. Lang, dessen Vertrag im Sommer ausläuft, muss sich gedulden und auf eine neue Chance warten.

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Die Fans: Zirka 80 Anhänger durften die Löwen in Belek auf Schritt und Tritt verfolgen und bekamen dabei exklusive Eindrücke - die Fans verhielten sich in großen Teilen vorbildlich, auch weil sie in Corona-Zeiten den Spielern nicht zu sehr auf die Pelle gerückt sind. Günstig: Der All inklusive-Status im Hotel Sueno Deluxe. Jetzt müssen die Fans aber in den Geisterspiel-Modus zurück - die einzige Alternative heißt: MagentaSport.