VON OLIVER GRISS UND STEFAN MATZKE (FOTO)

Die 64. Minute in der Gloria Sports Arena in Belek: Tim Linsbichler steht an der Seitenlinie und ist zur Einwechslung bereit - dann kommen sie, die ersten lautstarken Fan-Sprechchöre von der Tribüne: “Linsi, Linsi.” Auch danach, als der 3:1-Testsieg über den Zweitligisten Hansa Rostock fixiert ist, wird der schlaksige Österreicher vom Löwen-Publikum gefeiert. Selbst im Training im Belek-Camp. Wenn er eine Bude macht, dann erheben sich die Fans und rufen den Namen des 21-Jährigen.

Linsbichler weiß nicht, wie ihm geschieht, denn geliefert hat er in Form von Toren noch nicht bei 1860. Seine Bilanz: Null Treffer.

Warum er trotzdem gefeiert wird? “Diese Frage stelle ich mir auch. Das hat angefangen, als wir im Sommer in Windischgarsten waren, ausgelöst wahrscheinlich durch die österreichischen Löwen-Fans. Dass sich das jetzt über das halbe Jahr durchgezogen hat, überrascht mich”, sagt Linsbichler im Trainingslager in Belek - und fügt lächelnd hinzu: “Aber das taugt mir. Es ist schon ein cooles Gefühl, wenn die Fans im Training deinen Namen rufen.” Wie steht Michael Köllner dazu? “Vielleicht hat er ein paar Fans auf der Tribüne bestochen - oder sein Vater hat das getan”, scherzte der Trainer am Freitag nach dem Abpfiff: “Nein, mich freut das für den Jungen. Ich glaube, es ist immer wichtig, wenn die Spieler merken, dass sie bei uns willkommen sind. Das ist das größte Kompliment, was du als Spieler bekommen kannst.”

Und Linsbichler verrät, dass dieses Thema längst die Kabine erreicht hat und er aufgezogen wird. “Die anderen Spieler fragen natürlich, wie ich das angestellt habe, dass mich die Fans so feiern.” Vielleicht liegt’s an seinem adretten Erscheinungsbild: Großer Typ mit 1,93 Meter, blonde Haare mit Hipsterzopf, gutaussehend, höflich und schlagfertig - ein Traum für jede Schwiegermutter. Ja, und dann kommt noch der Wiener Dialekt dazu - und fertig ist der neue 1860-Fanliebling.

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Linsbichler weiß, dass er bei 1860 jetzt den nächsten Schritt gehen muss - nicht nur im Training treffen muss, sondern auch in der Dritten Liga. Er hofft, dass er sich an der Grünwalder Straße durchsetzen kann: “Ich glaube, so einen Spieler wie mich - groß und vorne drin - den haben wir nicht wirklich. Abschlüsse im Strafraum sind meine Stärke, ansonsten gibt es überall Luft nach oben. Auch am Ball muss ich noch ruhiger werden.” Damit die Fans auch irgendwann Linsbichlers erstes Profi-Tor feiern können.