VON OLIVER GRISS UND BERND FEIL (FOTO)

Die Sechzger haben in dieser Woche Schlagzeilen geliefert - auch wegen der Freistellung von Kapitän Sascha Mölders (36). Das zweiseitige db24-Interview mit dem 73-jährigen Kult-Löwen Werner Lorant.

db24: Grüß Gott, Herr Lorant: Wir müssen reden über 1860…

WERNER LORANT: Servus, Urlauber! Schon wieder? Was ist denn bei euch da oben schon wieder los?

db24: Leider nicht viel: Sportliches Niemandsland in der Dritten Liga und das abrupte Aus von Kapitän Sascha Mölders bei 1860…

Was da immer los ist… Ich kann mir den Rumpel-Fußball sowieso nicht mehr anschauen. Was haben die für Ziele? Es ist schon traurig, was aus 1860 geworden ist. Im Reden sind sie ganz vorne, Fortschritte sehe ich leider nicht.

db24: Kommen wir mal zu den Fakten: Die Löwen haben Kapitän Sascha Mölders freigestellt. Michael Köllner baut nicht mehr auf ihn - mit dem Hinweis, dass er mit den Trainings- und Spielleistungen des Kapitäns nicht mehr zufrieden ist.

Was ist das denn für ein Blödsinn? Der Trainer ist für die Fitness eines Spielers verantwortlich. Köllner macht es sich zu einfach. Er hat einmal gesagt, dass man einen Mölders nicht mehr ändern kann. Falsch! Wenn Mölders nicht mehr laufen will, dann schick ich ihn an die Isar und da läuft er solange, bis er kotzt. Ich hätte Mölders den Kopf gewaschen. Er gibt ein altes Sprichwort: So, wie du trainierst - so spielst du auch! Das Problem mit Mölders ist für mich hausgemacht. Natürlich hat ein Profi auch eine Eigenverantwortung zu tragen. Glauben Sie, dass ich jemals einen Spieler eingesetzt hätte, der mit einer Wampe ankommt und das auch noch mit Merchandising-Produkten feiert?

db24: Natürlich nicht!

Sehen Sie! Hier geht es um Professionalität - und die sehe ich in vielen Dingen bei meinem Verein nicht. Mölders hat mit seinen T-Shirts den Profifußball bei 1860 brüskiert. Er hat die Löwen als seine persönliche Spielwiese, seine Bühne benutzt. Das war respektlos gegenüber dem Verein, der ihn über viele Jahre bezahlt hat. 1860 hätte es nie soweit kommen lassen dürfen. Das zeigt, dass man überfordert ist, einen Spieler wie Mölders zu bändigen. Das ist kein gutes Zeugnis. Wo ist der Sportliche Leiter? Wo ist die Geschäftsführung? Wo ist der Präsident? Aber Mölders zu diesem Zeitpunkt aufs Abstellgleis zu stellen, das ist für mich Alibi. Man will von eigenen Fehlern ablenken und sucht jetzt einen Schuldigen für das sportliche Scheitern. So einfach geht das nicht. Ich behaupte: Die ganze Mannschaft ist nicht richtig fit - aber das ist nur meine Ferndiagnose.